Andreas Schwarz, 1. Vorsitzender des BVSV © BVSV
  • Von Andreas Harms
  • 08.09.2023 um 11:35
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Seit Wochen werfen Nutzer auf Facebook dem Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen (BVSV) vor, gegen rechtliche Regeln zu verstoßen. Der Verband hat nun eine Bremer Anwaltskanzlei in die Spur geschickt, um alles abzuklopfen. Und über zwei neue Portale für Hinweisgeber hofft er auf direkt geäußerte Kritik. Das geht aus einem Schreiben hervor, das Pfefferminzia vorliegt.

Der Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen (BVSV) baut um. Im Rahmen eines Zwischenstandes gab er bekannt, dass die Internetseiten fertig überarbeitet und wieder ins Netz gestellt seien. Das Schreiben, das Pfefferminzia vorliegt, ging an BVSV-Mitglieder, Betreiber von Gewerbezentren sowie Förder- und Kooperationspartner heraus. Mehr zum BVSV und den Gewerbezentren lesen Sie hier.

In dem Schreiben fasst nun der 1. Vorsitzende, Andreas Schwarz, die bisherigen Maßnahmen zusammen, mit denen der Verband Vorwürfe und Kritikpunkte aus den vergangenen Monaten ausräumen will. Insbesondere reagiert man auf zwei Gruppen auf der Social-Media-Plattform Facebook, bei denen Mitglieder dem BVSV diverses Fehlverhalten vorwarfen.

Um die Diskussionen auf eine andere Ebene zu heben, hat der Verband bei sich selbst auf der Seite und bei den BVSV-Gewerbezentren Meldeportale eingerichtet. Damit könne jeder ab sofort „substanzielle Bedenken und Hinweise auf Missstände in Bezug auf das jeweilige Unternehmen sicher und vertraulich weitergeben, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass die eigene Identität preisgegeben wird“. Vor allem hofft man darauf, dass Kritiker ihre Behauptungen mit Belegen unterfüttern.

Das alles laufe anonym, verschlüsselt und mit „bestmöglichem Schutz“ der Beteiligten ab, heißt es in dem Schreiben. Die Informationsketten werde man „unmanipulierbar“ speichern. Verantwortlich ist das Beratungs- und Sachverständigenbüro Rohlfing in Bünde.

Demnächst will man auch an die Administratoren der Facebook-Gruppen herantreten, damit sie die Hinweisportale bekanntgeben. Schließlich hatte dort die ganze Sache auch begonnen.

Die Vorgeschichte

Im Juli warf Walter Benda, Versicherungsmakler und ehemaliges BVSV-Mitglied, dem BVSV vor, dass die Gewerbezentren „unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes Neukundenanfragen für Versicherungsvermittler generieren sollen“.

Sein Kritikpunkt: Sowohl Versicherungsmakler, als auch gebundene Vertreter und andere Marktteilnehmer ohne Zulassung seien dort tätig. Dabei hätten sie BVSV, Gewerbezentren und die eigene Vermittlungstätigkeit vermischt, was gegen den Paragraf 34d der Gewerbeordnung (GEWO) verstoße. Der Paragraf regelt die Tätigkeit von Versicherungsvermittlern und Versicherungsberatern.

Als Beispiel nannte Benda den DVAG-Vertreter Volkmar Saul-Kübler, der als gebundener Vertreter das Gewerbezentrum Hochtaunus leiten wollte. Das ist inzwischen wieder geschlossen. Beim BVSV äußert man sich dazu nicht und verweist auf den Datenschutz. Die DVAG hingegen verweist zurück auf den BVSV, lässt aber immerhin verlauten, dass man den Vertrag mit Saul-Kübler derzeit auflöst.

Doch Saul-Kübler ist kein Einzelfall. Insgesamt beziffert der BVSV, dass 5 Prozent der Gewerbezentren von Vertretern geleitet werden. Die können in der Tat nicht so unabhängig beraten wie etwa ein Makler.

Evers Rechtsanwälte aus Bremen soll juristisch die Vorwürfe prüfen

Was ist also dran? Die Vorwürfe schaukelten sich bei Facebook hoch. Und beim BVSV nahm man sie offenbar ernst. Denn Ende August nahm man die Website vom Netz und begann, Social-Media-Auftritte, Richtlinien und Vereinsstrukturen zu überarbeiten. Dass manche Dinge falsch gelaufen sind, wollte man eben nicht von vornherein ausschließen.

Dazu teilte Schwarz mit: „Es geht um eine mögliche missverständliche Darstellung der einzelnen Aufgaben und Tätigkeiten, sowie der Vermischung von Begrifflichkeiten. Ziel ist es durch die Überprüfung und Neuordnung für Klarheit in der Darstellung und Außenwirkung zu sorgen, was wir und für wen leisten.“

Inzwischen hat der BVSV die Kanzlei Evers Rechtsanwälte aus Bremen beauftragt. Sie soll juristisch die Vorwürfe prüfen: Nämlich, ob Inhaber von Gewerbezentren oder Sachverständige des Verbandes in Hinblick auf GEWO und das Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) legal beraten dürfen. Außerdem geht es um die Frage, ob der Verband, die einzelnen Unternehmen und deren Kooperation miteinander rechtlich in Ordnung sind. Parallel klopft eine externe Compliance-Gruppe Abläufe, Transparenz, Vergütung und Kommunikation des Verbandes ab.

Die abschließenden Ergebnisse dieser Untersuchungen stehen noch aus, bei der Kanzlei Evers rechnet man damit für die kommende Woche. Gleichwohl betont der Verband einen anderen Umstand: Bis heute liegen ihm keine Fakten, Schreiben, Informationen oder Anfragen vor, „die irgendeine nicht korrekte Handlung, oder Verhaltensweise einer Person, oder eines Unternehmens aus dem Kreis des BVSV beschreiben, oder belegen könnten“. Weder von einer Behörde, einem Amt, einem Institut oder einer Zeitung.

Am 4. Oktober soll nun eine Mitgliederversammlung stattfinden. Dort will man zusammen mit den Mitgliedern besprechen, wie es weitergeht.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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