Ein digitales Dashboard für die Altersvorsorge – das fordert die neue DIA-Studie. © Pixabay
  • Von Achim Nixdorf
  • 04.06.2021 um 08:38
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Online-Angebote für die Altersvorsorge sind trotz des anhaltenden Hypes um Trading-Apps noch immer sehr dünn gesät. Eine neue DIA-Studie ist der Frage nachgegangen, warum das so ist, und schlägt die Einführung eines kostenfreien Dashboards für jedermann vor. Was das konkret bringen soll, lesen Sie hier.

Dem steigenden Bedarf an Unterstützung bei der individuellen Planung von Vorsorgeangelegenheiten stehen kaum digitale Tools zur Altersvorsorgeberatung gegenüber. Auf dieses Manko macht eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) aufmerksam.

Aus Sicht des Studienautors, Professor Andreas Oehler von der Universität Bamberg, hat das mehrere Ursachen. So erschwere zum einen die Komplexität der meisten Produkte für diesen Zweck die Online-Beratung, in der anstelle des Gesprächs mit einem Makler oder Versicherungsvermittler eine Selbsteinschätzung erfolgen müsse. Zum anderen erforderten maßgeschneiderte Angebote eine Reihe von persönlichen Daten, die häufig nur ungern online abgegeben würden.

Wenn für diesen Bereich etwas angeboten werde, dann vor allem in Gestalt der inzwischen recht zahlreichen Robo Advisors, also Algorithmen-basierter Systeme zur Vermögensanlage. Laut Oehler ist das für die Altersvorsorge allerdings zu wenig, könnten die Produkte und Dienstleistungen für die finanzielle Vorsorge von diesen Tools doch nur eingeschränkt abgebildet werden.

„Fortschritte bei der Digitalisierung in der Altersvorsorge wird es also nur geben, wenn auch die Produktentwicklung sich darauf einstellt“, schlussfolgert DIA-Sprecher Klaus Morgenstern. „Eine einfache Übertragung vorhandener Produkte auf Online-Plattformen, wie das zum Beispiel bei Büchern oder Reiseangeboten stattgefunden hat, wird in der Altersvorsorge nicht funktionieren.“

Dashboard zur Information

Studienautor Andreas Oehler spricht sich vor diesem Hintergrund für die gesetzliche Einführung eines kostenfreien und für alle zugänglichen Dashboards zur Altersvorsorge aus, „das als digitales Cockpit und Instrumententafel dient und umfassende Unterstützung leistet.“ Dieses Cockpit müsse folgende Anforderungen erfüllen:

  • einen Zugang zum Status quo aller zukünftigen Zahlungsströme aus gesetzlicher und zusätzlicher Altersvorsorge in einfacher, verständlicher und vergleichbarer Form schaffen
  • Schätzungen zur aktuellen und zukünftigen Wertentwicklung inklusive der Kaufkraftentwicklung ermöglichen
  • gut verständliche Informationen zur Funktions- und Wirkweise der verschiedenen Produktformen im vorhandenen Portfolio insgesamt und in seinen einzelnen Schichten liefern

„Um dem Bedürfnis nach Datenschutz und Datensicherheit gerecht zu werden, ist das Dashboard als dezentrale Lösung zu konzipieren“, so Professor Oehler. Die Dashboard-App müsse auf allen relevanten Geräten wie Laptop, Tablet oder Smartphone funktionieren und Daten portieren können, sowohl für die eigene Datensicherung als auch für das Teilen mit einem Berater oder Makler.

Zusätzlich zu den Einträgen beziehungsweise Datenmeldungen im Status quo des Dashboards brauche es anbieter- und vertriebsunabhängige Einschätzungen und Hinweise zur Notwendigkeit einzelner Formen der Einkommenssicherung vor und in der Altersvorsorge, zum Beispiel zur Berufsunfähigkeitsversicherung oder zur privaten Haftpflichtversicherung.

Digitale Rentenübersicht reicht nicht aus

Die Studie setzt sich auch mit der von der Bundesregierung geplanten säulenübergreifenden digitalen Rentenübersicht auseinander, die im Vergleich zur bisherigen Situation eine Verbesserung der Informationen zu den Einkünften im Alter bringen werde.

Zugleich wird aber kritisch angemerkt, dass der faktische Ausschluss finanzmarktnaher Anlagen nicht nur ein lückenhaftes Abbild möglicher Einnahmequellen im Alter erzeugt, sondern auch den Wettbewerb zwischen den Angeboten verschiedener Finanzdienstleister zur Altersvorsorge verzerrt, zum Beispiel zu Lasten der international breit streuenden ETFs. Auch seien wesentliche Aspekte, wie der Einfluss von Steuern und Sozialabgaben hinsichtlich Rendite- und Risikoentwicklung bislang nicht vorgesehen. „Es bedarf daher einer deutlich weitergehenden digitalen Lösung“, so Studienautor Oehler.

Die DIA-Studie „Treiber und Widerstände bei der Online-Beratung zur Altersvorsorge“, die auf der Grundlage zahlreicher Experteninterviews erstellt wurde, steht hier als Download zur Verfügung.

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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