Eine Seniorin schaut sich ein Sparbuch in einer Bankfiliale in Düsseldorf an. Viele Deutsche überschätzen die Zinsen, die ihnen ein Sparbuch auch über einen langen Zeitraum hinweg beschert. © picture alliance / Norbert Schmidt | Norbert SCHMIDT
  • Von Lorenz Klein
  • 11.06.2020 um 11:21
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Ein Sparbuch lohnt sich nicht! Was Versicherungsvermittler ihren Kunden ständig predigen, wird von diesem kuriosen Fall aus Hessen eindrucksvoll bestätigt: Ein Rentner fand laut „Bild“ auf seinem Dachboden ein altes Sparbuch, das 51 Jahre lang fleißig Zinsen ansammelte – dachte er zumindest. Was seit 1969 aus den rund 13,12 D-Mark geworden ist, erfahren Sie hier.

Als der 70-jährige Rentner Günter Knöss seinen Dachboden aufräumte, stieß er auf einen unerwarteten Fund aus längst vergangenen Tagen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, förderte der Mann aus Bruchköbel in Hessen in einem Kleiderschrank ein altes Sparbuch zu Tage.

Der letzte Eintrag stammte demnach aus dem Jahr 1969. Der damalige Geldbestand betrug 13,12 D-Mark (umgerechnet 6,71 Euro). 51 Jahre lang flossen also Zinsen auf das Sparbuch. Insofern dürfte Knöss mit einer durchaus freudigen Erwartung zur Filiale der Bornheimer Volksbank gegangen sein. Dort wurde sodann der vermeintlich epochale Ertrag verkündet: Ganze 4,30 Euro wurden dem Sparbuch gutgeschrieben. Unterm Strich standen somit 11,01 Euro zu Buche – für Kapitalertragssteuer und Solidaritätszuschlag zog die Bank zuvor noch 1,54 Euro ab.

Zum Vergleich: Wer beispielsweise zum Jahresende 2009 in Dax-Aktien investiert hätte und diese nach zehn Jahren zu Ende 2019 wieder verkaufte hätte, durfte sich laut dem Portal Statista.de in diesem Zeitraum über eine jährliche Rendite von im Schnitt etwa 8,3 Prozent freuen. Bezogen auf die umgerechnet 6,71 Euro hätte dies über einen Anlagezeitraum von 51 Jahren ein Endkapital (Startkapital plus Renditen) von 391,54 Euro erbracht – wenngleich ohne Steuerberücksichtigung (hier geht es zum Zinseszinsrechner).

Die enttäuschte Reaktion des Sparbuch-Besitzers fasste „Bild“ mit diesem Zitat zusammen:

„Ich hatte wahrlich kein Vermögen erwartet. Aber davon kann ich gerade mal mit meiner Enkelin ein Eis essen gehen.“

Guthaben kann nicht verfallen

Wer sich von dieser Geschichte trotzdem nicht entmutigen lässt und nun zuhause nach „vergrabenen Schätzen“ sucht, sollte folgendes beachten: Auch wenn das Sparbuch noch so alt ist – das D-Mark-Guthaben verfällt nicht, denn es handelt sich um eine Urkunde.

„Gehen Sie mit dem Original-Sparbuch zu der Filiale, die das Sparbuch ausgestellt hat“, empfiehlt „Bild“. Die aufgelaufenen Zinsen werden vor Ort nach dem offiziellen Kurs umgerechnet und nachgetragen. Stammt das Sparbuch hingegen noch aus DDR- oder gar Reichsmark-Zeiten so gehen Kunden leer aus, denn die Umtauschfristen sind inzwischen verjährt.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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