Holger Stoffregen ist MLP-Berater und zertifizierter Spezialist für Ruhestandsplanung. © MLP
  • Von Oliver Lepold
  • 26.03.2024 um 11:55
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Mit einer sofort beginnenden Rentenversicherung lassen sich garantierte Einkünfte für den Ruhestand sicherstellen. MLP-Berater Holger Stoffregen erläutert, worauf Beraterinnen und Berater bei der Vermittlung von Sofortrenten achten sollten und was Kunden dabei besonders wichtig ist.

Pfefferminzia: Welche Rolle spielt die sofort beginnende Rente bei Ihren Kunden in Ihrer Beratung?

Holger Stoffregen: Sie spielt eine wichtige Rolle, denn viele meiner Kunden kommen jetzt in die Rentenphase oder stehen kurz davor. Zu diesem Zeitpunkt werden häufig Lebensversicherungen fällig und das freiwerdende Kapital kann entsprechend wiederangelegt werden. Eine sofort beginnende Leibrente ist dafür eine sehr interessante Lösung, weil manche Kunden noch eine Lücke aufweisen zwischen den geplanten Einnahmen und den Ausgaben im Alter. Viele unterliegen zudem trotz ihres Ruhestands immer noch einem hohen Steuersatz. Bei einer Rentenversicherung in der dritten Schicht muss aber nur wenig versteuert werden. Geschieht der Renteneintritt mit 65 Jahren, müssen zum Beispiel bei einer Rente von 1.000 Euro nur 180 Euro versteuert werden. Bei 35 Prozent Steuersatz sind das dann lediglich 60 Euro im Monat.

Werden Sie häufig damit konfrontiert, dass Kunden fragen, wie alt sie werden müssen, damit sie alles wieder herausbekommen, was sie hineinstecken?

So darf man nicht denken, denn die Sofortrente sichert das Langlebigkeitsrisiko ab. So kann es nicht passieren, dass am Ende des Geldes noch Leben übrig ist. Viele Kunden haben hier ein Informationsdefizit. Sie haben immer noch das Prinzip der Rentenversicherung aus den 90er Jahren im Kopf. Da hat der Versicherer zum Kunden gesagt: “Du wirst statistisch 78, stirbst Du früher, hast Du Pech gehabt, stirbst Du später, haben wir Pech gehabt!”. Das war im Prinzip eine Wette auf den Tod. Bei den Tarifen, die es seit 2005 gibt, ist das kein Problem mehr. Bei manchen Varianten erhält der überlebende Partner eine Witwenrente für den Rest der vereinbarten Mindestlaufzeit. Bei anderen Varianten wird genau berechnet wird, was im Kapitalstock übrigbleibt und diese Summe wird dann an die Erben normal vererbt. Einen Totalverlust gibt es heute also nicht mehr.

Ist die Sofortrente sehr beratungsintensiv?

Ja, auf jeden Fall – und das ist auch ein Problem. Denn viele Menschen konsultieren Online-Vergleichsportale und kennen die möglichen Ausgestaltungsmöglichkeiten gar nicht. Dabei sollte eine Sofortrente immer sehr genau und individuell auf die jeweilige Lebenssituation abgestimmt werden – und das nicht erst mit 65 Jahren, sondern schon weit zuvor. Ab Anfang 50 haben viele Menschen einen familiären Break. Die Kinder sind aus dem Haus, sie haben mehr Zeit und plötzlich auch wieder mehr Liquidität zur Verfügung, wenn die Unterstützung für die Kinder wegfällt. Das ist ein guter Zeitpunkt, um sich mit der Ruhestandsplanung zu beschäftigen.

Mit 65 kommt die Planung zu spät? Dann kann doch auch noch die Sofortrente abgeschlossen werden.

Mit Anfang 50 sind noch rund 15 Jahre übrig, um Dinge zu gestalten und zu bewegen. Mit 65 hingegen kann man wenig verändern, sondern muss mit dem arbeiten, was da ist – oder auch nicht. Im Zweifel muss ich dem Kunden sagen, dass er sich den Ruhestand nur leisten kann, wenn er sein Haus verkauft und in eine Mietwohnung zieht. Solche Fälle gibt es und die möchte ich selbstverständlich vermeiden.

Welche Phasen im Ruhestand gibt es?

Zunächst die aktive Ruhestandsphase, die in der Regel zehn bis zwölf Jahre dauert. Dann sind die Menschen noch fit, sie unternehmen Fernreisen und alles das, was sie schon immer machen wollten, aber während des Berufslebens nicht konnten. Danach kommt die eher passive Ruhestandsphase, wo sie vielleicht nicht mehr ganz so fit, sondern bereits eingeschränkt sind. Und schließlich die assistierte Phase. Die Flexibilität der Sofortrente lässt sich gut mit den drei Phasen verbinden, denn der Kapitalbedarf ist nicht konstant linear.

Wie unterscheidet sich der Kapitalbedarf in diesen Phasen?

Ich habe relativ viele Kunden, die mir sagen, dass sie in den ersten zehn Jahren nach Renteneintritt sogar mehr monatliches Kapital benötigen als während der Berufstätigkeit. Denn sie haben nun mehr Zeit, möchten viel unternehmen und mehr Geld ausgeben. In der zweiten Phase haben sie weniger Bedarf. Die Reisen nehmen ab und sie kümmern sich vielleicht mehr um ihre Enkelkinder. In der assistierten Ruhestandsphase kann der Kapitalbedarf wieder stark ansteigen, wenn Krankheiten oder gar eine Pflegebedürftigkeit eintreten. Hier spielt dann die zusätzliche Absicherung für den Pflegefall eine Rolle, neben der Sofortrente ein weiterer Baustein einer umfassenden und bedarfsgerechten Ruhestandsplanung.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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