Volkswirt Sven Ebert, Flossbach von Storch Research Institute: „Lebenserwartung in den letzten 50 Jahren kontinuierlich gestiegen“ © Flossbach von Storch Research Institute
  • Von Redaktion
  • 24.09.2025 um 12:11
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Menschen leben im Durchschnitt länger als je zuvor. Für Volkswirt Sven Ebert vom Flossbach von Storch Research Institute ist das nicht weniger als ein großes Geschenk. In seinem Kommentar erklärt er, woher die Reise kommt, wohin sie geht und warum sie trotzdem nicht ganz einfach ist.

  1. Ein Geschenk

Ein bekannter deutscher Schlager stellte schon vor 50 Jahren fest „Du kannst nicht immer 17 sein, Liebling, das kannst du nicht“. Es ist richtig, altern gehört zum Leben. Aber glücklicherweise altern wir heute immer länger. Wir leben heute im Durchschnitt rund zehn Jahre länger als vor 50 Jahren.

Verstand man „Mit 66 Jahren da fängt das Leben an“ in den 1970er Jahren noch mit einem Augenzwinkern, so haben heute viele Menschen beim Erreichen des gesetzlichen Rentenalters noch 20 Lebensjahre und mehr vor sich – viele davon bei guter Gesundheit. Das fordert den Einzelnen dazu auf, auch im Alter fortwährend über persönliche Ziele, Träume und Wünsche, aber auch finanzielle Sicherheit nachzudenken.

Und die Langlebigkeit sollte auch jüngeren Menschen zu denken geben. Projekte – wie ein beruflicher Neuanfang – für die man früher mit Mitte 40 zu alt war, sind heute weniger außergewöhnlich. Ein langes Leben ist ein beneidenswertes Geschenk, das viele neue Wege ermöglicht, aber auch Herausforderungen mit sich bringt.

  1. Alte und junge Menschen werden älter

Die Langlebigkeit einer Gesellschaft bemisst sich in erster Näherung als die erwartete Lebenszeit eines Neugeborenen. Diese sogenannte Lebenserwartung ist in den letzten 50 Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt heute laut Statistischem Bundesamt bei rund 81 Jahren, sofern aktuell gemessene Sterbewahrscheinlichkeiten verwendet werden und auf Trends verzichtet wird.

Bezieht man den Rückgang der Sterbewahrscheinlichkeiten der letzten 50 Jahre in die Berechnung ein, dann ergibt sich sogar eine Lebenserwartung von 91 Jahren für Neugeborene, wie Abbildung 1 zeigt.

Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland und im Alter von 65 Jahren (Quelle: Destatis, Flossbach von Storch Research Institute)
Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland und im Alter von 65 Jahren (Quelle: Destatis, Flossbach von Storch Research Institute)

Von steigendem Wohlstand und medizinischem Fortschritt profitierten in der Vergangenheit alle Altersgruppen. Erreichten 1973 von 100.000 neugeborenen Menschen in Westdeutschland statistisch nur rund 77.000 das 65. Lebensjahr, waren es 2023 knapp 90.000. Heute erreicht mehr als jeder zweite Mensch im Alter von 65 Jahren auch das 85. Lebensjahr. Im Jahr 1973 war dies nur einem von vier Menschen vergönnt.

Die Zahl der über 100-jährigen in Deutschland verdoppelte sich in den letzten 50 Jahren ungefähr alle zehn Jahre. Vor 50 Jahren hätten die damals nicht mal 600 über 100-Jährigen noch in einen größeren Konferenzsaal gepasst. Heute würden die rund 17.000 Menschen über 100 Jahren alle Plätze einer großen Veranstaltungshalle wie der Köln-Arena füllen.

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