Bunte Blätter im herbstlichen Wald: Leider sei die Auswahl an nachhaltigen Riester-Produkten sehr eingeschränkt, bedauert die Verbraucherzentrale Bremen. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 19.09.2017 um 18:55
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Riestern mit ökologisch reinem Gewissen – geht das? Das wollte die Verbraucherzentrale Bremen wissen und hat Riester-Produkte auf ethisch-ökologische Anlagekriterien hin geprüft. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur bei einer Riester-Versicherung werden Investitionen in umstrittene Geschäfte wie Atom, Kohle und Pornographie konsequent gemieden. Gleichwohl bieten einige Riester-Versicherer gute Ansätze.

Wie die Verbraucherzentrale Bremen berichtet, hat man gemeinsam mit der Stiftung Warentest untersucht, inwieweit bei Riester-Produkten ausgeschlossen ist, dass die Beiträge der Kunden in ethisch und ökologisch umstrittene Kapitalanlagen fließen. Die Untersuchung umfasst nach eigenen Angaben die Segmente Fondssparpläne, Fondspolicen sowie Rentenversicherungen und basiert auf einer Anbieterbefragung sowie der Auswertung von Veröffentlichungen der Anbieter.

>>> Hier geht es zu den Ergebnissen der Untersuchung

„Leider ist die Auswahl an nachhaltigen Riester-Produkten sehr eingeschränkt“, kritisiert Ulrike Brendel von der Verbraucherzentrale Bremen. Immerhin würden aber einige Anbieter Investitionen in international geächtete Waffen ausschließen. Dies sei jedoch nur ein erster Schritt und sollte „längst für alle Anbieter eine Selbstverständlichkeit sein“, findet Brendel. Hier gebe es „dringenden Nachholbedarf“.

Und so sieht es bei den Produktgattungen im Einzelnen aus:

Klassische und neue Rentenversicherungen

Bei klassischen und neuen Riester-Rentenversicherungen fließen die Kundenbeiträge in die Kapitalanlage der Versicherer. Untersucht wurde daher, welche ethisch-ökologischen Anlagekriterien für diese Kapitalanlage definiert wurden:

  • 15 der 24 untersuchten Lebensversicherer berücksichtigen bei ihrer Kapitalanlage mindestens den Ausschluss von Herstellern geächteter Waffen.
  • Sechs von ihnen meiden zudem Investitionen, die mit Kinderarbeit in Zusammenhang stehen. Fünf stecken kein Geld in Unternehmen, die Menschenrechte verletzen.
  • Nur drei Anbieter – Allianz, Axa und Concordia Oeco/Futur – begrenzen Investitionen in die klimaschädliche Kohle.

Die „Förderrente Futur“ der Produktlinie „Leben Oeco“ der Concordia Oeco berücksichtigt laut der Tester deutlich mehr Ausschlusskriterien als andere Produkte. Hier sind auch Investitionen in Atomkraft, fossile Brennstoffe, Glückspiel und Pornographie tabu.

Fondsgebundene Riester-Versicherungen

Bei Riester-Fondspolicen fließt der Löwenanteil der Beiträge in die Kapitalanlage beziehungsweise in Garantiefonds des Versicherers. Der Rest wird in Fonds angelegt, die vom Kunden ausgewählt werden können. Drei Anbieter – Condor, Stuttgarter und Volkswohlbund – haben der Untersuchung zufolge ethisch-ökologische Kriterien für ihre Kapitalanlage definiert und bieten zudem Nachhaltigkeitsfonds zur Auswahl an.

Fondssparpläne

Bei den Fondssparplänen fließen die Beiträge ausschließlich in Investmentfonds. Hier gilt: „Nur der Deka Zukunftsplan Select bietet zur Auswahl ethisch-ökologische Fonds an“, berichten die Studienmacher.

Das wird außerdem bemängelt:

Konkrete Informationen zu den Nachhaltigkeitsstandards der Riester-Produkte seien oftmals nur schwer zu bekommen.

„Viele Anbieter lassen sich in Sachen Nachhaltigkeit nicht in die Karten schauen“, sagt Verbraucherschützerin Brendel. „So gaben Anbieter wie die Alte Leipziger, Hanse Merkur, Provinzial Nordwest und Signal Iduna uns keine detaillierten Auskünfte hierzu.“

Und so lautet die Empfehlung:

Die Verbraucherzentrale empfiehlt nachhaltig orientierten Anlegern, sich zunächst für eine Riester-Produkt-Variante zu entscheiden, die in punkto Risiko, Rendite und Flexibilität zu den persönlichen Bedürfnissen passt. Dann kann im jeweiligen Produktsegment nach einer Alternative mit Nachhaltigkeitsstandards geschaut werden.

„Um bei der Geldanlage in Richtung Nachhaltigkeit umzusteuern, sollten für staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte ethisch-ökologische Mindeststandards eingeführt werden, die bestimmte Branchen oder Geschäftspraktiken generell ausschließen“, fordert Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Der Gesetzgeber könnte dadurch den Markt positiv beeinflussen und seine eigenen Klimaschutzziele unterstützen, so Oelmann, der aktuelle Marktanteil der nachhaltigen Geldanlagen würde dadurch signifikant ausgeweitet werden.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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