Mann mit Puzzleteilen – manchmal ist es nicht Fonds versus Fondspolice, sondern die richtige Kombination © Freepik
  • Von Sabine Groth
  • 09.10.2025 um 14:11
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Sind Sie Team Fonds oder Team Fondspolice? Beide Produkte bieten Zugang zu einem breit gestreuten Investment an den Aktienmärkten, und damit sind beide interessante Vehikel für die Altersvorsorge. Lesen Sie über Vor- und Nachteile der Produkte – vielleicht entscheiden Sie sich dann fürs Mixed-Team.

Die lange Niedrigzinsphase hat das Interesse an aktienbasierten Anlagen für die Altersvorsorge geweckt. Investmentfonds, die das Risiko über eine Vielzahl von Aktien streuen, bieten sich hierfür an. Neben der Direktanlage in Fonds lässt sich auch über Rentenversicherungen in Fonds investieren. Darüber, was besser ist, streiten sich die Gemüter. Fondspolicen sind viel teurer als die Direktanlage und schmälern die Rendite zu stark, sagen die einen. Aber sie haben große steuerliche Vorteile, die die höheren Kosten locker aufwiegen, sagen sie anderen.  

Recht haben beide, es kommt darauf an, wie man rechnet. Vergleichsrechnungen arbeiten mit vielen Annahmen. Je nachdem, welche Variablen man unterstellt, kann sich das eine Produkt oder das andere besser rechnen. Bei den Kosten gibt es bei beiden Produkten breite Spannen und auch bei der Besteuerung hängt vieles vom individuellen Fall ab. Darüber hinaus zählen nicht nur die nackten Zahlen, auch die Flexibilität und weitere Eigenschaften der Produktarten sollten in die Entscheidung einfließen. 

Steuern: Fondspolicen tendenziell im Vorteil

Zu den wichtigsten Steuervorteilen von Fondspolicen zählt das Halbeinkünfteverfahren. Demnach unterliegt bei Auszahlung nur die Hälfte des Unterschiedsbetrags dem persönlichen Steuersatz. Bei Auszahlungen aus Fonds hingegen fällt Abgeltungsteuer plus Soli (26,375 Prozent) auf die vollen Erträge an. Hinzu kommt: Solange nichts ausgezahlt wird, fällt in Fondspolicen auch keine Steuer an, auch bei Umschichtungen des Kapitals in andere Fonds nicht. Bei der Direktanlage in Fonds ist eine Umschichtung ein Verkauf und Kauf. Die bislang aufgelaufenen Erträge sind sofort zu versteuern. Das Geld, das an den Fiskus fließt, kann – anders als in der Police – keine weiteren Früchte tragen. Zudem fällt bei der Direktanlage mit der Vorabpauschale eine Steuervorauszahlung an, die ebenfalls die Rendite belasten kann. Falls eine Anlage bis zum Lebensende läuft, kann die Police mit der abgeltungsteuerfreien Todesfallleistung punkten. Auch bei der Umwandlung des angesparten Kapitals in eine lebenslange Rente sind die Erträge der Ansparphase nicht zu versteuern. Insgesamt sind Fondspolicen daher steuerlich im Vorteil.  

Allerdings: Das Halbeinkünfteverfahren gilt nur, wenn bei Auszahlung das 62. Lebensjahr vollendet ist und die Police schon mindestens zwölf Jahre läuft (12/62-Regel). Ansonsten sind auch bei Fondspolicen die vollen Erträge abgeltungsteuerpflichtig. Direktsparer profitieren zudem bei Aktienfonds von einer höheren Teilfreistellung. 30 Prozent der Erträge sind steuerfrei, bei Fondspolicen sind es fondsunabhängig nur 15 Prozent der Erträge, die aus Fonds stammen. Auch der jährliche Sparerfreibetrag von 1000 Euro sollte nicht vergessen werden. Mit Fonds lässt sich dieser schon in der Ansparphase nutzen, so dass zumindest ein Teil der Vorabpauschalen, Ausschüttungen oder Verkaufsgewinne komplett steuerfrei sind. 

Produktkosten: Fonds tendenziell im Vorteil

Ein pauschaler Kostenvergleich zwischen Fonds und Fondspolicen ist nicht einfach, die anfallenden Kosten sind zu individuell, insbesondere bei Fondspolicen. Hier fallen neben den laufenden Kosten für die Fondsinvestments Vertragskosten an, die aus verschiedenen Elementen bestehen, und deren Höhe auch von vertragsspezifischen Variablen wie Laufzeit oder Beitragshöhe abhängen. 

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Aktiv versus passiv

Die Kosten der Direktanlage im Bankdepot sind nicht weniger individuell. Hier gibt es verschiedene Kostenmodelle von Filial- und Direktbanken sowie von den so genannten Neobrokern. Oft fällt ein einmaliger Ausgabeaufschlag an, der bei Fondspolicen in der Regel entfällt, aber auch beim Direktkauf rabattiert werden kann, auch bis auf 0 Prozent. Bei ETFs sind, statt Aufschlag Handelsgebühren zu zahlen, oder der Anbieter verdient etwas an der Spanne zwischen An- und Verkaufskurs. Depotgebühren können die Gesamtkosten für Direktanleger ebenfalls erhöhen. Wenn man etwas mehr Beratung oder Anlageverwaltung wünscht, kommen jährliche Gebühren auf das Anlagevermögen hinzu. Zudem gibt es für eine Fondsstrategie meist mehrere Fondstranchen für verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichen Kostenquoten.  Insgesamt sind die Kosten bei der Direktanlage in der Regel jedoch geringer, schließlich fällt der Versicherer, der seine Leistungen auch bezahlt bekommen will, als Kostenquelle komplett weg. Auch wenn dieser Unterschied in den letzten Jahren insbesondere bei Einmalanlagen immer geringer geworden ist. 

Weitere wichtige Unterschiede zwischen Fonds und Fondspolicen

Bei Policen sind Kunden auf die Fondspalette des Versicherers beschränkt. Bei der Direktanlage haben sie eine breitere Auswahl, die oft jedoch indirekt durch höhere Handelskosten oder fehlende Sparplanfähigkeit für einige Fonds eingeschränkt wird. Auch können sie jederzeit kaufen und verkaufen, Sparpläne aussetzen oder erhöhen. Auch Fondspolicen sind in dieser Hinsicht flexibler geworden, es gibt jedoch Unterschiede zwischen den Anbietern, und Flexibilität ist zum Teil mit Kosten verbunden.  

Bei Fondspolicen binden sich Kunden langfristig an einen Vertrag mit einem Versicherer. Die einen sehen dies als Nachteil, für andere hat die Bindung eine vorteilhafte disziplinierende Wirkung. Die Hürde ist höher, das eigentlich für die Altersvorsorge gedachte Kapital doch frühzeitig für andere Dinge auszugeben. Fondsgebundene Rentenversicherungen bieten zudem die Option das angesparte Kapital, oder Teile davon, als lebenslange Rente ausgezahlt zu bekommen. Ein Service, den nur Versicherer leisten können. Falls in der Rentenphase dringender Kaitalbedarf besteht, bieten manche Versicherer die Möglichkeit, trotz lebenslanger Rente, weiterhin auf das Guthaben zugreifen zu können. Wem die Rente nicht zusagt, kann aber oft auch in der Fondspolice analog zur Direktanlage einen Auszahlplan einrichten oder auch beide Auszahlungswege miteinander kombinieren. 

Fazit 

Fondspolicen sind in der Regel teurer als die Fonds-Direktanlage, wiegen dies aber häufig durch eine geringere Steuerlast auf. Besonders ausgeprägt ist der Vorteil bei mehrfachen Fondswechseln oder jährlichem Rebalancing. Sowohl Fonds als auch Fondspolicen haben ihre Vorteile, die jeder für sich individuell bewerten muss. Für viele kann eine Kombination die beste Lösung sein. Ein Teil des Kapitals fließt (regelmäßig) in eine Fondspolice, die am besten nicht vor Erreichen der 12/62-Regel angetastet wird. So können die Steuervorteile voll ausgeschöpft und eventuell eine lebenslange Verrentung des Kapitals genutzt werden. Der andere Teil des Kapitals wird direkt in Fonds investiert. So kann Jahr für Jahr der Sparerfreibetrag genutzt werden, und das Kapital ist bei Bedarf frei verfügbar. 

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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