Von links nach rechts: Armin Hangl (die Bayerische), Thomas Lüer (HDI Deutschland), Antonia Strohschen (Arag), Uwe Schumacher (Domcura), Mark Klein (Ergo) © Jeweilige Versicherer
  • Von Barbara Bocks
  • 05.06.2025 um 10:15
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lesedauer Lesedauer: ca. 10:20 Min

Am Thema KI kommt in der Versicherungsbranche gerade niemand vorbei. Daher haben wir uns in der Branche umgehört. Die Bayerische, Arag, Domcura, Ergo und HDI Deutschland berichten uns im ersten Teil unserer Interviewstrecke ausführlich, wo sie künstliche Intelligenz (KI) schon im Echtbetrieb einsetzen.

Uwe Schumacher, Domcura: „Unser KI-Mitarbeiter Kim analysiert etwa eingereichte Schadenfotos“
Uwe Schumacher, Chef von Domcura
Uwe Schumacher, Chef von Domcura, Foto: Domcura

Pfefferminzia: In welchen Bereichen setzen Sie KI bereits im Echtzeitbetrieb ein, und wo planen Sie den Einsatz von KI noch?

Uwe Schumacher: In der Kundenkommunikation hat Domcura schon einige Erfahrung mit KI-gestützten Chat- und Voicebots. Unsere bisher größte Entwicklung jedoch ist unser KI-Mitarbeiter „Kim“. Seit Spätsommer 2024 ist er in der Schadenbearbeitung im Einsatz. Unser virtueller Kollege analysiert eingereichte Schadenfotos, liest handschriftliche Notizen aus und prüft Dokumente auf Vollständigkeit.

Auf Grundlage dieser Daten und des Versicherungsvertrags des Geschädigten führt Kim eine materielle Deckungsprüfung durch, ermittelt die exakte Entschädigungssumme – und kommuniziert das Ergebnis an den Versicherten und den Makler.

Liegen Kim sämtliche notwendigen Dokumente und Informationen vor, dauert der gesamte Prozess rund 15 Minuten, inklusive der abschließenden Freigabe nach dem Vier-Augen-Prinzip durch menschliche Kolleginnen und Kollegen. Darüber hinaus planen wir noch in diesem Jahr den Einsatz von KI in weiteren Bereichen.

Wie stellen Sie sicher, dass KI-gestützte Entscheidungen nachvollziehbar und regelkonform sind – insbesondere gegenüber Maklern und Kunden?

Schumacher: Für uns ist Transparenz der Schlüssel. Unser KI-Mitarbeiter Kim arbeitet nach dem Prinzip der „Explainable AI“. Das bedeutet: Er kann seine Entscheidungen nachvollziehbar erklären. Jeder Schadenfall wird dokumentiert, und Kundinnen und Kunden sowie Maklerinnen und Makler erhalten eine verständliche Begründung für die Regulierungssumme. Zusätzlich erfolgt eine regelmäßige Qualitätskontrolle durch unsere Schadenexpertinnen und -experten. So stellen wir sicher, dass die KI immer auf dem neuesten Stand ist und keine unbemerkten Abweichungen eintreten.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen bei der Einführung von KI in Ihrem Haus, und wie lösen Sie diese?

Schumacher: Die größten Herausforderungen liegen in der Akzeptanz und der Datenqualität. Der Einsatz und die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz setzen Vertrauen voraus – sowohl bei unseren Mitarbeitenden als auch bei Maklerinnen und Maklern sowie den Versicherten. Damit man uns und der KI dieses Vertrauen schenkt, setzen wir auf offene Kommunikation und Transparenz. Datenqualität ist der zweite entscheidende Faktor. Wir investieren kontinuierlich in saubere, gut strukturierte Datenbestände und in die Weiterentwicklung unserer Systeme. Auch der Datenschutz spielt eine wichtige Rolle: Sämtliche Prozesse wurden in enger Abstimmung mit unseren Datenschutzbeauftragten entwickelt und entsprechen höchsten Sicherheitsstandards.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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