- Von Andreas Harms
- 12.02.2025 um 15:27
Der Investmentverband BVI hat einen Vorschlag für eine neue Aktienindex-Familie auf den Tisch gelegt. Die European All Shares Index Family soll verschiedene Segmente der EU-Kapitalmärkte abdecken, heißt es (das Papier in englischer Sprache gibt es hier).
Am Ende sollen alle in der Europäischen Union (EU) börsennotierten Unternehmen somit sichtbarer, vergleichbar und transparent werden. Vor allem kleinere Aktienmärkte würden somit deutlich sichtbarer werden. Ein all diese Aktien enthaltender Index könnte laut BVI EU All Share Index heißen und rund 3.600 Unternehmen aus den 27 EU-Ländern enthalten.
Selbstverständlich sollen die Indizes auch als Grundlagen und Vergleichsindizes für Investmentfonds dienen. Also sollen sich einerseits aktive Fondsmanager an ihnen messen. Andererseits wird es früher oder später börsennotierte Indexfonds (ETF) geben, die genau diese EU-Indizes nachbauen.

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Damit das aber auch wirklich passiert, sollen die Indizes möglichst kostengünstig berechnet werden. Und lizenziert. Es ist kein Geheimnis, dass die großen Indexhäuser wie MSCI, Russell und Stoxx sich ihre Lizenzen gut bezahlen lassen.
Bisher sitzen ETFs für europäische Aktien hauptsächlich auf Indizes von MSCI und Stoxx auf. Wobei sich MSCI Europe und Stoxx Europe einigermaßen entsprechen. Beide beziehen sich auf das geografische Europa, schließen also Schweiz, Vereinigtes Königreich und Norwegen mit ein. Oder wie es die Indexhersteller immer ausdrücken: Es sind die sogenannten entwickelten Länder. Osteuropäische EU-Länder wie Estland, Lettland, Litauen, Polen und Tschechien fehlen (Will man sie mit dabeihaben, muss man auf All-Country-Varianten der Indizes zurückgreifen). Die Paletten MSCI EMU und Euro Stoxx beschränken sich hingegen auf die Eurozone.
Sollen das wirklich runde Europa-Investments sein? Wohl kaum. Reine EU-Indizes in der Form, wie die EU wirklich aufgebaut ist, spielen in der Aktienindex-Welt die Nebenrolle. Wenn es sie überhaupt gibt.
Das prangert auch der BVI in seinem Vorschlag an, indem er schreibt: „Die Daten deuten darauf hin, dass in der EU nur etwa die Hälfte der Aktienmärkte, die als entwickelte Märkte eingestuft werden, in den Indizes der beliebtesten unabhängigen Indexanbieter wie MSCI und FTSE Russell enthalten sind. In der Praxis sind nur die großen Unternehmen in solchen Indizes enthalten. Die kleineren Märkte in Mittel-, Ost- und Südosteuropa werden durch die Nichtaufnahme in solche Indizes erheblich benachteiligt.“
Nun sollen also solche Indizes her und mit ihnen auch Teilindizes für einzelne Länder, Regionen und Branchen.

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