Zentrale der Nürnberger Versicherung in Nürnberg: Mögliches Kaufgebot für 115 Euro je Aktie © Nürnberger
  • Von Andreas Harms
  • 14.10.2025 um 13:08
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Im Ringen um die Zukunft der Nürnberger Versicherung hat die Vienna Insurance Group (VIG) jetzt erstmals einen möglichen Kaufpreis genannt. Doch das Angebot ist noch reichlich unkonkret, was auch der aktuelle Aktienkurs widerspiegelt.

Es geht ein bisschen voran. Die Vienna Insurance Group (VIG) will die Nürnberger Versicherung ernsthaft übernehmen oder zumindest die Kontrollmehrheit erreichen. Dafür könnte sie den Aktionären 115,00 Euro je Aktie bieten. Das geht aus einer Pflichtmitteilung an die Nürnberger Anteilseigner hervor. Angedeutet hatte sich das schon im Sommer.

Wobei die Betonung auf „könnte“ liegt. Denn das Angebot ist noch gar nicht konkret. Nur für den Fall, dass Nürnberger und Vienna Insurance die Transaktion wirklich vereinbaren und durchziehen, hat Letztere das Angebot unverbindlich in Aussicht gestellt. Da sind also noch einige Wenns und Abers im Spiel. Auch die Nürnberger selbst betont das, indem sie schreibt: „Ob es zu einem öffentlichen Angebot und einer Beteiligung der VIG an der Nürnberger kommen wird, ist derzeit offen.“

Das lässt sich auch am Aktienkurs ablesen. Genaugenommen handelt es sich beim Kaufobjekt um die Nürnberger Beteiligungs AG, zu der der Versicherer gehört. Zwar reagierten die Anteilscheine der Aktiengesellschaft gewaltig auf das Kaufgebot und sprangen am Montag von etwa 86 auf mehr als 105 Euro. Derzeit pendeln sie allerdings bei etwa 104 Euro, also deutlich unter dem eventuell gebotenen Preis. Das spricht dafür, dass Marktteilnehmer die Unwägbarkeiten sehr wohl wahrnehmen und lieber abwarten.

Auch die Unternehmensmitteilung liest sich entsprechend. Man befinde sich zwar „weiterhin in exklusiven Verhandlungen“ mit der Vienna Insurance Group, lässt die Nürnberger darin verlauten. Allerdings prüft der Vorstand auch Angebote anderer Interessenten. Die VIG wiederum darf die Großaktionäre der Nürnberger ansprechen, um sie zu überzeugen.

Und diese Aktionäre sind es:

  • Münchener Rück mit 19,1 Prozent
  • Neue SEBA Beteiligungsgesellschaft mit 18,8 Prozent
  • Versicherungskammer Bayern mit 16,3 Prozent
  • Daido Life Insurance Company mit 15,0 Prozent
  • Swiss Reinsurance mit 5,1 Prozent

Medienberichten zufolge zeigen sich einige Aktionäre unzufrieden. Sie bemängeln, dass die Nürnberger angeblich nur mit der VIG verhandelt. Einer von ihnen ist der aktivistische Investor 7Square, der schon im Sommer dagegen aufbegehrte. Kämen noch weitere Interessenten mit in die Auswahl, könnten noch deutlich höhere Angebote möglich werden.

Sollten sich die kritischen Aktionäre zusammenschließen, könnte das die Sache interessant machen. Ebenso spannend wird es, was die Großaktionäre zu den gebotenen 115 Euro sagen.

Die Nürnberger gilt als wirtschaftlich angeschlagen. Für das Jahr 2024 meldete sie ihren Aktionären als Konzernergebnis einen Verlust von 77 Millionen Euro und kürzte die Dividende.

Wobei das Minus komplett auf die Schadenversicherungen zurückzuführen sei, betont sie. Erneut seien „Schäden und Aufwände in der KFZ- und Gebäudeversicherung, insbesondere verursacht durch Inflation, Großschäden und Elementarschadenereignisse überdurchschnittlich hoch ausgefallen“. Die vier weiteren Abteilungen Lebensversicherung, Krankenversicherung, Vermögensverwaltung und Bankgeschäft landeten alle im Gewinn.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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