Zerstörte Fensterscheibe nach einem Einbruch (Symbolbild): Manch Versicherter täuscht einen Diebstahl auch nur vor. © picture alliance/dpa | Felix Kästle
  • Von Andreas Harms
  • 25.03.2022 um 17:42
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Immer wieder wollen sich Versicherte Geld erschleichen, indem sie die Versicherung übers Ohr hauen. Eine Umfrage zeigt nun, wie stark Betrug verbreitet ist und wo Probleme liegen – und schildert ein paar Extremfälle.

Offenbar wohnen eine Menge anständiger Leute in Deutschland, Österreich und Schweiz, also in der Dach-Region. Während nämlich weltweit jeder fünfte Schadensfall bei Versicherern unter Betrugsverdacht steht, sind es in den Dach-Ländern nur 16 Prozent, also jeder sechste.

Das ermittelte der niederländische Branchendienstleister Friss im Rahmen einer Umfrage unter 420 Beschäftigten aus der Versicherungswirtschaft in 54 Ländern. Friss bietet unter anderem automatisierte und durch Künstliche Intelligenz gestützte Systeme an, mit denen Versicherer Betrug und Risiken erkennen können sollen.

Laut dem „Versicherungsbetrugsreport 2022“ hat sich die Branche nach dem Corona-Schock offensichtlich die Gelenke durchgeschüttelt – und nutzt nun die ausgebauten Digitalkapazitäten, um Betrügereien besser aufzuspüren. Entsprechend intensiver zu prüfen, gehört inzwischen zu den wichtigsten Veränderungen durch Corona.

Doch wo lauert die Hinterlist konkret? Laut Umfrage geht es am häufigsten um diese Sachverhalte:
  • Schäden am Handy
  • Einbrüche oder Diebstähle vortäuschen oder übertreiben
  • Sachverhalte verfälschen
  • Versicherte Gegenstände überhöht bewerten
  • Vorschäden verschweigen

Doch es gibt auch Fälle aus dem Kuriositätenkabinett. Bei den eher ungewöhnlichen Betrugsversuchen berichten die Befragten über Folgendes:

  • Vorgetäuschte Todesfälle
  • Stalking, damit jemand eine Bestattungsversicherung für die Ex-Frau abschließt
  • Angebliche Schäden nach Abschluss von Rechtsschutz-Verträgen auf Menschen, die gar nicht existieren
  • Betrug durch Vermittler

In extremen Fällen berichteten die Profis sogar von selbst abgeschnittenen Fingern und einem Auto, das angeblich Corona-verseucht war. Der Besitzer wollte Geld für die Reinigung. Solchen schlimmen Fingern auf die Schliche zu kommen, ist nicht immer einfach. In der Dach-Region gelten folgende drei Probleme als Haupthindernisse, um Betrügereien zu entlarven:

  • Datenschutz
  • Mangelhafte IT-Kapazitäten
  • Miese Qualität interner Daten

Allerdings haben Versicherer der Dach-Region bestimmte Datenpunkte, die sie hauptsächlich heranziehen, um Betrugsfälle aufzudecken:

  • Vertragshistorie
  • Betrugsfälle
  • Schadenhistorie von Menschen
  • Geldausgabeverhalten
  • Schadenhistorie von Gegenständen

Wobei die Studienautoren sich überrascht zeigen, wie viele Versicherer Betrugsfälle überhaupt nicht richtig messen. Nur 37 Prozent gaben an, dass sie mit Betrugsfällen besser zurechtkommen, seit sie sie systematisch erfassen.

Könnte Software bei der ganzen Angelegenheit helfen? Darauf ein klares „vielleicht“. Denn die Befragten sehen selbst dabei einige Hindernisse, in der Dach-Region sind es diese:

  • Miese Qualität interner Daten
  • Zu viele Falschmeldungen
  • Schlechte Datenintegration

Bei dem letzten Punkt bleibt jedoch offen, was damit genau gemeint ist. Vermutlich passen viele Datensätze ganz einfach nicht zusammen.

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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