Der neue eCall wird automatisch bei einem schweren Autounfall angesetzt, Rettungskräfte sind schneller da - das soll Leben retten. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 13.05.2015 um 15:44
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Angriff auf die Autohersteller: Versicherungen wollen einen eigens entwickelten Unfall-Stecker für Autos vermarkten. Damit wollen sie verhindern, dass die Automobilindustrie den Auto-Hilferuf eCall als Wettbewerbsvorteil nutzt. Zum Beispiel, indem Autobauer nach einem Unfall das Abschleppen und die Reparatur durch ihre eigenen Firmen durchführen lassen.

Ein USB-Adapter von der Autoversicherung? Nein, das ist kein billiger Marketing-Gag, mit dem die Versicherungen ihr angestaubtes Image aufpolieren wollen. Im Gegenteil: Die Versicherungen meinen es ernst und blasen zum Angriff gegen die Automobilindustrie. Mit einem eigens entwickelten „Unfallmeldedienst-Stecker“ will die Versicherungswirtschaft ihre Kunden ausstatten.

Der Versichererverband GDV bestätigt entsprechende Arbeiten. Dass die als konservativ verrufene Versicherungsbranche den Schritt in ein neues Geschäftsfeld wagt, liegt am Auto-Notrufsystem eCall. Der elektronische Auto-Hilferuf wird ab dem Jahr 2018 Pflicht für alle Neufahrzeuge. Bei einer Panne oder einem Unfall könnten die Autohersteller ihre Kunden bevorzugt in eigene Niederlassungen lotsen, argwöhnen die Versicherer.

Kampf um lukratives Unfall-Geschäft

Verlieren die Versicherer den wichtigen Erstkontakt mit den Kunden, ist dies für die Assekuranz mit erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen verbunden. Der Abschlepp-Partner der Versicherung geht leer aus, die Partner-Werkstatt der Versicherung kann nicht an der Reparatur verdienen, die Mietwagenfirma, die mit dem Versicherer kooperiert, kann ihre Fahrzeug nicht vermitteln, der Partner-Gutachter kann den Schaden nicht kalkulieren.

Kurzum: Das mit viel Mühe und über Jahre aufgebaute Schadenmanagement-Netzwerk der Versicherungen erlahmt. So warnt denn die Versicherungswirtschaft gemeinsam mit anderen Verbänden vor einem „drohenden Datenmonopol der Automobilhersteller“. „Damit der Fahrer jederzeit frei entscheiden kann, ob und wem er seine Daten zur Verfügung stellt, ist eine sogenannte offene und standardisierte Schnittstelle nötig“, fordert Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung im Versichererverband GDV.

Vermarktung für Anfang 2016 geplant

Nur so behalte der Verbraucher die Kontrolle über seine Daten und könne das beste Angebot auswählen – vom Automobilhersteller, Versicherer, Werkstatt oder Automobilclub. Nachdem das EU-Parlament Ende April die eCall-Einführung beschloss, ist die EU-Kommission „jetzt beauftragt, die technische Schnittstelle für den Austausch von Kfz-Daten zu prüfen und gegebenenfalls zu regeln“, so der Versicherungs-Dachverband. Details zu seinem Unfallstecker verrät der GDV nicht. „Wir kommunizieren dazu keine Projektzwischenstände“, heißt es lapidar.

Vom Aussehen her dürfte der Stecker einem USB-Adapter für Autos ähneln. Als Zielgruppe peilen die Versicherer wohl all jene Kunden an, in deren Autos noch kein serienmäßiges eCall installiert ist. Vom Funktionsumfang dürfte die Hardware so ziemlich die gleichen Services wie eCall bieten. Wohl mit dem feinen Unterschied: Im Notfall wird der Kunde erst einmal zu seiner Versicherung durchgestellt. „Wir glauben, dass wir im 1. Quartal 2016 in die Vermarktung einsteigen“, sagt Norbert Rollinger, Vorsitzender des Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung beim GDV.

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