Grüne LEDs leuchten in einem Serverraum in Hessen: Die Versicherungsbranche hinkt bei der Digitalisierung noch hinterher. © picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow
  • Von Karen Schmidt
  • 25.09.2023 um 13:40
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:25 Min

Die Versicherer sind sich bewusst, dass sie ihre Systeme digital besser aufstellen müssen. Sie haben auch das Tempo erhöht, zeigt eine Umfrage des Technologiedienstleisters Expleo. Trotzdem haben viele Unternehmen ihre selbstgesteckten Ziele verpasst.

Die Versicherer haben in den vergangenen Jahren ihr Tempo in Sachen Digitalisierung erhöht. Aber es hapert noch immer: Im vergangenen Jahr haben 74 Prozent der Versicherer ihre selbst gesetzten Digitalisierungs-Ziele verfehlt. Dies zeigt der internationale Business Transformation Report des Technologiedienstleisters Expleo, für den weltweit 1.395 Unternehmen befragt wurden.

Danach treibt die große Mehrheit des Top-Managements (78 Prozent) IT-Innovationen aktiver voran. Trotzdem stellen drei von vier Versicherern aktuell fest, dass sie das sich selbst verordnete Tempo nicht halten können. Egal ob zeitliche Verzögerungen, überhöhte Kosten oder mangelnde Akzeptanz bei den Kunden – die Unternehmen kämpfen bei ihren Digitalprojekten an zahlreichen Fronten gleichzeitig.

„62 Prozent der Versicherer wollen ihre Digitalstrategie in den nächsten ein bis zwei Jahren in den Mittelpunkt ihrer Transformationspläne stellen – im Vorjahr waren es nur 48 Prozent“, sagt Ralph Gillessen, Vorstand bei Expleo. „Das zeugt auch von einem neuen Selbstverständnis der Branche, die an digitaler Reife gewinnt. Daten werden in Zukunft eine immer aktivere Rolle bei der Steuerung und Kontrolle von Geschäftsentscheidungen spielen.“

Das bedeute auch, dass die Umwandlung von Daten in Informationen und von Informationen in Wissen die wertvollste Leistung zukünftiger IT-Organisationen sein werde, so der Manager weiter. Gillessen: „Um den größtmöglichen Mehrwert aus den Daten zu ziehen, müssen wir das ‘I’ vom ‘T’ trennen und Information und Technologie als getrennte Vermögenswerte verwalten.“

Parallel zum Bedeutungsanstieg der Digitalstrategie stellen sich die Unternehmen zunehmend beweglicher auf. Die Themen Unternehmensagilität und agile Umsetzung haben deutlich an Bedeutung gewonnen und werden nun von 53 Prozent der Studienteilnehmer (Vorjahr: 36 Prozent) als Top-Priorität in den kurz- bis mittelfristigen Transformationsplänen genannt. „Dieser deutliche Anstieg resultiert auch aus den Vorteilen der Digitalisierung. Denn je effektiver Versicherer ihre Daten abrufen und analysieren, desto schneller und flexibler können sie auf Kundenwünsche oder neue Marktbewegungen reagieren“, sagt Expleo-Experte Gillessen.

Siloartige Systeme als Bremsklotz

Die in der Vergangenheit aufgebauten siloartigen Systeme für die Policenverwaltung oder die Schadenbearbeitung würden viele Versicherer noch bremsen, so Gillessen. Aber er stellt ein Umdenken in der Branche fest: „Beim Datenaustausch zwischen den Systemen haben die etablierten Konzerne bereits Fortschritte erzielt, die sich in neuen Angeboten und einem verbesserten Kundenerlebnis niederschlagen. Aber es gibt noch viel zu tun, wie der internationale Vergleich zeigt. Deshalb darf die digitale Transformation jetzt nicht ins Stocken geraten, sondern muss mutig vorangetrieben werden.“

autorAutorin
Karen

Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Hinterlasse eine Antwort