- Von Redaktion
- 12.06.2025 um 09:29
Eine effektive Verwaltung der Umsetzung erfordert die Koordination verschiedener Interessengruppen, zentrale Kontrolle und gründliche Dokumentation. Die Etablierung von Governance und klaren Verantwortlichkeiten für digitale Barrierefreiheit innerhalb der Organisationen ist unerlässlich, einschließlich der Integration in Qualitätskontrollen und der Entwicklung regelmäßiger Testkapazitäten.
Die Versicherer in der Stichprobe wurden in fünf Reifegrade hinsichtlich der Barrierefreiheit eingeteilt:
- Kategorie 1, mit 11 Prozent der Versicherer, zeigte eine sehr niedrige Reife und einen enormen Handlungsbedarf, da keine der vier oben genannten Kategorien zur Kontrastfähigkeit, Tab-Navigation und (PDF-)Bildschirmleser-Funktionalität erfüllt wurde.
- Kategorie 2, die 47 Prozent Versicherer erreichten, erfüllt eines der genannten WCAG-Kriterien.
- Kategorie 3, mit 36 Prozent, zeigte eine moderate Reife.
- Nur 6 Prozent fielen in Kategorie 4, was auf eine hohe Reife und die Erfüllung von drei der vier WCAG-Kriterien hinweist.
- Kein Versicherer der Stichprobe erreichte Kategorie 5, die eine sehr hohe Reife in der WCAG-Konformität bedeuten würde.
Mit 94 Prozent der Versicherer, die keines oder lediglich bis zu zwei der definierten WCAG-Kriterien erfüllen, bleibt die Branche weit hinter den notwendigen Standards für Barrierefreiheit zurück.

Der Marktvergleich zeigt, dass viele Versicherer noch einen weiten Weg vor sich haben, um die Anforderungen des BFSG zu erfüllen. Um diese Probleme anzugehen, ist zu empfehlen, bestehende Prozesse, Dokumente und Kundenkontaktpunkte zu analysieren und relevante Vertriebs- und Kommunikationskanäle zu konsolidieren.
Durch die Betrachtung aller digitalen Kundenkontaktpunkte entlang des Kundenlebenszyklus ergibt sich dabei zusätzlich die Möglichkeit eine allgemeine Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit und damit auch des vertrieblichen Erfolges der Online-Angebote herbeizuführen. Diese Effekte ermöglichen es den Versicherungsunternehmen neben der Gesetzeskonformität Wettbewerbsvorteile zu erlangen.
Fristgerechte Umsetzung erscheint unverhältnismäßig?
Maßnahmen zur Herstellung digitaler Barrierefreiheit sollten basierend auf gesetzlichen Anforderungen, Komplexität und Benutzerfreundlichkeit dokumentiert und definiert werden. Die Entwicklung eines Umsetzungsplans mit einer detaillierten Bewertung der Kundenkontaktpunkte gemäß BFSG-Anforderungen, WCAG-Kriterien und Compliance-Berichten ist entscheidend. Dieser strategische Ansatz zielt darauf ab, die Barrierefreiheit zu verbessern und die Einhaltung der festgelegten Standards sicherzustellen.
Die Versicherungsunternehmen müssen die gesetzlichen Anforderungen bis zum 28. Juni 2025 erfüllen. Das BFSG bietet in Paragraf 17 die Möglichkeit, Sanktionen zu vermeiden, wenn die fristgerechte Umsetzung unverhältnismäßig erscheint. Dies bietet einen Zeitaufschub zur Anpassung der Prozesse.
Aufgrund der hohen Anforderungen an die Dokumentation sollte man sich frühzeitig damit befassen und eventuell externe Hilfe in Anspruch nehmen. Letztlich können Versicherer nur durch gezielte Maßnahmen und einer klaren Umsetzungsplanung sicherstellen, dass ihre digitalen Inhalte für alle zugänglich sind.
Über die Autoren
Alexander Mäsch ist Senior Manager im Bereich Financial Services Consulting bei PWC und berät Finanzinstitute rund um die Digitalisierung von Kundenprozessen. Der MBA war zuvor Projektmanager bei der Commerzbank.

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