Sascha Becker ist Fachexperte Biometrie bei der Allianz © Allianz
  • Von Oliver Lepold
  • 27.07.2018 um 10:00
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Der Wettbewerbsdruck der Versicherer bei den Berufsunfähigkeitsversicherungen ist groß. Doch auf welche Aspekte kommt es bei der Auswahl eines Produktes vor allem an? Pfefferminzia sprach darüber mit Sascha Becker, Fachexperte Biometrie bei der Allianz im Bereich Marketing Leben Stuttgart.

Auch die Leistungsquoten unterscheiden sich zum Teil um mehr als 13 Prozentpunkte. Wie erklären Sie sich das?

Eine hohe Leistungsquote ist Ausdruck seriöser Kalkulation und hoher Kundenorientierung. Der BU-Markt ist seit etwa fünf Jahren besonders stark umkämpft, ähnlich dem Kfz-Versicherungsmarkt. Der Hintergrund: Durch das Niedrigzinsumfeld sind die Erträge aus dem Altersvorsorge-Geschäft bei vielen Anbietern eingebrochen – weshalb der Fokus auf anderen Produkten liegt, zum Beispiel auf der BU-Vorsorge. Weil BU-Versicherungen zum Großteil von Kunden im Alter zwischen 20 und 35 Jahren abgeschlossen werden, das BU-Risiko aber erst ab dem 40. Lebensjahr stark ansteigt, vergehen meist viele Jahre zwischen Vertragsabschluss und Eintritt des Leistungsfalls. Vermutung: Versicherer, die sich aktuell viele Risiken zu sehr niedrigen Beiträgen ins Kollektiv holen, werden die Auswirkungen erst mehrere Jahre später spüren – und die Kunden werden die Folgen mittragen müssen. Es gibt Anbieter, die bereits heute nahezu jeden zweiten Antrag auf Leistung ablehnen. Wer beim Abschluss nur auf den Zahlbeitrag achtet und weniger auf die allgemeine Leistungsfallpraxis des Versicherers sowie auf Leistungsausschlüsse und Klauseln, dem droht eventuell ein böses Erwachen!

Wie sinnvoll sind in diesem Zusammenhang BU-Ratings?

Ratings sind für jedes Produkt sehr nützlich. Sie liefern dem Makler die Sicherheit, dass er dem Kunden einen wertvollen Tarif verkauft. Allerdings gibt es bei der BU Grenzen. Diese Grenze bilden die Bedingungen. Da sie einerseits die Grundlage des Ratings bilden, sich aber andererseits kaum noch unterscheiden.  Dagegen geben die Teilratings Aufschluss über Kompetenz und Finanzkraft eines Lebensversicherers und sind wichtige Punkte bei der Absicherung eines biometrischen Risikos.

In welcher Reihenfolge sollte ein Makler gewichten, wenn er nach einem optimalen Tarif für seinen Kunden sucht?

Die eben erwähnte Finanzkraft ist das Wichtigste. Sie spielt eine entscheidende Rolle. Denn Beitragsstabilität und nachhaltige Leistungsfähigkeit in der BU sind maßgeblich davon abhängig. Erst dadurch wird die Voraussetzung für eine hohe Überschussbeteiligung im Leistungsfall durch Steigerungen der BU-Rente geschaffen. Direkt dahinter folgen die Annahme- und die Leistungsquote.

Welche Trends in der BU-Versicherung sehen Sie für die nächsten Jahre?

Die Prämienentwicklung sollte sich zukünftig wieder bei einem Wert einpendeln, der einer BU tatsächlich gerecht wird. Qualitative Elemente werden sich wieder durchsetzen.

Einen großen Trend erwarte ich zudem bei alternativen Konzepten zur Arbeitskraftabsicherung, weil die BU für manche Berufsgruppe zu teuer ist. Zusätzlich sehe ich als ein weiteres wichtiges Thema die Unterstützungsleistungen an. Sie können Mehrwerte für den Kunden generieren und bilden damit Anknüpfungspunkte für den Vertrieb. Aber auch gänzlich neue Formen, wie das Belohnen einer gesunden Lebensweise, könnte in die BU integriert werden und vielleicht für geringere Beiträge sorgen.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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