Sieht den Wirtschaftsstandort Deutschland durch die Versicherungsengpässe bei Gewerbekunden in Gefahr: Thomas Billerbeck, Präsident des BDVM. © BDVM
  • Von Karen Schmidt
  • 30.05.2025 um 11:16
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Für Gewerbekunden ist es mitunter schwierig, sich gegen Risiken zu versichern. Das zeigt die aktuelle Studie „Deckungsnotstand in der Gewerbe- & Industrieversicherung“ des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM). Welche Branchen vor allem betroffen sind.

Wie steht es eigentlich um die Deckung in der Gewerbe- und Industrieversicherung? Bekommen Gewerbekunden ohne Probleme den Versicherungsschutz, den sie sich wünschen? Dieser Frage gingen die Versicherungsforen Leipzig im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) nach – und befragten die Mitgliedsunternehmen. 128 Unternehmen beteiligten sich an der Umfrage.

Das Ergebnis: Es gibt Probleme in diesem Bereich. Nicht jeder Gewerbekunde bekommt die Deckung, die er haben möchte.

Hier die Erkenntnisse im Detail:

Kapazitätsengpässe in zentralen Risikobereichen:

Besonders betroffen sind die Risiken Feuer/Explosion/Blitzschlag/Leitungswasser (80 Prozent), Betriebsunterbrechung (63 Prozent) und Naturkatastrophen (44 Prozent).

Branchen mit höchsten Engpässen:

Besonders betroffen sind Abfallwirtschaft & Recycling (66 Prozent), Rohstoffe (38 Prozent; insbesondere Holz), Lager und Logistik (34 Prozent). Hier treten besonders häufig Deckungsprobleme auf.

Wachsende Bedeutung von Risikoprävention:

Kunden sind bereit, in Prävention zu investieren. Jedoch bemängeln die Maklerinnen und Makler, dass Versicherer diese Maßnahmen zu wenig honorieren und berücksichtigen.

Herausforderungen durch ESG-Anforderungen:

ESG-Maßnahmen wie Photovoltaikanlagen oder Wallboxen für E-Mobilität führen zu Versicherungsproblemen, da diese als risikosteigernd wahrgenommen werden. So sehen 56 Prozent der Befragten einen Konflikt zwischen ESG-Anforderungen und der Versicherbarkeit von Risiken.

Als zentrale Ursachen für diese Engpässe bei Gewerbekunden sehen die befragten BDVM-Mitglieder in der strengeren Risikoselektion der Versicherer. Und in einem „reduzierten Risikoappetit“. Die Maklerinnen und Makler berichteten von steigenden Prämien, höheren Selbstbeteiligungen und strikteren Bedingungen für den Versicherungsschutz.

Bei der Frage nach Lösungen rücken Präventionsmaßnahmen in den Fokus:
  • 94 Prozent der Befragten sehen hier einen Bedeutungszuwachs.
  • Beteiligungen werden von 47 Prozent als bevorzugte Variante genannt.
  • Zudem messen die Befragten dem Beteiligungsgeschäft eine steigende Bedeutung bei (78 Prozent).

Dabei zeigt sich: Insbesondere bei Kapazitätsengpässen steigt die Zahl der beteiligten Versicherer. Die Komplexität durch beispielsweise unterschiedliche Prämiensätze und der Aufwand für Maklerinnen und Makler nehmen dabei ebenso zu.

Weiterhin denkt zumindest knapp die Hälfte der Befragten über eine Kooperation mit größeren Pools und Dienstleistern nach, um den Kunden weiterhin ausreichenden Versicherungsschutz bieten zu können.

Keine gute Lage für Wirtschaftsstandort Deutschland

Thomas Billerbeck, Präsident des BDVM, betont: „Unsere Studie zeigt deutlich, dass die Kapazitätsengpässe in der Gewerbe- und Industrieversicherung kein vorübergehendes Phänomen sind und inzwischen auch bei mittelständischen und kleineren Maklern spürbar sind.“

Ein starker Versicherungsmarkt sei ein wesentlicher Standortfaktor für Deutschland, so Billerbeck weiter. „Wenn Unternehmen keine ausreichende Absicherung finden, gefährdet das den Wirtschaftsstandort. Dass dem bereits so ist, zeigen die Antworten unserer Mitglieder in der Studie.“

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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