60 Euro im Monat spart die alleinerziehende Mutter Birgit Blech in eine Riester-Rentenversicherung ein. Der Staat schließt mehr als das fünffache hinzu. Zufrieden ist sie mit dem Ergebnis aber nicht. © Screenshot ARD
  • Von Lorenz Klein
  • 10.02.2021 um 15:24
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Rund 437.000 Euro muss der Elternverein eines Kindergartens aufbringen, um die Verluste der Caritas Pensionskasse auszugleichen – das sind 13 Euro pro Kind und Monat über Jahrzehnte hinweg. Über diesen Fall und über die Probleme einer Riester-Sparerin berichtet der ARD-Film „Keine Zinsen – Miese Rente“. Klar ist: Die Lebensversicherer kommen gar nicht gut weg.

Wobei die Kostenquote ihres Vertrages tatsächlich immens ist: 60 Prozent des eingezahlten Kapitals gingen im Falle von Frau Blech für Kosten und Provisionen drauf, wie der hinzugezogene Honorarberater Michael Ritzau errechnet. „Ich möchte jetzt nicht sagen, das lohnt sich für sie gar nicht“, sagt er, weil sie ja mittels der Riester-Kinderzulage irgendwie ins Plus gehievt werde.  

„Verbrennungsmotor für Steuergelder“

Dem langjährigen Riester-Kritiker Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten (BdV), dürfte die Aussage des Honorarberaters nicht überzeugen. „Diese Verträge sind unterm Strich nichts anderes als ein Verbrennungsmotor für Steuergelder“, wird er vor der Kamera zitiert.    

CDU-Politiker Weiß sinniert über Riester-Reform

Der Film weist als nächstes darauf hin, dass auch die Bundesregierung an einer Reform der Riester-Rente arbeite, auch wenn die „Meinungsbildung“ des Bundesfinanzministeriums hier noch nicht abgeschlossen sei, wie der Autor aus einer Stellungnahme zitiert. Deutlich konkreter wird Peter Weiß, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion. Denn er deute an, wohin bei Riester „die Reise gehen soll“, so der ARD-Sprecher.

„Jetzt lieben die Deutschen die Garantie, aber sie machen sich keine Gedanken darüber, dass die Garantie Geld kostet“, berichtet der CDU-Politiker. Weiß könne sich „sehr gut vorstellen, dass wir in Zukunft den Sparern zwei unterschiedliche Angebote machen – eines mit Garantien und eines mit reduzierter Garantie und dann mit einer freieren Anlagemöglichkeit und eventuell höheren Renditen“, skizziert der Rentenexperte der Koalition. Dann könne der Sparer eine Entscheidung treffen, so Weiß.

Film-Autor Houben erteilt nun dem Versicherungskritiker Walz wieder das Wort – und der Autor unkt bereits im Vorfeld: Wenn Riester-Versicherer „keine Garantie mehr geben müssen, droht die Gefahr, dass Privatkunden über den Tisch gezogen werden“. Nach dieser Einleitung darf Wissenschaftler Hartmut Walz auch seinen lustigen Vampir-Vergleich in die Kamera sprechen: „Ich würde einer Versicherung nicht das Geld geben, ohne Garantie – weil, was machen die damit? Das ist ja wie, wenn ich mein Blut spende für eine Blutbank, wo die Vampire die Buchhaltung machen. Aber wenn die Versicherer keine Garantie mehr zahlen müssen, erhöhen die ihre Kosten. Und ich darf ja nicht mal in die Kalkulation gucken.“

„Ein garantiefreies Produkt bei einem Versicherer ist unmöglich“

Und fügt hinzu: „Ein garantiefreies Produkt bei einem Versicherer ist unmöglich.“ Was lernen wir daraus, fragt man sich als Zuschauer: Wenn die Lebensversicherer Garantien geben, ist das schlecht, weil die ja so teuer sind und Rendite kosten. Und wenn die Lebensversicherer keine Garantien geben, ist das auch schlecht, weil sie dann – von allen Fesseln befreit – vollends in die eigene Tasche wirtschaften. Jetzt mal grob verkürzt.  

Immerhin darf Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), sich dem Argument der „Kosten-Keule“ zur Wehr setzen: Der Vorwurf sei so nicht richtig, sagt er. „Kostentransparenz ist für uns gesetzlich vorgeschrieben. Wir müssen unsere Kostenstruktur offenlegen.“ Und weiter: „Wir benennen seit 2015 für Lebensversicherungen die Kostenstruktur in einer einzigen Kennzahl, das sind die Effektivkosten – das machen wir.“  

Zurück zu Birgit Blech: Honorarberater Ritzau empfiehlt ihr, bis zum Beginn ihrer Rente in 15 Jahren in Aktienindex-Fonds – kurz ETFs – zu investieren. Konkret verweist er auf den MSCI World Aktienindex, in dem die wichtigsten globalen Unternehmen gelistet sind. Bei ETFs beliefen sich die laufenden Kosten auf lediglich 0,15 Prozent. Das sei „Faktor 20“ niedriger als bei den Spar-Verträgen von Frau Blech, berichtet Ritzau. Jetzt muss sie sich nur noch trauen.

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Pfeffer Paul
Vor 3 Jahren

437k sind wirklich jede Menge Geld! Mal sehen, wie das weitergeht. Interessant ist es auf jeden Fall, vielen Dank.

Bernd Krone
Vor 3 Jahren

Vielleicht verstehe in da was falsch:

Ich zahle von 2011 bis 2034, also 23 Jahre 5 € im Monat ein und bekomme dafür lebenslang 28,54 € im Monat ausgezahlt. Hmmm, finde ich nicht so ganz schlecht.

Wenn mann jetzt mal folgende Berechnung, ganz grob anstellt, finde ich es immer noch nicht so ganz schlecht:
23Jahr x 60 € (5 € im Monatx12) = 1380 € insgesamt eingezahlt. 28,54
12 x 28,54 € = 342,48 € im Jahr ausgezahlt
342,48 € x 10 Jahre = 3424,80 € ausgezahlt.
342,48 € x 15 Jahre = 5137,20 € ausgezahlt.
Schlechte Rendite? Bitte daran denken, dass ich nur 1380 € eingezahlt habe.
Die Wahrscheinlichkeit mindestens noch 10 Jahre nach Eintritt der Rente zu leben, halte ich für wahrscheinlich. Selbst 15 jahre Renter-Dasein ist nicht wirklich unwahrscheinlich.

    Gabriel
    Vor 3 Jahren

    Der Staat (wir) hat noch 7000 dazu gelegt. Dafür ist es dann wirklich nicht sehr lukrativ. Da hätte man ihr die 7000 auch direkt geben können.

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Pfeffer Paul
Vor 3 Jahren

437k sind wirklich jede Menge Geld! Mal sehen, wie das weitergeht. Interessant ist es auf jeden Fall, vielen Dank.

Bernd Krone
Vor 3 Jahren

Vielleicht verstehe in da was falsch:

Ich zahle von 2011 bis 2034, also 23 Jahre 5 € im Monat ein und bekomme dafür lebenslang 28,54 € im Monat ausgezahlt. Hmmm, finde ich nicht so ganz schlecht.

Wenn mann jetzt mal folgende Berechnung, ganz grob anstellt, finde ich es immer noch nicht so ganz schlecht:
23Jahr x 60 € (5 € im Monatx12) = 1380 € insgesamt eingezahlt. 28,54
12 x 28,54 € = 342,48 € im Jahr ausgezahlt
342,48 € x 10 Jahre = 3424,80 € ausgezahlt.
342,48 € x 15 Jahre = 5137,20 € ausgezahlt.
Schlechte Rendite? Bitte daran denken, dass ich nur 1380 € eingezahlt habe.
Die Wahrscheinlichkeit mindestens noch 10 Jahre nach Eintritt der Rente zu leben, halte ich für wahrscheinlich. Selbst 15 jahre Renter-Dasein ist nicht wirklich unwahrscheinlich.

    Gabriel
    Vor 3 Jahren

    Der Staat (wir) hat noch 7000 dazu gelegt. Dafür ist es dann wirklich nicht sehr lukrativ. Da hätte man ihr die 7000 auch direkt geben können.

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