Kennen sich mit Flottenversicherung aus (v.l.n.r.): Laura Nauert (VHV), Steffi Senger (Allianz), Michael Wolf (R+V) © VHV, Allianz, R+V, Hintergrund von Canva KI
  • Von Andreas Harms
  • 25.07.2025 um 12:29
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Die neue Bundesregierung will über ihren Investitions-Booster auch den Absatz elektrischer Autos, also E-Autos, ankurbeln. Ein Vorhaben, das auch die Anbieter der Flottenversicherung beeinflusst. Wir fragen bei drei von ihnen nach: Welche Trends beobachten sie? Was machen die Kunden? Wie reagieren sie produkttechnisch?

Da ist er also, der Investitions-Booster von Schwarz-rot. Die Gremien haben ihn abgenickt, und damit ist er Realität. Er soll eine Menge Aspekte der Wirtschaft boostern, unter anderem den Absatz von elektrisch betriebenen Autos (E-Autos).

Hier die neuen Maßnahmen im Überblick: Unternehmen dürfen betrieblich genutzte E-Autos schon im Kaufjahr zu 75 Prozent abschreiben. Im Jahr darauf folgen 10 Prozent und dann noch einige Kleckerbeträge. Nach sechs Jahren ist alles abgeschrieben, was laut Booster-Berlin der durchschnittlichen Nutzungsdauer entspricht. Gelten soll das für alle Wagen, die die Unternehmen ab jetzt bis Ende 2027 kaufen.

Auch elektrische Firmenwagen sollen steuerlich bessergestellt werden als Verbrenner oder Hybride. Das sind sie zwar jetzt schon, dann aber noch mehr. Wer einen solchen Dienstwagen privat nutzt, muss den geldwerten Vorteil versteuern. Der lässt sich per Fahrtenbuch ermitteln oder aber ganz einfach über eine Pauschale. Bisher beträgt die bei einem Bruttolistenpreis bis zu 70.000 Euro für das Auto genau 0,25 Prozent eben dieses Preises. Pro Monat. Ist der Wagen teurer, liegt der geldwerte Vorteil doppelt so hoch, nämlich bei 0,5 Prozent. Und bei Verbrennern beträgt er pauschal sogar ein Prozent.

Der Investitions-Booster sorgt nun dafür, dass das E-Auto bis zu 100.000 Euro kosten darf und die Pauschale trotzdem nur 0,25 Prozent beträgt. Bei einem 90.000-Euro-Auto muss also der Fahrer dann monatlich nur 225 Euro versteuern und nicht mehr 450 Euro.

Wie beeinflusst das die Geschäfte mit Flottenversicherungen? Wir haben drei bei Maklern besonders beliebte Versicherer befragt: Allianz, VHV und R+V.

Steffi Senger, Produktentwicklung Kraft Flotte bei der Allianz Versicherung: Wir beobachten bei den Zulassungszahlen, dass die Anzahl der Neuzulassungen von E-Autos wieder deutlich zugenommen hat, seitdem die Bundesregierung die Sonderabschreibung für die Elektrofahrzeuge im Frühjahr 2024 erhöht hat. Daher gehen wir davon aus, dass bei einer nochmaligen Erhöhung der Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen die Zulassungszahlen, insbesondere im gewerblichen Bereich, sich weiterhin positiv entwickeln. Auch die Erhöhung der Bemessungsgrundlage von E-Dienstwären wird hier sicherlich Auftrieb geben.

Risikoprofile in der Flottenversicherung ändern sich

Michael Wolf, Underwriter KFZ bei der R+V Versicherung: Die Maßnahmen könnten perspektivisch den Anteil von E-Fahrzeugen in KFZ-Flotten erhöhen und die Nachfrage nach speziellen Versicherungsprodukten für E-Fahrzeuge steigern. Strengere Emissionsvorgaben werden Unternehmen dazu zwingen, ihre Flotten nach und nach zu elektrifizieren. Dies könnte zu einer Anpassung der Versicherungstarife und -bedingungen führen, da sich Risikoprofile ändern.

Doch die neue Förderung ist ja nicht alles. Auch andere Trends bestimmen die Flottenversicherung, wie wir erfahren. Welche sind es?

Laura Nauert, Leiterin Kraftfahrt Gewerbe Steuerung bei der VHV: Wir beobachten eine zunehmende Digitalisierung des Flottenmanagements. Unternehmen nutzen vermehrt Telematiklösungen zur Effizienzsteigerung, Fahrstilanalyse oder zur Schadenprävention.

Zudem steigt der Bedarf an flexiblen Mobilitätslösungen – etwa durch Poolfahrzeuge, Carsharing-Modelle oder kurzfristige Fahrzeugnutzung innerhalb einer Flotte. Auch Nachhaltigkeitsaspekte spielen in der Fuhrparkstrategie eine immer größere Rolle.

Steffi Senger, Allianz: Unsere Kundinnen und Kunden legen wieder mehr Fokus auf die Umstellung ihrer Fuhrparks auf alternative Antriebe. Besonders größere Unternehmen mit vielen Fahrzeugen sind hier derzeit sehr engagiert.

Weiterhin beeinflusst die wirtschaftliche Entwicklung und die damit verbundene Auftragslage in den Unternehmen auch das Kostenbewusstsein. Alle Maßnahmen, die dabei helfen die laufenden Kosten zu reduzieren, werden verstärkt vorangetrieben beziehungsweise nachgefragt. Dazu gehören unter anderem neue digitale bis hin zu KI-basierten Lösungen. KI gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.

Telematik und datenbasierte Risikobewertung

Und dann steht am Ende natürlich die Frage, wie diese ganzen Trends das Geschäft mit der Flottenversicherung beeinflussen oder gar umwälzen. Fragen wir mal.

Laura Nauert, VHV: Wir investieren gezielt in modulare und digitale Versicherungsprodukte, die sich an moderne Flottenmodelle anpassen lassen – inklusive Integration von Telematik und datenbasierter Risikobewertung. Unsere Prozesse und Services werden zunehmend digitalisiert, um schnelle, transparente und flexible Lösungen sowohl für Kunden als auch Vermittler zu bieten.

Michael Wolf, R+V: Diese Trends führen zur Anpassung der Versicherungsprodukte, um moderne Technologien und Umweltaspekte besser zu berücksichtigen. Insgesamt führen diese Tendenzen zu einer zunehmend datengetriebenen und flexiblen Herangehensweise bei der Gestaltung von Flottenversicherungen und bieten Versicherern die Möglichkeit, innovative und maßgeschneiderte Produkte zu entwickeln.

Steffi Senger, Allianz: KI-basierte Lösungen, zum Beispiel Dashcams, können dabei unterstützen, die Versicherungskosten zu senken, weil viel mehr Informationen für eine bessere Risikoeinschätzung zur Verfügung stehen oder Schäden sogar komplett vermieden werden können. Die Zunahme von Elektrofahrzeugen stellt uns vor zusätzliche Herausforderungen, weil hier neue Risiken und damit ein zusätzlicher Bedarf an Absicherung entstehen können.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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