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Wolfgang Riecke ist seit 2020 SHB-Vorstandsmitglied. © SHB
  • Von Redaktion
  • 07.12.2023 um 14:41
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:45 Min
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Die SHB Versicherung aus Königswinter blickt auf über 100 Jahre Geschichte zurück. Gestartet ist sie als eine Glasschaden-Hilfskasse für Bäcker. Inwiefern diese Wurzeln auch heute noch nachwirken, warum man die Zielgruppe jetzt breiter aufgestellt hat, weshalb eine geplante Fusion mit der Signal Iduna platzte und welche Pläne es für die nächsten Jahre gibt, besprachen wir im Interview mit Vorstand Wolfgang Riecke.

Pfefferminzia: Herr Riecke, die SHB gibt es nun schon seit über 100 Jahren, 102 um genau zu sein. Sie sind gestartet als eine Hilfskasse für Bäckereibetriebe, die sich damals zusammengeschlossen haben. Wie prägt diese Historie ihr Unternehmen bis heute?

Wolfgang Riecke: Diese Tradition, Handwerksbetriebe zu versichern, hat uns sehr geprägt. Wir sind immer ein kleiner Versicherer gewesen, ein verlässlicher Partner für den Handwerksbetrieb. Unser Handeln ist auf Vertrauen und Ehrlichkeit ausgerichtet. Werte wie Offenheit, Wahrheit, Fairness, Beständigkeit und Klarheit sind uns wichtig. Unsere Mitglieder und Vertriebsgeschäftspartner, vor allem aber auch unsere Mitarbeiter, stehen im Zentrum unseres Handelns.

Was genau unterscheidet Sie denn von den größeren Wettbewerbern am Markt?

Riecke: Wir haben sehr kurze Entscheidungswege, auch sehr kurze Prozessstrecken für neue Produkte. Bei uns steht tatsächlich jeder als Ansprechpartner zur Verfügung, vom Vorstand bis zum Sachbearbeiter, sowohl für Mitglieder als auch für Makler. Und das wird auch so bleiben.

Sie haben sich kürzlich neu ausgerichtet: Vom reinen Fokus auf Bäckereibetriebe haben Sie sich ein wenig verabschiedet und sich auch für andere Lebensmittelbetriebe geöffnet. Wie läuft es denn mit dieser neuen Ausrichtung?

Riecke: Das läuft gut. Grundsätzlich gilt: Unsere Fokusbranche bleiben Bäckereibetriebe. Da sind wir mit groß geworden, das ist unsere Tradition. Gleichwohl ist es wichtig zu erkennen, dass man mit einer Sparte oder einer Betriebsart allein in dem heutigen Marktumfeld nicht existieren kann. Deshalb ist es wichtig, sich zu öffnen. Das heißt, neben dem Bäckerhandwerk richtet sich unser Fokus jetzt auch auf den Lebensmittelhandel und auf lebensmittelverarbeitende Betriebe. Dazu gehören etwa Fruchtsafthersteller, Brauereien oder Röstereien, aber auch die Tiefkühlkost, also größere Gewerke. Man muss schauen, welche Trends es gibt und wo die Wachstumspotenziale liegen.

Was sagen Ihre Mitglieder dazu?

Riecke: Den Mitgliedern ist klar, dass wir eine Eigenständigkeit haben und die auch erhalten wollen. Und da ist es zwingend erforderlich, dass wir beweglich bleiben. Gerade auch wenn man sieht, was in den vergangenen drei Jahren mit Betrieben passiert ist. Die kleineren und mittelgroßen verschwinden teilweise vom Markt. Unterm Strich werden die Betriebe größer und die Umsatzzahlen steigen. Da ist es wichtig, dass wir als kleiner Versicherer in diesen großen Gebilden auch unsere Fußspuren hinterlassen. Und das können wir, weil wir entsprechende Zeichnungskompetenzen auch über die Rückversicherung haben. Das gibt uns auch eine Zukunftsperspektive.

Sie konzentrieren sich aber nicht nur auf Gewerbekunden, sondern verstärkt auch auf Privatkunden. In den vergangenen 18 Monaten haben Sie drei neue Produkte gestartet: eine Privathaftpflicht, eine Hausrat- und eine Wohngebäudeversicherung. Was ist Ihnen bei der Produktentwicklung wichtig?

Riecke: Das Wichtigste ist sicherlich, dass die Entwicklung am Bedarf des Kunden und der Mitglieder und natürlich an den Vorstellungen des Maklers gebunden ist. Und in dieser Geschwindigkeit von 18 Monaten drei schicke Privatkundenprodukte hinzubekommen, das ist schon à la bonne heure. Bei allen drei Produkten haben wir immer Makler mit eingebunden, um zu erfahren, was der Markt und was der Endkunde braucht.

Nun haben Sie die Rolle der Makler bei der Produktentwicklung angesprochen. Welche Rolle spielt bei Ihnen denn der Vertrieb über Makler?

Riecke: Die Rolle der Makler im Vertrieb ist für uns mittlerweile sehr wesentlich. Wir kommen vom reinen Ausschließlichkeitsvertrieb. Aber mit der Veränderung, die 2018 mit dem Fusionsthema stattgefunden hat, wurde der Vertrieb komplett umstrukturiert – auch um den größeren Playern in der Branche anders begegnen zu können. Dabei ist es uns wichtig, dass wir neben den großen Maklerhäusern auch kleinere an uns binden, weil die sich stärker auf den Privatkunden fokussieren. Kurzum: Es geht für unser Haus nicht mehr ohne Makler.

Sie haben gerade schon kurz angedeutet, dass es 2018 eigentlich eine Fusion mit der Signal Iduna geben sollte. Das haben Ihre Mitglieder damals aber abgelehnt. Welche Auswirkung hatte das denn auf die SHB?

Riecke: Das Jahr 2018 ist tatsächlich ein Umbruchsjahr für die SHB gewesen. Der vom Aufsichtsrat mitgetragene Fusionsgedanke wurde in der Mitgliedervertreterversammlung in Weimar einstimmig verworfen. Die Folge war, dass der komplette Aufsichtsrat neu strukturiert werden musste und es auch Auswirkungen auf die Geschäftsleitung gab. Das hat unter anderem zu sehr viel Verunsicherung bei den Mitarbeitern und den Geschäftspartnern geführt. Das hängt noch nach. Aber mittlerweile ist es uns, glaube ich, gut gelungen, neues Vertrauen aufzubauen und wieder stabil dazustehen.

Ist das Thema Fusion jetzt vom Tisch?

Riecke: Das kann man in der heutigen Zeit gar nicht sagen. Wenn man sieht, was am Markt jetzt gerade passiert, dass große Maklerhäuser andere Häuser kaufen, dass Versicherungen über Holdings zusammengeschlossen werden oder fusionieren, kann man Synergien oder strategische Zusammenarbeiten nie kategorisch auszuschließen. Ich möchte aber auch betonen, dass ich bei der SHB angetreten bin, um ganz klar die Fahne für die Eigenständigkeit und die Selbstständigkeit hochzuhalten. Das gilt auch für meinen Vorstandskollegen Alfred Mathy. Und da halten wir natürlich dran fest. Trotzdem gilt: Sag niemals nie.

Was haben Sie sich für die Zukunft noch vorgenommen? Was wollen Sie noch erreichen?

Riecke: Wir wollen weiter wachsen, gesund wachsen. Also, Ertrag vor Umsatz ist ganz, ganz wichtig. Bis 2027 möchten wir gemeinsam in der SHB ein Volumen von 10 Millionen Euro Beitrag verwalten. Wir arbeiten außerdem an einem neuen IT-System und der Dunkelverarbeitung von Produkten im Privatkundenbereich. Dann geht es darum, neue Synergien mit Assekuradeuren und Maklern, gegebenenfalls auch mit Versicherern, zu finden. Und letztlich ist für mich ganz wichtig, dass die Mitarbeiter, die Mitgliedervertreter und natürlich die Makler zufrieden sind. Und das kriegen wir am besten hin, wenn wir unsere Tradition wahren und gleichzeitig weiterhin eine schnelle Anpassungsfähigkeit zeigen.

>> Mehr Infos zur SHB finden Sie hier.

>> Und hier kommen Sie zu einem Film über die SHB.

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