Andreas Trautner ist seit über 20 Jahren als Ver­sicherungs­makler tätig und ist im Markt für seine Expertise in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) bekannt. © Trautner
  • Von Lorenz Klein
  • 25.09.2023 um 12:23
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:10 Min

Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) bleibt auf Wachstumskurs – allerdings werden die Produkte immer ähnlicher und sind auf der Leistungsebene oft bereits ausgereizt, wie Andreas Trautner feststellt. Im Interview erklärt der bKV-Experte, wo der Markt aktuell steht, wo Risiken drohen und welche Faktoren künftig den Ton im Wettbewerb angeben.

Pfefferminzia: Trifft der Eindruck zu, dass der Trend zu Budgettarifen im Rahmen der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) anhält – einfach, weil diese Tarife dem Kundenbedürfnis am ehesten Entsprechen?

Andreas Trautner: Genau, dieser Trend ist weiterhin festzustellen. Denn zum einen muss sich der Arbeitgeber bei Budgettarifen nicht auf einen oder mehrere Leistungsbereiche festlegen – was immer dazu führt, dass sich ein Teil der Mitarbeitenden nicht mitgenommen fühlt. Auf der anderen Seite entfaltet ein guter Budgettarif die maximale Breitenwirkung in der Erlebbarkeit bei den Mitarbeitenden, da sich jeder darin wiederfindet, egal ob krank oder gesund.

Mehr zum ThemaMehr zum Thema
Aus einer aktuellen Pressemitteilung der Gothaer Versicherung geht hervor, dass mit dem neuen Budgettarif MediGroup FlexSelect FAN auch Familienangehörige von Arbeitnehmern mitversichert werden können. Halten Sie das für eine sinnvolle und womöglich wettbewerbsentscheidende Maßnahme oder ist das bereits Standard im Markt?

Es ist schön und auch längst überfällig, dass die Gothaer die Budgettarife auch für die Familienangehörigen geöffnet hat. Damit spricht dieses Produkt noch mehr die Themen Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterfindung an, da das direkte familiäre Umfeld mitgenommen werden kann bei der wichtigen Ergänzung der Grundleistungen einer gesetzlichen Krankenkasse. Standard ist das in der Branche allerdings noch nicht, da aktuell sieben Versicherer diese Möglichkeit im Maklermarkt für Familienmitglieder anbieten.

Lassen Sie uns noch kurz bei der Gothaer verweisen: Es heißt weiter, dass der Versicherer auf Ausschlussdiagnosen verzichte und zudem alle Berufe versichere. Sehen Sie hier womöglich die Gefahr, dass Tendenzen zur Antiselektion auftreten könnten?

Grundsätzlich sehen alle Budgettarife eine Annahme ohne Ausschlussdiagnosen vor. Das ist Branchenstandard und auch richtig so, will man den Grundgedanken einer bKV nicht konterkarieren. Das Thema „alle Berufe“ kann es allerdings dazu führen, dass auch Hochrisikobranchen aufgenommen werden, die von vornherein deutlich über dem Durchschnitt liegende Leistungskurven haben. Wie dies dann mittlel- und langfristig in der Kalkulation seriös berücksichtigt werden kann, wird die Zukunft zeigen.

Wir hatten diese Frage übrigens auch der Gothaer gestellt – Sarah Hoch, Leiterin betriebliche Krankenversicherung, antwortete uns so:

Unsere zwanzigjährige Erfahrung in der betrieblichen Krankenversicherung hat uns gelehrt, unsere Tarife und deren mögliche Antiselektion gut einzuschätzen. Wir verzichten auf Preiskämpfe und achten im Rahmen der Versicherbarkeit der Kollektive auf eine Risikostreuung, zum Beispiel bei der Mindestkollektivgröße und auch bei der Tarifgestaltung. Unsere langjährige Beitragsstabilität seit Einführung der Tarife bestätigt unsere Annahmepolitik.

Aber zurück zu Ihnen, Herr Trautner: Was entscheidet in Zukunft eher darüber, ob sich Vermittler dem bKV-Neugeschäft zuwenden – die Produkte oder die Prozesse?

Aus meiner Erfahrung heraus werden es die Prozesse sein. Die Produkte werden immer ähnlicher und sind oft bereits ausgereizt, was das Thema versicherte Leistungen betrifft. Die Themen administrativer Aufwand und Prozesse, sowohl auf Seiten der Makler als auch auf Seiten der Unternehmen, wird deutlich mehr an Gewicht bekommen, wenn es grundsätzlich um das für viele noch neue Thema der bKV geht. Ziel ist am Ende immer, eine vollständig digitale Verarbeitungsstrecke zu verwirklichen – vom Antrag bis hin zur Leistungsabrechnung. Hier wird es wohl noch die größten Entwicklungsschritte geben – zum Vorteil aller Beteiligten.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
„Honorarberatung ist hochflexibel“
„Lass mal reden“ mit Honorarkonzept

„Honorarberatung ist hochflexibel“

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“
„Lass mal reden“ mit Ralf Pispers, Personal Business Machine (PBM)

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“

Skip to content