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Pascale-Céline Cadix, Leiterin des Wholesale-Vertriebs der Investmentgesellschaft abrdn © abrdn
  • Von Oliver Lepold
  • 22.02.2024 um 12:35
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:45 Min

Frontier Markets sind ein neuer Investment-Trend. Pascale-Céline Cadix, Leiterin des Wholesale-Vertriebs der Investmentgesellschaft abrdn in Deutschland und Österreich, erläutert, warum Schwellenländer-Investments so wichtig sind und sich als Beimischung für die private Altersvorsorge eignen.

Pfefferminzia: Was macht Emerging Markets (EM) für Berater in der aktuellen Marktlage interessant?

Pascale-Céline Cadix: Schwellenländer haben derzeit mehr als jede andere Region auf der ganzen Welt das Potenzial, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen . Bis 2030 werden zwei Drittel der globalen Mittelschicht in Schwellenländern zu finden sein. Und nach UN-Angaben werden bereits bis zum kommenden Jahr 90 Prozent der Weltbevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Schwellenländern leben. Die Abhängigkeitsquote, also die Relation zwischen der Zahl der arbeitenden und der nicht erwerbstätigen Bevölkerung, ist dort anders als in Industrieländern sehr günstig. Industrieländer haben im Vergleich mit einer immer mehr zunehmenden Überalterung der Gesellschaft zu kämpfen.

Welche Vorteile bietet ein Investment in EM gegenüber anderen Anlageklassen, vor allem in Hinblick auf die Altersvorsorge?

Viele Schwellenländer befinden sich in sehr frühen Stadien der Entwicklung, sie haben noch sehr viel Wachstum vor sich, dementsprechend groß ist das Potenzial. Bei der Altersvorsorge kommt es indes auch auf das Risikoprofil und den Zeithorizont an. Wer nächstes Jahr in Rente geht, sollte nicht alles in Schwellenländer investieren. Aber für eine langfristige Anlage haben Schwellenländerfonds einen positiven Einfluss auf die Diversifikation, da sie sich unabhängig von klassischen Anlageklassen wie zum Beispiel US-Staatsanleihen verhalten. Als Beimischung mit längerem Investmenthorizont eignen sie sich daher sehr gut auch in der Vorsorge.

Auf welcher Basis investiert abrdn in EM?

Wir setzen auf Qualitätsaktien und betreiben fundamentales Research, auf dem unser Auswahlprozess beruht. Wir verlassen uns also nicht nur auf Zahlen aus Datenbanken, sondern absolvieren selbst jährlich rund 1.500 Unternehmensbesuche in Schwellenländern und sind in vielen Regionen direkt vor Ort vertreten. Besonders wichtig dabei sind etwaige Investitionsbeschränkungen und die Liquidität. Wir kaufen nur sehr gut handelbare, also liquide Wertpapiere.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in den Schwellenländern angesichts von Korruption und  oft vernachlässigtem Umweltschutz?

In unserem globalen Team beschäftigen sich 40 Experten mit ESG, davon allein sechs nur mit Schwellenländern. Natürlich gelten dort andere Maßstäbe und Werte. Es geht uns darum, die Unternehmen schrittweise in die richtige Richtung zu leiten. In der realen Welt erzielen wir eine viel bessere Wirkung, wenn wir in Unternehmen investieren, die sich glaubwürdige und ambitionierte Ziele (z.B. Umweltziele) gesetzt haben. Wir möchten die Welt nicht nur auf Portfolioebene verbessern, sondern einen realen Impact erzielen.  Grundsätzlich kann man sagen, dass das Thema Nachhaltigkeit auch in den Schwellenländern eine immer wichtigere Rolle spielt. Die meisten Unternehmen dort haben inzwischen verstanden, dass sie keine westlichen Investoren gewinnen können, wenn sie mit Kinderarbeit, Ausbeutung, Skandalen und Kontroversen zu tun haben. Wir verfügen über entsprechende Mindeststandards, unter denen wir nicht investieren.

Sie haben auf dem Fondsprofessionell Kongress „Frontier Markets“ als Thema vorgestellt. Wo liegt der Unterschied zu EM?

Frontier Markets sind Länder, die über ein durchschnittlich niedrigeres Einkommen verfügen als Emerging Markets. Im Prinzip sind die heutigen Frontier Markets dort, wo die Emerging Markets vor 20 Jahren waren. Sie sind wenig entwickelt, aber haben ein rasantes Wachstum vor sich. Wir nutzen den JP Morgan Nexgem Index, dieser umfasst 40 bis 45 investierbare Länder, die überwiegend in Asien liegen, aber auch in Afrika und Lateinamerika.

Welches sind besonders vielversprechende Frontier Markets, in die Sie investieren?

Aktuell sind die größten Positionen im Frontier Market Bond Fund Staatsanleihen aus Ländern wie Nigeria, Kenia, Sambia, Angola, El Salvador und Mosambik. Interessant sind auch die Mongolei, Vietnam und Pakistan. Wir investieren aber auch in Unternehmensanleihen.

Wie beurteilen Sie Risiken und Wachstumsaussichten in Frontier Markets?

Wir gehen von einem möglichen Gewinn zwischen 7 und 12 Prozent für 2024 aus. Mittel- und langfristig sind Prognosen allerdings schwierig, da geopolitische, regulatorische und rechtliche Risiken, auch Währungsrisiken bestehen. Manche Länder refinanzieren sich derzeit zudem über den Internationalen Währungsfonds, was stets mit Auflagen verbunden ist. Auch das kann ein Risiko für Investoren darstellen.

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Oliver

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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