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Stephanie Schorp ist Geschäftsführerin der Personalberatung Comites perfect placements und gilt als eine der renommiertesten Headhunterinnen Deutschlands. © Stefanie Kresse
  • Von Redaktion
  • 18.10.2022 um 15:12
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Der Fachkräftemangel trifft auch die Finanzbranche mit voller Wucht. Viele Vermittler fragen sich zunehmend, ob Überstunden und Wochenendschichten wirklich dem eigenen Lebensentwurf entsprechen. Geht New Work nicht anders? Doch, weiß die Headhunterin Stephanie Schorp. In ihrem Gastbeitrag geht sie darauf ein, wie auch Vermittler mehr Sinn im Job finden.

Die Gründe für den Fachkräftemangel in der Versicherungsbranche sind vielfältig – vom schwachen Image der Branche über unattraktive Arbeitsbedingungen bis hin zum demographischen Wandel. Ein weiterer elementarer Baustein bremst die Szene aus: Die Welt verändert sich und damit auch die Menschen. Krisen hinterlassen ihre Spuren, Pandemie, Klimawandel, Energieengpässe… Viele Makler, Vermittler, Berater und Co. suchen verzweifelt nach Sinn und Erfüllung im Job. Unternehmen forschen parallel nach Hebeln, um kompetente Mitarbeiter zu finden, zu binden und zu entwickeln.

Viele Experten sitzen am falschen Platz

Die Ursache des Problems liefert gleichzeitig die Lösung: Wir brauchen den Perfect Fit. Inzwischen reicht es nicht mehr, dass ein Job Miete und Leben finanziert oder ein Manager nüchtern Aufgaben an Mitarbeiter verteilt. Nur wenn der richtige Mensch an der richtigen Stelle sitzt, spüren Akteure dauerhaft Sinn, Energie und Erfüllung. Durch den Perfect Match brillieren Mensch und Business. Aktuell sind jedoch viele Stellen nicht (mehr) richtig besetzt.

Der Irrtum entsteht auf beiden Seiten. Mal wissen Unternehmen kaum, welche Experten sie wirklich brauchen. Sie suchen falsch, indem sie Lebensläufen mehr Beachtung schenken als dem Menschen. Personalabteilung und Chefs zögern, passende Kandidaten zu besetzen, weil sie von bekannten Mustern abweichen. Sie heuern Kompetenzen an, die bereits im Unternehmen existieren oder ihnen selbst ähnlich sind. Zu häufig suchen Firmen Leute, die genau die gleichen Aufgaben woanders schon einmal erfolgreich erfüllt haben.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche Versicherungsexperten, die selbst nicht erkennen, dass eine Position als Abteilungsleiter oder Inhaber sie eigentlich frustriert. Wer ignoriert, dass ein Leben als Angestellter oder Selbstständiger mit dem eigenen Charakter kollidiert oder ihm die Kultur im höheren Management Bauchschmerzen bereitet, wird nie im Job hervorstechen. Auch der beste Versicherungsjongleur kann als Freiberufler leiden oder im Topmanagement baden gehen.

Was braucht es für den Perfect Fit?

Um im Job zu glänzen und sich wohlzufühlen, braucht es mehr als den Fit auf dem Papier. Beim Perfect Fit passt auch die Persönlichkeit zur Position. Viele in der Arbeitswelt sind überzeugt, dass berufliche Leistungen, Erfahrungen und Auszeichnungen am besten auf die Eignung hindeuten. Doch die Kombination eines 1A-Lebenslaufs und einer tollen Position garantiert weder Erfolg noch Erfüllung, solange sich Aufgaben und Persönlichkeit reiben.

Um zu beurteilen, ob sich jemand für einen Job eignet, braucht es den Blick hinter die Kulissen: In welche Familie wurde jemand hineingeboren? Wie sieht das Umfeld aus? Stammt er aus einem Arbeiter-, Lehrer- oder Unternehmerhaushalt? Es geht um individuelle Prägungen, Sozialisation und Haltungen, die die Performance im zukünftigen Job beeinflussen. Neben Soft Skills geben Biografie, Herkunft und Lebenssituation Einblicke, wo ein Vermittler passen könnte.

Um in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen Fachkräfte mit Herausforderungen umgehen, die sie heute noch nicht kennen. Dafür hilft es zu wissen, wie jemand geworden ist, was er heute ist. Was macht den Makler als Menschen aus? Was hat er an Glaubenssätzen, Tugenden, Werten und Orientierung für sein Leben und Arbeiten mitbekommen? Positive wie negative Erfahrungen hinterlassen Spuren. Wenn Vater oder Mutter früh verstorben sind, hat jemand vielleicht schon früh Verantwortung übernommen. Gleichzeitig hat das Trauma einen Entwicklungsschub verursacht.

Durch Selbstreflexion zu mehr Sinn

Der Persönlichkeit mehr Beachtung zu schenken, gelingt Vermittlern durch Selbstreflexion: Wissbegierige reflektieren ihre Lebenswege, ihren Rucksack an Tugenden und Fähigkeiten. Wer weiß, was er ist, weiß auch, was er kann. Zu wissen, woher ich komme, warum ich so agiere, was mich unbewusst leitet, warum ich mich da oder dort wohler fühlen und/oder mehr bewirken kann, gibt Hinweise für Weiterentwicklung, Krisen und Scheitern.

Reflektierende bekommen ein tieferes Verständnis für ihre Motive, für Erfolgsfaktoren, negative Trigger und wunde Punkte. Beim Blick in die Biografie geht es nicht um Therapie, es geht um Wege für die Zukunft. Welcher Karrieretyp bin ich? In welcher Kultur fühle ich mich wohl? Wo liegen meine Kräfte? Welche Rahmenbedingungen brauche ich, um zu glänzen? Antworten finden Suchende durch den Rückzug in die Stille, durch Meditation, Spaziergänge im Wald oder Auszeiten im Kloster. Eine andere Möglichkeit sind Gespräche. Wer andere um Feedback bittet, bekommt die Chance, sein Selbst- und Fremdbild abzugleichen.

Mut und offene Fragen

Damit Unternehmen einen guten Eindruck eines Kandidaten bekommen, dürfen sie nicht an den harten Fakten kleben. Ob jemand zur Stelle passt, spüren Experten durch Nachhaken. Offene Fragen zu Kindheit, beruflicher Vergangenheit und Lebenssituation bringen Licht ins Dunkle: Warum sitzen wir überhaupt hier? Was bringen Sie für die offene Stelle mit? Warum haben Sie alle zwei Jahre die Sparte gewechselt? Was hat Sie dabei bewegt? Nichts davon muss ein Deal Breaker sein, sondern sich nur erklären lassen.

Auch Assessments helfen, individuelle Merkmale einer Persönlichkeit zu erfassen. Ziel des Austauschs ist immer, Informationen zu bekommen, die im Lebenslauf oder Linkedin-Profil fehlen. Es geht darum, sich Zeit zu nehmen, andere Fragen zu stellen, sich intensiv mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen und ihn wirklich kennenzulernen – nicht die Version, die er selbst konstruiert hat.

Jeder findet seinen Perfect Match

Die Arbeitswelt braucht mehr Menschen, die ihren Job mit Leidenschaft ausfüllen. Nur wer tut, was ihm liegt, blüht in seiner Arbeit auf. Wenn Arbeitsumfeld, Werte und Ansichten übereinstimmen, sind alle auf dem richtigen Weg. Dafür müssen Mensch und Unternehmen sich mit den modernen Bedingungen des Perfect Match auseinandersetzen. Nur so finden Selbstständige ihren Platz. Nur so kommen Experte und Markt in Zukunft zusammen. Wir alle sollten uns von stringenten Lebensläufen lösen, öfter mit Konventionen brechen und mehr Querbesetzungen und Karriereknicke wagen. Fachkompetenz allein reicht nicht. Nur wer sich gezielt mit seiner Persönlichkeit beschäftigt, kann im Job auch unter ungewissen Marktentwicklungen Karriere machen.

Über die Autorin

Stephanie Schorp ist Unternehmerin und Geschäftsführerin der Personalberatung Comites perfect placements und gilt als eine der renommiertesten Headhunterinnen Deutschlands. Seit über 20 Jahren ist die Diplom-Psychologin mit der Auswahl, Beurteilung und Entwicklung von Führungskräften beschäftigt. Ihre Erfahrungen sammelte sie sowohl im Großkonzern als auch im Mittelstand und in der Beratung.

Das Buch zum Thema

Stephanie Schorp: Persönlichkeit Macht Karriere – So stellen Sie die Weichen für Ihren eigenen beruflichen Weg

222 Seiten, Hardcover gebunden, 24 Euro

ISBN 978-3-593-51542-7 (Print)

Auch als E-Book (PDF) und EPUB

Campus Verlag, März 2022

>>> Hier erfahren Sie mehr zum Buch

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