Science-Fiction-Autor Frank Schätzing bei seinem Vortrag auf dem Gothaer Zukunftskongress. © Screenshot
  • Von Karen Schmidt
  • 25.06.2021 um 17:39
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Auf dem virtuellen Zukunftskongress der Gothaer warfen Vorstände des Versicherers zusammen mit illustren Gästen einen Blick in das Jahr 2221. Darunter auch Bestseller-Autor Frank Schätzing. Welches Szenario er für die Versicherungsbranche in 200 Jahren zeichnet, erfahren Sie hier.

Wie werden die Welt und die Versicherungsbranche im Jahr 2221 aussehen? Diese Frage war das Thema des virtuellen Zukunftskongresses der Gothaer am Donnerstag. Neben Politikern wie Armin Laschet (CDU) gaben auch hochkarätige Experten aus unterschiedlichsten Disziplinen Einblicke in ihre Visionen vom Leben und Arbeiten in 200 Jahren. Einer davon: Bestseller-Autor Frank Schätzing.

In seinem Szenario für 2221 haben sich viele Versicherer von Markt verabschiedet. Die verbliebenen Megakonzerne seien Generalisten – jeder Kunde habe nur noch einen Versicherer für alles. Die Branche stehe auch nicht mehr primär für Schadensregulierung, sondern sei vielmehr eine „Schadenvermeidungsbranche“. Das habe die Versicherungswirtschaft geschafft, indem die Versicherer Technologietreiber etwa im Umwelt- und Klimaschutz, in der Gesundheitsvorsorge und bei Big Data geworden seien mit dem Ziel, dass es gar nicht erst zum Schaden kommt.

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Kaum noch Menschen arbeiteten im Jahr 2221 in der Branche, beschreibt der Science-Fiction-Autor sein Szenario weiter. Versicherer seien vielmehr KI-basierte Service-Unternehmen, die unentwegt die günstigsten Szenarien für alle Lebenssituationen ihrer Kunden berechneten und nach Möglichkeit für deren Eintreten sorgten. Die Künstlichen Intelligenzen berechneten Risikowahrscheinlichkeiten, ermöglichten die frühzeitige Absicherung, schützten die Versicherten Tag und Nacht, würden Stresswerte messen und immer und überall dabei sein – in Echtzeit.

„Ist das noch Fürsorge oder schon Überwachung“, wirft der Autor die Frage ein. Die Menschen der Zukunft werden dazu ihre eigenen Vorstellungen haben, glaubt er. Dennoch sei es richtig, sich heute schon diese Fragen zu stellen – denn die Zukunft habe längst begonnen. Beispiel selbstfahrende Autos. „Wer haftet, wenn ein selbstfahrendes Auto einen Unfall baut? Der Autobauer? Der Programmierer? Die Künstliche Intelligenz“, fragt Schätzing weiter.

Von Maschinenmenschen und Menschmaschinen

Komplizierter werde dies im Jahr 2221 sein, weil manche Künstliche Intelligenzen dann schon ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben könnten, malt der Autor das Bild weiter. Und damit seien sie dann in gewissem Maße Lebewesen. Gleiches gelte für die Roboter, die dann etwa in der Pflege oder in der Chirurgie arbeiteten. Die Versicherer würden also 2221 nicht mehr nur Menschen versichern und Maschinen, sondern auch Maschinenmenschen und Menschmaschinen. Denn 2221 sei die Hälfte aller Menschen Cyborgs mit KI-gesteuerten Implantaten und Prothesen.

Außerdem versicherten die Unternehmen Staaten, die andere Staaten verklagen, weil sie zu wenig gegen den Klimawandel getan haben. Auch die Millionen Klimaflüchtlinge, die es selbst im Best-case-Szenario gebe, bräuchten Versicherungen – und wohl auch die Raumschiffe, die auf dem Mars und zu den Saturn-Monden reisten, um dort Bodenschätze abzubauen …

In seinem Gedankenspiel kehrt Schätzing an dieser Stelle ins Jahr 2021 zurück und betont, dass es sich hierbei nicht um eine Prognose handele. Sondern um ein Szenario mit einer relativen Wahrscheinlichkeit – „relativiert durch das, was wir tun beziehungsweise nicht tun – und leider haben wir bis heute viel zu wenig getan“, sagt Schätzing mit Blick auf den Klimaschutz. „Das Gute an der Zukunft ist: Sie existiert noch nicht“, so die Schlussworte des Autors. „Sie ist ein großer, leerer, gestaltbarer Raum. Suchen Sie sich also das Szenario aus, das Sie gerne hätten – und dann gestalten Sie. Der Werkzeugkasten ist bis zum Rand gefüllt!“

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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