Neubauten im nordbadischen Dossenheim: Hauskreditnehmer sollten vielleicht wieder bausparen © picture alliance / Daniel Kubirski
  • Von Andreas Harms
  • 03.08.2022 um 12:24
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Die gestiegenen Zinsen für Baukredite haben nicht nur Immobilienkäufer wachgerüttelt. Sie könnten auch für das Comeback einer lange vernachlässigten Sparform sorgen: das Bausparen.

Das gestiegene Zinsniveau macht’s möglich: Die Baufinanzierer Interhyp und Dr. Klein trommeln plötzlich wieder in trauter Eintracht für eine lange abgemeldete Sparform – das Bausparen. Denn durch Bausparverträge könne man sich heute schon Kreditzinsen in 5 bis 15 Jahren sichern, so die Aussage. Das könnte für jene Hauskäufer und -bauer interessant sein, die ihren Kredit in der extremen Niedrigzinsphase 2020 und 2021 zu weniger als einem Prozent aufgenommen haben. Denn sie könnten später, wenn die Zinsbindung ausläuft eine böse Überraschung erleben. Schon heute pendeln laut Interhyp die Zinsen für zehnjährige Kredite um die Marke von 3 Prozent.

Hintergrund: Bausparverträge bestehen aus einer Spar- und einer Kreditphase. Kunden zahlen einige Jahre ein, bis der Vertrag zuteilungsreif wird. Das ist ab fünf Jahre aufwärts normalerweise der Fall. Dann bekommen sie ihr Guthaben plus einen niedrig verzinsten Kredit oben drauf, den sie dann abzahlen müssen.

Laut Interhyp liegen dort die Zinsen zwischen 0,45 und 2,35 Prozent. Damit waren sie in der Niedrigzinsphase natürlich nicht sonderlich interessant. Jetzt können sie jedoch eine wichtige Funktion ausüben. „Bauspardarlehen lassen sich bei der Anschlussfinanzierung als Baustein nutzen, indem sie beispielsweise direkt als Sondertilgung eingebracht werden. Das reduziert die Höhe der Restschuld – und damit die Verbindlichkeiten aus der klassischen Immobilienfinanzierung“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin fürs Privatkundengeschäft bei Interhyp. Demnach sei der Bausparvertrag dann eine Forward-Option, um die Restschuld bis zu 15 Jahre im Voraus mit einem bekannten, niedrigeren Zinsniveau abzusichern. Den Kredit für das Jahr 2030 gebe es dann sozusagen für das Niedrigzinsniveau von gestern.

Ähnlich sieht man es beim Konkurrenten Dr. Klein, der bereits das „Comeback des Bausparvertrags“ ausruft. „Zum einen war die Guthabenverzinsung nicht der Rede wert – und das ist sie auch heute noch nicht. Zum anderen war das Zinsniveau jahrelang ohnehin niedrig, Baufinanzierungen waren günstig“, sagt Baufi-Spezialist Thomas Saar. Doch das habe sich geändert, weil die Kreditzinsen nun wieder um 0,6 bis 1,5 Prozentpunkte unter denen klassischer Annuitätendarlehen liegen (das sind die mit den konstanten Raten und steigendem Tilgungsanteil).

Ein Stolperstein beim Bausparen

Der Baufinanzierer hat auch gleich eine Faustrechnung beigelegt, wie viel man denn für einen Kredit sparen muss. Bei einer Vertragssumme von 50.000 Euro (Guthaben und Kredit zusammen) sind 40 Prozent anzusparen. Das sind 20.000 Euro. Wenn man die in sieben Jahren erreichen will, macht das 238 Euro im Monat. Zinsen und Gebühren sind hier allerdings außen vor.

Allerdings weist Dr. Klein auf einen Stolperstein hin, den Kunden kennen sollten. Denn sobald der Kredit zugeteilt ist, steigen die monatlichen Kosten. Die Kreditrate liegt oft ein gutes Stück über der Sparrate.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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