Spätestens in Zeiten hoher Inflation wie jetzt, ist eine Dynamik in der BU-Versicherung sinnvoll. © picture alliance / greatif | Florian Gaul
  • Von Lorenz Klein
  • 06.07.2023 um 12:27
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Nicht erst im Zuge hoher Inflation ist es ratsam, die Berufsunfähigkeitsversicherung mitwachsen zu lassen: Über eine Beitragsdynamik kann die Rente mit den höheren Lebenshaltungskosten Schritt halten. Doch überraschend viele Versicherte haben gar keine vereinbart.

Mit 6,9 Prozent lag die Inflation in Deutschland 2022 so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Wie außergewöhnlich diese Zahl ist, offenbart der Vergleich mit den Jahren nach der Euro-Einführung 1999 – seither betrug die Teuerung hierzulande durchschnittlich nur 1,5 Prozent pro Jahr.

Immerhin: Auch wenn der russische Krieg gegen die Ukraine unvermindert weitertobt, scheint zumindest das Schlimmste an der hiesigen Teuerungsfront überstanden zu sein – sofern man den Ökonomen folgt. Für das Gesamtjahr 2023 liegen die Prognosen zur Inflationsrate in Deutschland aber immer noch bei 5,1 Prozent. Zahlendreher (siehe oben) leider ausgeschlossen.

Und große Entspannung scheint auch erst mal nicht in Sicht: Für 2024 erwarten die deutschen Unternehmen laut April-Bericht des German Business Panel (GBP) eine Inflationsrate von über 8 Prozent – fast das Doppelte der 4,1 Prozent, die sich die Bundesbank für 2024 zusammenorakelt hat. Es zeigt, dass die Betriebe trotz deutlich gesunkener Energiepreise weiter mit hohen Kosten rechnen. „Zwei Drittel der Unternehmen wollen ihre Absatzpreise daher in den kommenden zwölf Monaten noch weiter erhöhen. Im Schnitt um 12,6 Prozent“, heißt es beim GBP.

So heftig muss es nicht kommen, es sind und bleiben Prognosen. Doch Hermann Schrögenauer, Vorstand der Lebensversicherung von 1871, ist alarmiert: „Unsichere Zeiten fordern von uns ein Umdenken, was die Altersvorsorge, aber auch die Absicherungssummen der Berufsunfähigkeitsversicherungen betrifft. Denn: Eine hohe Inflation lässt die Vorsorge- oder Finanzierungslücke noch größer werden als bisher.“

Wie die Inflation die BU-Rente drückt

Wie stark die Inflation speziell die Berufsunfähigkeitsrente anknabbert, veranschaulicht dieses kleine Rechenbeispiel: Wie viel ist eine BU-Rente von 2.000 Euro in zehn Jahren wert, bei einer jährlichen Inflation von 2 Prozent? Nun, die Kaufkraft würde dann nur noch so hoch liegen, als würde man heute 1.641 Euro statt 2.000 Euro vom BU-Versicherer kassieren (siehe Grafik unten).

Dreht man die durchschnittliche Inflation auf 4 Prozent hoch, schmilzt die Rente in zehn Jahren auf nur noch 1.351 Euro zusammen, gemessen an der heutigen Kaufkraft. Bei 6 Prozent Inflation halbiert sich die reale Rente sogar fast auf 1.117 Euro.

Das Schöne ist: Mit einer sogenannten Beitragsdynamik kann der BU-Versicherte seine ursprünglich vereinbarte Rente jedes Jahr automatisch um einen bestimmten Prozentsatz anheben – auch wenn das natürlich entsprechend steigende Beiträge bedeutet. Dafür muss er aber keine erneute Gesundheitsprüfung über sich ergehen lassen. Konkret sieht das im Beispiel so aus: Eine monatliche BU-Rente von 2.000 Euro wird mit einer Beitragsdynamik von 3 Prozent vereinbart. In zehn Jahren tritt der Leistungsfall ein. Die Rente beträgt dann 2.688 Euro – ohne Beitragsdynamik wären es unverändert 2.000 Euro. Der Kaufkraftverlust kann mit dieser Option also erheblich gemildert oder sogar geschlossen werden.

Wobei 3 Prozent aus Expertensicht eher die Unterkante sein sollten. „Angesichts von 7 Prozent Inflation ist eine Dynamik von 3 Prozent einfach zu wenig“, findet LV-1871-Manager Schrögenauer – andernfalls drohten „trotz Leistungszusage böse Überraschungen“. Dabei ist eine Beitragsdynamik keineswegs eine Selbstverständlichkeit. So hat nur die Hälfte aller BU-Verträge im Bestand der LV 1871 eine Dynamik eingeschlossen – und davon der Großteil nur in Höhe von 3 Prozent. Immerhin verzeichneten die Münchner aber seit der Finanzkrise von 2008 eine insgesamt höhere Nachfrage nach Dynamikeinschlüssen mit zuletzt etwa 70 Prozent. „Allerdings stagniert deren Höhe überwiegend bei 3 Prozent“, wie Vorstand Schrögenauer einräumt.

Matthias Sattler, Vertriebsleiter des Lebensversicherers Alte Leipziger, sagt, dass der „überwiegende Teil unserer Kunden eine Dynamik in ihren Vertrag einschließt“. So hätten das zwischen Januar 2022 und Mai 2023 76 Prozent der Kunden mit einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) getan. Beim großen Mitbewerber Swiss Life Deutschland sei „in rund acht von zehn Anträgen im BU-Neugeschäft der letzten Jahre eine Dynamik vereinbart worden“, meint Stefan Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und Mitglied der Geschäftsleitung. Zur Produktgruppe zählen neben der Swiss Life BU auch die BU-Konzepte im Rahmen der Branchenlösungen Metall-Rente, Klinik-Rente und Chemie-Rente. Sascha Bassir, Vorstand der Baloise Vertriebsservice, spricht für sein Haus gar von Einschlussquoten von mehr als 90 Prozent.

Versicherungsmakler Tobias Bierl kann selbst diesen Wert noch toppen: „In den vergangenen fünf Jahren hatte jeder von uns vermittelte BU-Vertrag eine Beitragsdynamik – bis auf den Fall eines Lehrers mit einer Dienstunfähigkeitsversicherung.“ Es gebe schlichtweg keinen Grund, die Beitragsdynamik aus dem Vertrag zu lassen, so Bierl. „Die Option der Beitragsdynamik ist kostenfrei und verursacht bei der Konfiguration keinen Mehraufwand.“

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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