- Von Redaktion
- 26.05.2025 um 15:18
Schon heute unterstützt Künstliche Intelligenz (KI) Versicherungsunternehmen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette, so zum Beispiel bei Tarifvergleichen, Beratungsgesprächen, im Wissensmanagement oder in der Schadenregulierung. Häufig bleiben Unternehmen allerdings in Pilotprojekten oder bei einer Vielzahl von Einzellösungen stecken. Die Gründe dafür sind vielfältig: So scheuen viele Entscheider angesichts von unsicherer Wirtschaftslage und Kostenzwängen große Investitionen und Anstrengungen im Hinblick auf die langfristig skalierbare Implementierung von KI.

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Doch die Skalierung der Technologie entscheidet darüber, ob die Unternehmen nachhaltig erfolgreich sein werden. Und Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle in diesem Transformationsprozess. Denn sie sind es, die KI kulturell und strategisch im Unternehmen verankern müssen.
Viele Entscheider sind sich der Tragweite der Veränderung durchaus bewusst, wie die Studie „Disruptive Potenziale – wie generative KI Geschäftsmodelle neu definiert“ von Sopra Steria zeigt. So erwartet eine Mehrheit der Entscheider selbstkritisch, dass sie ohne fundierte KI-Kenntnisse in den nächsten fünf Jahren aus der Leitungsebene verdrängt wird.
Neue Rollen für Führungskräfte
Sicher ist, dass Führungskräfte in von KI durchdrungenen Unternehmen neue Rollen annehmen müssen:
- Als Enabler müssen sie den Rahmen für eine offene Fehler- und Lernkultur schaffen.
- Als Übersetzer sollen sie die Unternehmensstrategie in konkrete Maßnahmen überführen und die Relevanz von KI für alle Beteiligten spürbar verdeutlichen.
- Als Confidant (Vertrauensperson) liegt es in ihren Händen, Ängste und Barrieren der Mitarbeitenden in Hinblick auf neue Technologien zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um diese abzubauen und damit eine erfolgreiche Umsetzung von KI-Lösungen zu gewährleisten.
- Als Netzwerker ist es ihre Aufgabe, Abteilungen zusammenzubringen und dafür zu sorgen, dass Tools und Prozesse unternehmensübergreifend Synergien freisetzen.
All das erfordert Reflexion, Gestaltungswillen und Kommunikationsfähigkeit – insbesondere auf der mittleren Führungsebene. Sie ist die Drehscheibe zwischen den Vorgaben des C-Levels und den Anforderungen der operativen Teams. Während das Top-Management auf Skalierung und Effizienzsteigerung drängt, erwarten Angestellte praktische Lösungen, die Arbeitsprozesse vereinfachen. Nicht zuletzt sollen alle Erfolge messbar sein. Das mittlere Management steht damit im Zentrum eines Spannungsfelds. Die Fähigkeit, diese Aufgabe konstruktiv zu gestalten, entscheidet maßgeblich über den Erfolg im Unternehmen.
Ein Beispiel: Ein KI-Tool soll die Beratungsdokumentation im Vertrieb unterstützen. Damit die Skalierung gelingt, müssen Führungskräfte eine Antwort auf die Frage finden, wie der Schadenprozess oder das Onboarding neuer Mitarbeitender davon profitieren können. Dieses „Mitdenken in Wechselwirkungen“ muss zur festen Führungsaufgabe werden, andernfalls wird eine unternehmensweite Skalierung blockiert.
Führungskräfte mit KI-Kompetenz müssen zudem stärker als bislang über das Tagesgeschäft hinausdenken. Was heute funktioniert, ist morgen womöglich überholt. Strategic Workforce Planning ist deshalb ein essenzielles Führungsinstrument: Welche Fähigkeiten sind in Zukunft gefragt? Welche Mitarbeitenden müssen weiterentwickelt oder umgeschult werden? Welche Aufgaben fallen weg – und welche entstehen neu?
Nur wer diese Fragen systematisch beantwortet und in den Führungsalltag mit einbezieht, kann die richtige Qualifizierung und die Adäquatheit des Personals sicherstellen und eine innovationsfähige Organisation aufbauen.
Was Führungskräfte künftig auszeichnet, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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