Allianz-Chef Oliver Bäte hat künftig einen direkteren Zugriff auf den deutschen Heimatmarkt. © picture alliance / SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON
  • Von Juliana Demski
  • 16.03.2021 um 13:04
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Die Allianz baut um: Die Allianz Deutschland AG soll künftig nur noch auf dem Papier existieren. Dafür sollen ihre vier Untergesellschaften Allianz Versicherung, Allianz Leben, Allianz Private Krankenversicherung sowie Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG künftig direkt von der Welt-Holding Allianz SE gesteuert werden. Arbeitsplätze sollen im Zuge des Umbaus nicht verloren gehen.

Seit 2005 gibt es die Allianz Deutschland AG mittlerweile – unter ihrem Dach befinden sich die Allianz Versicherung, die Allianz Lebensversicherung, die Allianz Private Krankenversicherung sowie die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG. Doch dieses Konstrukt soll bald der Vergangenheit angehören, die deutsche Holding soll nicht mehr als aktives Unternehmen geführt werden, wie die Allianz am Montag in München mitteilte.

Das heißt: Im rechtlichen Sinne soll die Allianz Deutschland AG zwar bestehen bleiben – sie soll nur keine Mitarbeiter mehr haben, und die darunter angesiedelten drei großen Versicherer sowie die Vertriebsgesellschaft in Zukunft direkt von der Welt-Holding Allianz SE gesteuert werden. Die Abschaffung der gesamten Konzernebene betrifft laut Allianz rund 12.300 Angestellte.

Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ versprach Allianz-Chef Oliver Bäte zugleich: „Es gibt keinen einzigen Mitarbeiter, der durch diesen Schritt jetzt seinen Job verliert.“ Er sprach zwar von „anspruchsvollen Sparplänen“, diese liefen aber „unabhängig von der aktuellen Veränderung“ ab. Und weiter: „Das wollen wir mit Internationalisierung und Skalierung von Prozessen und Produkten erreichen, etwa über stark verringerte Entwicklungskosten.“

Unter welches Dach ziehen die Mitarbeiter?

Wohin genau die Mitarbeiter wechseln werden, ist noch nicht bekannt. Arbeitsvertragsinhalte und bisherige Tätigkeitsorte sollen laut Pressemitteilung der Allianz unverändert bleiben. Laut dem Zeitungsbericht ist in Unternehmenskreisen die Rede davon, dass nur rund 400 direkt zur Allianz SE gehen werden. Rund 1.000 dürften demnach zur Allianz Technology wechseln. Weitere 300 und 400 könnten zudem künftig für eine neue „Markteinheit“ arbeiten, wie die Zeitung schreibt. Diese GmbH würde unter der Leitung des jetzigen Vorstandsmitglieds Bernd Heinemann den gemeinsamen Auftritt in Deutschland koordinieren. Die restlichen knapp 10.000 Mitarbeiter dürften zur Allianz Versicherung sowie zu den Lebens- und Krankenversicherern wechseln.

Außerdem wird der bisherige Chef der Allianz Deutschland AG, Fabio De Ferrari, seine Vorstandsposition „auf eigenen Wunsch“ abgeben und sich außerhalb des Konzerns neuen Aufgaben widmen, wie die Allianz in der Pressemitteilung schreibt. Der bisherige Deutschland-Vorsitzende Klaus-Peter Röhler sowie die hiesige Personalchefin Renate Wagner behalten ihren (künftig alleinigen) Sitz im Vorstand der Allianz SE. Die anderen Vorstände der Allianz Deutschland bleiben Vorstände der Tochtergesellschaften.

Amazon im Nacken

Den Schritt, die Allianz Deutschland AG nach rund 15 Jahren dichtzumachen, begründete Bäte gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ mit dem Vorhaben, „internationaler, direkter und schneller“ werden zu wollen. „Vierzig Prozent unserer Kunden sind bei Amazon, und die Hälfte von ihnen würde ein Versicherungsangebot von Amazon sehr sorgfältig prüfen.“ Gegen diese Art von Konkurrenz könne man mit „Kleinstaaterei“ nicht bestehen. Von der Umstrukturierung erhoffe sich der Konzern mehr Effizienz sowie eine Verkürzung der Einführung von neuen Angeboten, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt.

Warum nun aber der Fokus auf Deutschland – und nicht etwa Frankreich? Laut Bäte handele es sich bei den Allianz-Dachgesellschaften in anderen Ländern um reine Finanzholdings mit nur wenigen operativen Aufgaben. „Wir machen das, was wir jetzt in Deutschland machen, auch schon in Asien und Osteuropa.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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