- Von Karen Schmidt
- 22.05.2025 um 13:59
Zum 1. Juli 2025 werden die Beiträge im Standardtarif und Basistarif für alle Versicherten erhöht. Das teilt der Verband der privaten Krankenversicherer (PKV-Verband) mit. Grund dafür seien deutlich gestiegene Leistungsausgaben der vergangenen Jahre.
Die Beitragserhöhung betrifft alle im Standardtarif Versicherten – Männer, Frauen und Kinder, sowohl für den Tarif mit Beihilfeanspruch (STB) als auch ohne Beihilfeanspruch (STN). Der durchschnittliche Monatsbeitrag steigt auf rund 500 Euro (2024: 400 Euro).

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Die letzten Beitragsanpassungen im STN seien für Erwachsene im Jahr 2024, für Kinder und Jugendliche zuletzt 2022 erfolgt, heißt es vom PKV-Verband weiter. Im STB wurden die Beiträge für Frauen 2024, für Männer 2021 und für Kinder und Jugendliche zuletzt 2018 angepasst.
„In den Bereichen, in denen dies die erste Anpassung nach drei bis sechs Jahren Beitragsstabilität ist, haben sich die gestiegenen Leistungsausgaben dementsprechend länger ‚aufgestaut‘, sodass die Erhöhung nun besonders stark ausfällt“, erklärt der PKV-Verband weiter.
Zum Jahresende 2024 waren rund 53.900 Personen im Standardtarif versichert – davon 47.400 im STN und 6.500 im STB. Das entspricht etwa 0,6 Prozent der Versicherten in der PKV.
Hoch geht’s auch im Basistarif
Auch Versicherte im Basistarif müssen ab Juli mehr für ihren Krankenversicherungsschutz bezahlen – zumindest teilweise. Denn: „Bei einem Großteil der Versicherten wird der Beitrag bereits auf den Höchstbeitrag im Basistarif gekappt oder wegen Hilfebedürftigkeit im Sinne des Sozialrechts auf den halben Höchstbeitrag reduziert“, so der PKV-Verband. Dieser liegt für 2025 bei 471,32 Euro.
Entsprechend mache sich die Anpassung nur bei etwa 20 Prozent der Versicherten bemerkbar. Für diese Versicherten „erfolgt die Beitragsanpassung in vergleichbarer Größenordnung wie im Standardtarif oder fällt etwas moderater aus“, heißt es.
Sozialverband entsetzt
Der Sozialverband VDK reagiert erwartungsgemäß negativ auf diese Entwicklung: „Die angekündigte, massive Beitragserhöhung im Standardtarif der privaten Krankenversicherung ist ein großer Schock für viele Menschen.“ Die Erhöhung zeige, „wie wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Versicherten genommen wird. Denn der Standardtarif soll die PKV-Versicherten eigentlich vor finanzieller Überforderung schützen. Für den VdK steht spätestens jetzt fest: Die PKV stellt ein Risiko für Altersarmut dar.“
Es sei höchste Zeit, so der VDK, eine „einheitliche solidarische Krankenversicherung“ einzuführen. Also eine Bürgerversicherung, „durch die alle Menschen gleichermaßen abgesichert“ seien. „Krankheit im Alter darf niemals zu einem finanziellen Risiko werden“, so der Verband.
Wie werden die Beiträge im Standardtarif berechnet?
Der PKV-Verband geht in seiner Mitteilung zum Thema Beitragserhöhungen auch darauf ein, wie der Beitrag etwa im Standardtarif berechnet wird. „Nach gesetzlich festgeschriebenen versicherungsmathematischen Regeln“, sagt er. Diese seien in einer Rechtsverordnung, der Krankenversicherungsaufsichtsverordnung (KVAV), vorgeschrieben.
„Demnach darf der Beitrag nur dann neu berechnet werden, wenn mindestens einer von zwei Indikatoren dies anzeigt:
- Die Leistungsausgaben weichen von der bisherigen Beitragskalkulation ab.
- Die allgemeine Lebenserwartung unterscheidet sich von der bisher angenommenen.
Erst wenn einer dieser beiden Indikatoren um mindestens 5 Prozent abweicht, dürfen (und müssen) die Beiträge neu berechnet werden.“
Die Krux dabei: Es muss eine vollständige Neukalkulation erfolgen. Bei Versicherten, deren letzte Beitragserhöhung weiter zurückliegt, müssen also sämtliche Leistungssteigerungen der Zwischenzeit berücksichtigt werden.
Und die sind eben nicht unerheblich.
Das sind die Kostentreiber
Der PKV-Verband klagt über „hohe Ausgabenzuwächse“, gerade bei Arzneimitteln und ambulanten Leistungen. Sie machten fast die Hälfte der Gesamtausgaben aus. „Besonders stark gestiegen sind aber die Krankenhauskosten: Allein 2023 lagen sie über 13 Prozent höher als im Vorjahr“, berichtet der Verband.
Der PKV-Verband liefert ein paar Beispiele:
- Die Pflegekosten im Krankenhaus stiegen zwischen 2021 und 2023 um 37,5 Prozent je durchschnittlichen Pflegetag.
- Die Zahl planbarer Krankenhausbehandlungen nahm deutlich zu: So wurden 2023 30 Prozent mehr Knie-Endoprothesen und 58 Prozent mehr Hüftendoprothesen eingesetzt als noch 2021.
- Auch bei anderen Behandlungsarten gab es einen Anstieg der Fallzahlen. So stieg beispielsweise die Zahl der Herzkatheter-Untersuchungen um 170 Prozent, während gleichzeitig die Kosten pro Untersuchung um 29 Prozent zunahmen.
Die Kostensteigerungen beträfen auch den Standardtarif und den Basistarif. „So sind etwa im Standardtarif überdurchschnittlich viele ältere Menschen versichert. Und weil Ältere statistisch häufiger im Krankenhaus behandelt werden, wirken sich steigende Kosten in diesem Versorgungsbereich im Standardtarif auch entsprechend stärker aus“, erklärt der Verband.

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