- Von Redaktion
- 15.06.2016 um 15:01
Am Dienstag um 9.16 Uhr war es soweit: Die Durchschnittsrendite zehnjähriger Bundesanleihen lag bei minus 0,001 Prozent. Im weiteren Verlauf rutschte der Wert auf minus 0,004 Prozent ab. Zum ersten Mal müssen Investoren dem Staat also Geld dafür zahlen, dass sie ihm für zehn Jahre etwas leihen. Das ist grotesk. Klemens Kindermann vom Deutschlandfunk drückt es noch etwas krasser aus: Was sich an den Kapitalmärkte abspiele, grenze an Verrücktheit. Und sei brandgefährlich.
Von der Investment-Tochter der Deutschen Bank, Deutsche Asset Management, heißt es dazu: „Zehnjährige Staatsrenditen sind im Finanzwesen das Maß aller Dinge. Das Minuszeichen vor dem Zins verdeutlicht nicht nur symbolisch, inwieweit die Welt Kopf steht. Das Wegschmelzen dieser Referenzgröße verzerrt sämtliche Anlageklassen.“
Schuld sind die Zentralbanken
Schuld an der Entwicklung sind vor allem die Zentralbanken. Mit superniedrigen Zinsen und Anleihekaufprogrammen im Milliardenvolumen wollen sie Preise und Konjunktur ankurbeln. Das funktioniert nur nicht. Das Nachsehen haben vor allem Versicherungen und Pensionsfonds, die vorsichtig anlegen müssen und für ihr Investment nichts mehr bekommen.
„Das gefährdet über fallende Garantiezinsen auf Lebens- und Rentenversicherungen die Altersvorsorge einer ganzen Generation. Hier macht sich die EZB schon jetzt schuldig“, schreibt Kindermann in seinem Kommentar.
Die Deutsche Asset Management kann dem Ganzen aber trotzdem etwas Positives abgewinnen: „Ein Gutes hat der Negativzins: Er zwingt die Deutschen über ihr Anlageverhalten nachzudenken.“
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