Christina Jasmer ist Geschäftsführerin der Proma Versicherungsmakler GmbH & Co. KG in Jettingen-Scheppach. © Proma Versicherungsmakler
  • Von Lorenz Klein
  • 16.08.2021 um 16:43
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Wie können Handwerkerinnen und Handwerker ihr Einkommen absichern? Und geht das auch ohne Berufsunfähigkeitsversicherung? Darüber sprach Pfefferminzia mit Versicherungsmaklerin Christina Jasmer, Geschäftsführerin des Maklerhauses Proma aus Jettingen-Scheppach. Im Interview sagt sie auch, was sie sich von den Versicherern künftig erhofft.

Pfefferminzia: Welchen ganz speziellen Risiken sind Handwerker ausgesetzt, wenn es um den Erhalt ihrer Arbeitskraft geht?

Christina Jasmer: Grundsätzlich sind wir alle ähnlichen Risiken ausgesetzt – egal, ob körperlichtätige oder nicht körperlichtätige Personengruppen. Vor einer Krebserkrankung, einem Schlaganfall oder einer psychischen Erkrankung ist leider niemand gefeit. Für Handwerker kommt allerdings noch das spezielle Berufs- Risiko am Arbeitsplatz hinzu. Ein Sturz vom Dach, die Hand in einer Maschine oder der Nagel, der eine Sehne durchtrennt – all das kann für einen Handwerker schnell zum Verlust der Arbeitskraft führen.

Es ist kein Geheimnis, dass es nicht allen Handwerkern gelingt, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen: Für wie groß halten Sie die Hürden für Handwerker beim Aufbau eines vollwertigen BU-Schutzes – und was sind die Gründe für derartige Hürden?

Ich finde es wichtig, meinen Kunden erst einmal einen Überblick zu geben, welche Möglichkeiten sie haben, um ihre eigene Arbeitskraft abzusichern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist sicherlich die Königsklasse. Allerdings sind die Prämien für die meisten handwerklichen Berufe, im Vergleich zu den Berufsgruppen mit rein administrativen Aufgaben, sehr hoch. Wenn es um die Prämie geht, gibt es zwar Stellschrauben, wie zum Beispiel die Rentenhöhe und die Leistungsdauer, dennoch sind einige nicht bereit, diesen Preis zu bezahlen. Die Hürde der Gesundheitsprüfung, haben sowohl Handwerker als auch nicht körperlich tätige Personengruppen.

Es gibt Alternativen zum BU-Schutz, doch nicht wenige Makler und Maklerinnen betrachten diese als Ausschnitts- oder Kompromisslösungen, die dem Versicherten nicht so weiterhelfen, wie es eine BU ermöglichen würde. Wie gehen Sie mit dieser Problematik in der Beratung um?

Wie bereits erwähnt, finde ich es wichtig, meinen Kunden einen Überblick zu geben, welche Möglichkeiten es gibt. Unter anderem gehört hier die Unfallversicherung, die Dread-Disease-Versicherung, die Erwerbsunfähigkeits- und die Grundfähigkeitsversicherung dazu. Für die Absicherung einer angemessenen Rentenhöhe, können die monatlichen Beiträge für einen Handwerker für die Berufsunfähigkeitsversicherung zwischen 150 bis 200 Euro liegen. Das ist einigen, wie schon gesagt, zu teuer. Aus diesem Grund bespreche ich mit meinen Kunden die Alternativen durch – zumal die Kunden, je nach Beruf unterschiedliche Prioritäten haben.

Zum Beispiel?

Es gibt Alternativen zur BU am Markt mit Zusatzoptionen wie „Verlust der Fahrerlizenz“, was gerade für Lkw-Fahrer interessant – anderen wiederum ist der Einschluss von Depressionen und psychischen Erkrankungen wichtig. Als Versicherungsmaklerin habe ich die Möglichkeit unabhängig zu beraten und wir finden daher immer eine für den Kunden passende Lösung.

Trotzdem: Welche Verbesserungen auf der Produktseite würden Sie sich von den Versicherern hier noch wünschen?

Als ich vor 15 Jahren mein BWL-Studium, Fachrichtung Versicherung und Finanzen, bei Proma begonnen habe, standen wir am Anfang der Weiterentwicklung der Berufsunfähigkeitsversicherung. Ähnlich sehe ich aktuell den Markt der Grundfähigkeitspolicen: Es wird notwendig sein, dass Versicherer ihre Bedingungen nach und nach konkretisieren und verbessern. Es gibt bereits Anbieter mit unterschiedlichen Zusatzbausteinen – das wird sicherlich weiter zunehmen.

Mein Hauptwunsch wäre jedoch, dass der Kollektivgedanke wieder in den Vordergrund kommt: Früher konnte sich jeder versichern, da gab es nur wenige Berufsgruppen. Heute gibt es teilweise 20 Berufsgruppen – und die Berufe, die den BU-Schutz dringend bräuchten, werden dadurch aussortiert und die Tarife oft nicht mehr bezahlbar.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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