Wenn sich die Deutschen treffen, wird selten über Geld gesprochen. © Postbank / © Antonio Guillen Fernández
  • Von Achim Nixdorf
  • 17.09.2021 um 08:45
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Geld ist immer noch eines der größten Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Das belegt eine aktuelle Postbank-Umfrage. Vor allem über Schulden und Geldanlage schweigt sich die Mehrheit der Deutschen lieber aus. Warum das aus Sicht von Experten für die Anlagekultur gar nicht gut ist, lesen Sie hier.

Auf einer Party über die letzte Gehalts­erhöhung plaudern oder mit dem Nachbarn am Garten­zaun die Sonder­tilgungs­konditionen des Immobilien­kredits diskutieren – für viele sind Gespräche über Finanzen in der Öffentlich­keit un­denk­bar. Laut einer repräsentativen Kantar-Umfrage im Auftrag der Postbank halten 70 Prozent der Deutschen Geld für ein Tabu­thema. Besonders zurück­haltend sind die Bundes­bürger, wenn es um ihre Schulden und ihre Geld­anlage geht – rund 60 Prozent sprechen nur innerhalb ihres Haus­halts über ihre Ver­bind­lich­keiten und Anlage­strategien.

„Geld ist noch immer das ent­scheidende Tabu­thema in unserer Gesell­schaft, mehr noch als Sexualität“, erklärt Psychologe und Buchautor Wolfgang Krüger. „Während inzwischen über persönliche Erfahrungen mit Sexualität in jeder zweiten Frauen­freund­schaft geredet wird, ist man beim Geld deutlich zuge­knöpfter. Vor allem Männer tauschen sich höchstens darüber aus, wie man an der Börse am besten Geld verdient.“

Lückenhaftes Finanzwissen

Das Fehlen einer offenen Gesprächs­kultur trägt aus Sicht der Studien-Autoren maßgeblich dazu bei, dass viele Menschen zu wenig über Finanzen wissen. Postbank-Anlageexperte Karsten Rusch: „Die Tabuisierung von Geld begünstigt das Ver­drängen oder Aus­blenden von Finanz­themen. So verpassen Menschen wertvolle Infor­mationen und Impulse, die sich durch Gespräche ergeben könnten.“

Diese These belegen auch weitere Ergebnisse der Umfrage: Danach schätzt knapp jeder dritte Deutsche (32 Prozent) seinen Wissens­stand zum Thema Finanzen lediglich als mangel­haft oder unzu­reichend ein und 8 Prozent geben zu, dass ihnen jegliches Finanz­wissen fehlt. Immerhin knapp jeder zweite Befragte (47 Prozent) wertet sein Wissen in diesem Bereich als ausreichend. Nur knapp jeder Achte (13 Prozent) bezeichnet es als gut oder sehr gut.

Solide Grund­kenntnisse seien aber die Voraus­setzung dafür, dass man das eigene Geld sinnvoll verwalten und anlegen kann, so Karsten Rusch. „Fehlt dieses Wissen, trifft man leicht die falschen Ent­scheidungen, legt das Geld unrentabel oder zu riskant an. Das kann dramatische Konse­quenzen haben, zum Beispiel bei der privaten Alters­vorsorge.“

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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