Ruth Maria Schüler ist „Economist für Soziale Sicherung und Verteilung“ am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. © IW Köln
  • Von Lorenz Klein
  • 05.08.2022 um 13:52
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Die Ampel-Parteien wollen Selbstständige zu einer Altersvorsorge verpflichten. Dabei scheinen sich Selbstständige keine größeren Sorgen zu machen um ihre Versorgung im Alter als nicht-selbstständig Beschäftigte, wie nun eine Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zu bedenken gibt. Dieser Befund deute „nicht auf eine Fürsorgepflicht des Staates hin“, schreibt das IW.

Der Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien sieht vor, dass Selbstständige, die bislang ohne obligatorische Alterssicherung ausgestattet sind, künftig dazu verpflichtet werden sollen, sich um eine private Altersvorsorge zu kümmern. Viele Experten – darunter auch etliche Versicherungsmakler – begrüßen die Pläne von SPD, Grünen und FDP.

Doch es regt sich auch Kritik am Ansinnen der Koalitionäre. So kommt eine aktuelle Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zu dem Schluss, dass „zumindest die subjektiv empfundene Sorge um die Altersversorgung in der Gruppe der Selbständigen nicht höher liegt als bei den übrigen Beschäftigten“. Insofern deute hier nichts „auf eine Fürsorgepflicht des Staates hin“, so das Institut, „die in den besonderen Existenznöten dieser Erwerbsgruppe begründet sein könnte“.

Anders gesagt: Wenn Selbstständige gar nicht davon ausgehen, dass sie irgendwann in der Altersarmut landen könnten, dürfte es hier auch keinen Regelungsbedarf für den Staat geben. Die IW-Wissenschaftlerin Ruth Maria Schüler formuliert es so: Das Argument einer Fürsorgepflicht des Staates fuße „auf der Annahme, dass der Gesetzgeber über die ,wahren‘ Präferenzen der Selbständigen besser informiert sei als die Selbständigen selbst“.

Späte Vorsorge oft begründbar

Zudem weist die Autorin darauf hin, dass Altersvorsorge für Selbstständige auch aus rationalen Gründen zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen könne als für abhängig Beschäftigte – beispielsweise, weil aus dem Verkauf eines erfolgreich geführten Unternehmens das Kapital für die Alterssicherung generiert wird. Wobei Forscherin Schüler betont, dass durchaus auch andere Gründe für eine Versicherungspflicht der Selbstständigen sprechen könnten – allein: die subjektive Wahrnehmung der untersuchten Zielgruppe kann hier eben nicht als Argument herhalten.

Das IW stützt seine Erkenntnisse auf eine Auswertung des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP). Das Panel befragt die Haushalte seit 2015 zu ihren Sorgen um die Altersvorsorge. Die Befragung basierend auf dem Jahr 2020 ergab konkret, dass 20,3 Prozent der Selbstständigen mit Angestellten sowie 21,4 Prozent der Selbständigen ohne Angestellte sich große Sorgen um die Altersversorgung machen (siehe Grafik). Damit liegen die Werte leicht unter dem durchschnittlichen Sorgenniveau der übrigen Beschäftigten zwischen 18 und 65 Jahren (22,2 Prozent). Jedoch weist die Autorin darauf hin, dass wegen der geringen Zahl an Beobachtungen eine „feinere Unterteilung“ der Selbstständigen in Solo-Selbstständige, Freiberufler mit und Freiberufler ohne Angestellte nicht möglich sei.

Frauen seltener selbstständig

Vorsichtige Bedenken in Bezug auf ihre eigene Studie äußert die Autorin auch dahingehend, dass sich die Gruppe der Nicht-Selbstständigen recht gleichmäßig auf Männer und Frauen aufteilt, während Männer mit 64 Prozent überdurchschnittlich viele Selbstständige stellen. Da nun aber aus der Forschung bekannt ist, dass sich Frauen tendenziell eher Sorgen um ihr Wohlergehen im Alter machen, könnte es sein, „dass das durchschnittliche Sorgenniveau der Selbständigen dadurch begründet ist, dass wenige Frauen in dieser Gruppe zu finden sind“.  

Rückenwind für die These der Autoren gibt es indes, wenn man bedenkt, dass es sich beim Befragungsjahr 2020 um das erste Jahr der Corona-Pandemie handelt. Denn vor allem im ersten Lockdown litten viele Solo-Selbstständige unter den Beschränkungen. „Dies schlug sich aber nicht auf die Sorge um die Altersversorgung nieder“, wie die Wissenschaftler betonen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Komische Stellungnahme. Es geht nicht darum was Leute wollen und denken. Es geht darum was im Alter zur Verfügung steht. Deswegen wollen auch Angestellte, das der Staat ihre Zusatzvorsorge übernimmt. In der Meinung dieser macht das kostenfrei. Kann er nicht und macht es nicht, weil er schon mit der Rückstellung der Beamtenpension hoffnungslos überfordert ist. Es geht darum mit fast für alle bezahlbaren Beiträgen adäquate Zukunftsvorsorge zu gestalten. Aktuell am Markt fast nicht unmöglich, auch nicht mit Gruppenverträgen, in BAVs und Versorgungswerken. Mit unserer Jahrhundertidee wird es aber bestimmt für 90% der ERREICHBAR. Bei frühem Beginn sehr locker. Vorstände können es noch schnell anfordern.
Rendite ist nicht alles, aber ohne hohe Redite ist alles nichts.

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Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Komische Stellungnahme. Es geht nicht darum was Leute wollen und denken. Es geht darum was im Alter zur Verfügung steht. Deswegen wollen auch Angestellte, das der Staat ihre Zusatzvorsorge übernimmt. In der Meinung dieser macht das kostenfrei. Kann er nicht und macht es nicht, weil er schon mit der Rückstellung der Beamtenpension hoffnungslos überfordert ist. Es geht darum mit fast für alle bezahlbaren Beiträgen adäquate Zukunftsvorsorge zu gestalten. Aktuell am Markt fast nicht unmöglich, auch nicht mit Gruppenverträgen, in BAVs und Versorgungswerken. Mit unserer Jahrhundertidee wird es aber bestimmt für 90% der ERREICHBAR. Bei frühem Beginn sehr locker. Vorstände können es noch schnell anfordern.
Rendite ist nicht alles, aber ohne hohe Redite ist alles nichts.

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