Berufstätige vor der Tower Bridge in London: In Großbritannien gibt es eine verpflichtende Betriebsrente bereits seit 2012. © dpa/picture alliance
  • Von Oliver Lepold
  • 06.09.2017 um 08:10
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Die sogenannte Nahles-Rente soll die betriebliche Altersvorsorge (bAV) flächendeckend in Deutschland verbreiten. In Großbritannien ist bereits eine weitgehend verpflichtende bAV erfolgreich umgesetzt. Was können wir daraus lernen?

Die Betriebe sind per Gesetz verpflichtet, ein passendes Betriebsrentenkonzept („pensions scheme“) anzubieten, sie dürfen Anbieter und Modell frei wählen, wobei die Aufsichtsbehörde bestimmte Bedingungen vorgegeben hat. Derzeit sind 600.000 Unternehmen mit rund 8 Millionen Angestellten Teil dieser speziellen betrieblichen Altersversorge.

Mit dem NEST (National Employment Savings Trust) wurde eine von der Regierung finanzierte Stiftung geschaffen, um dafür zu sorgen, dass auch kleine Betriebe, die für die Assekuranz eher unattraktiv zu versichern sind, in jeden Fall ein auto-enrolement-Angebot finden.

Im britischen Versicherungsmarkt kam es zu keinen großen Veränderungen, letztlich haben sich diejenigen Anbieter, die schon zuvor in der Altersvorsorge marktbeherrschend waren, auch dieses Produktfeld erschlossen. Spezielle auf verschiedene Eintrittsalter abgestufte Pensionsfonds wurden dazu entwickelt.

Unternehmen nutzen bAV im Kampf um Talente

Standard Life gilt hier als Marktführer mit rund einem Sechstel Marktanteil. „Auf der Vertriebsseite ist das ‚auto-enrolement‘ fast allein in Hand der unabhängigen Berater“, schildert Bell. Sie beraten vor allem mittlere und große Unternehmen, die kleineren sind eher gebührensensibel und setzen das „auto-enrolement“ meist in Eigenregie um.

Arbeitgeber werden von qualifizierten Nachwuchskräften zunehmend auch nach ihrem „auto-enrolement“ eingeschätzt und nutzen das Modell, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Die bAV ist ein echter Wettbewerbsfaktor geworden.

Derzeit wird das „auto-enrolement“ von der britischen Regierung evaluiert. Um die Abdeckung zu steigern, sind weitere Anreize geplant. So sollen Personen, die sich für das Opt-out entschieden haben, nach drei Jahren wieder in das Modell einsteigen können, falls sie noch zum versicherbaren Personenkreis gehören. Die abgeführten Beiträge des Bruttoeinkommens steigen zudem schrittweise, mindestens um 5 Prozent bis April 2018 und um bis zu 8 Prozent bis April 2019.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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