Die Versicherungsmakler und Generation-Y-Experten Stephan Busch (rechts) und Tom Wonneberger. © Claudia Jacquemin
  • Von Redaktion
  • 28.07.2021 um 10:58
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Kennen Sie HENRY? Hinter dem Namen verbirgt sich die Zielgruppe der „High Earners Not Rich Yet“ – zu Deutsch: „Hochverdiener, die noch nicht reich sind“. Diese Vertreter der Generation Y sind eine spannende, wenn auch anspruchsvolle, Zielgruppe für Vermittler, wissen die Versicherungsmakler Stephan Busch und Tom Wonneberger von Progress Finanzplaner. In ihrem Gastbeitrag erklären Sie, worauf es bei der Beratung ankommt.

Wer ist HENRY?

HENRY ist ein junger Amerikaner von vielleicht 30 Jahren, der in der Tech-Branche arbeitet, in Los Angeles wohnt, gut 150.000 Dollar im Jahr verdient, gern Kaffee bei Starbucks trinkt, aber kein Geld auf der hohen Kante hat.

HENRYs sind Millennials, die zwar viel verdienen, aber damit bislang kein nennenswertes Vermögen aufgebaut haben. HENRY steht für „High Earners Not Rich Yet“ (auf Deutsch übersetzt: „Hochverdiener, die noch nicht reich sind“). Der Begriff ist 20 Jahre alt, stammt aus den USA und wurde von Shawn Tully in einem Artikel für die Zeitschrift „Fortune“ geprägt.

In den USA sind HENRYs Personen der Generation Y mit einem Jahreseinkommen von 100.000 bis 250.000 Dollar, also rund 90.000 bis 227.000 Euro. HENRYs verdienen zwar weit überdurchschnittlich, haben aber aufgrund hoher Lebenshaltungskosten, ihres verschwenderischen Lebensstils und der hohen Studienkredite kein Vermögen aufbauen können.

Wer sind HENRYs in Deutschland?

Zwar stammt der Begriff aus den USA, doch auch hier bei uns in Deutschland gibt es HENRYs. Das Medianeinkommen (50 Prozent verdienen weniger, 50 Prozent verdienen mehr) lag 2017 in Deutschland bei 2.000 Euro für eine Person. Von der Mittelschicht sprechen wir in Deutschland – je nach Definition – von Haushalten, die 60 bis 200 Prozent oder 70 bis 150 Prozent des mittleren Einkommens haben. Für einen Zwei-Personen-Haushalt bedeutet also ein Haushaltsnettoeinkommen von 2.000 bis 4.000 Euro die Zugehörigkeit zur Mittelschicht. Ein Zwei-Personen-Haushalt, der zusammen über 4.000 Euro im Monat zur Verfügung hat, darf sich also bereits als „reich“ bezeichnen. Ein Zwei-Personen-Haushalt, der über 6.000 Euro netto verfügt, zählt gar bereits zu den obersten 10 Prozent in Deutschland.

Wir zählen einen Großteil unserer Mandanten zu diesem Kreis. Unserer Erfahrung nach sind das vor allem: Ingenieure, Beamte, Lehrer, Informatiker, selbstständige Berater, Steuerberater, Anwälte, Ärzte, leitende Angestellte, Geschäftsführer. Meist haben sie (noch) keine Kinder. Sie sind überwiegend Akademiker, leben in den größeren Städten, sind progressiv und mobil. Unserer Einschätzung nach sind sie keine seltene Spezies, sondern kommen viel häufiger vor, als wir glauben. Die mangelnde Wahrnehmung resultiert häufig daher, dass die genauen Einkommens- und Vermögensverhältnisse vielen Kolleginnen und Kollegen nicht bekannt sind.

Warum haben HENRYs ein hohes Einkommen, aber kein Vermögen?

HENRYS leisten sich einen Lebensstil, der zwar zu ihrem Einkommen passt, aber nicht unbedingt zu ihrem finanziellen Background. Es sind keine klassischen „Reichen“ mit vermögender Familienhistorie. Sobald sie aufhörten zu arbeiten, könnten sie sich den Lebensstil nicht mehr leisten. Hinzu kommen Verpflichtungen aus laufenden Krediten wie Studien- oder Ratenkredite. Vor allem in den USA kommen sehr hohe Fixkosten insbesondere in den urbanen Zentren hinzu.

Da in Deutschland sowohl die Lebenshaltungskosten als auch die Studienkosten geringer sind, ist das Phänomen nicht ganz so präsent. Dennoch zeigt sich vor allem in den großen Ballungszentren aufgrund der steigenden Miet- und Wohnkosten eine ähnliche Entwicklung. Hinzu kommen eine eher schwach ausgeprägte Finanzkompetenz und die fehlende Notwendigkeit, sorgsam mit dem Geld umzugehen. Denn: Das hohe Gehalt kommt ja jeden Monat und ermöglicht den Lebensstil. Nur leider bleibt deswegen nichts übrig. Aus diesem Grund sparen die HENRYs weder, noch investieren sie Überschüsse.

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