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  • Von Redaktion
  • 10.06.2016 um 12:45
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Angehörige, die ihre Familienmitglieder pflegen, sind einem starken psychischen Druck ausgesetzt. Einerseits müssen sie sich deswegen mit einem eingeschränkten Einkommen zufriedengeben, andererseits müssen sie den Verfall eines lieben Menschen mitansehen und Todkranken bis zum Ende beistehen.

Wird ein zu Pflegender privat zu Hause betreut, dann erweist sich solche Hilfestellung oft als Desaster, weil der zu Pflegende auf ein würdevolles Ende im gewohnten Umfeld pocht und die oder der Pflegende die erforderlichen Leistungen zumeist nur erbringen kann, wenn er seine Arbeit und damit die Absicherung im Alter aufgibt, zumindest aber ausdünnt. „Skandalös“ nennt Freitag.de-Blogger Ulrich Scharfenorth das. Denn vielfach ginge darüber hinaus nicht nur das Ersparte des zu Pflegenden, sondern auch das der pflegenden Familienmitglieder mit drauf. Denn selbst bei Pflegestufe 1 könne es passieren, dass ein teurer Pflegedienst ein- , zwei- oder dreimal pro Tag eingreifen muss, weil der Patient weder laufen noch stehen kann. „Bei Dementen kommt hinzu, dass ihnen auch Selbstkontrolle und Kommunikation des Pflegenden fehlen.“

In Extremfällen, bei denen der Arzt ein nahes Ende voraussagt, steigt auch der psychische Druck auf den Pfleger, so Blogger Scharfenorth. Vielfach fordere der am Leben hängende Patient alles, was sein irdisches Dasein verlängern könnte. Es wird Astronautennahrung verabreicht, es gibt Pillen und Spritzen, die das Immunsystem stärken. „Wer all das nicht möchte und wünscht, aus dem Leben zu scheiden, wird aber daran gehindert. Selbst wenn der Totkranke als halbwegs ansehnlicher Typ im Gedächtnis der Menschen verbleiben möchte.“ Ein frommer Wunsch, der rings um uns in Holland, Belgien und in der Schweiz beherzigt wird, hier aber noch immer auf taube Ohren stößt.

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„Unerträglich“ findet der Blogger das System, das gleichzeitig  zehntausende Pfleger regelmäßig in die Altersarmut entlässt. Umso wichtiger seien jetzt Reformen, die die ausgepowerten Pflegenden nicht einfordern könnten. Er fordert den selbstbestimmten Tod und entsprechende Gesetze dafür.

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