Andreas Eurich (links) und Oliver Schoeller, Co-Chefs der Barmenia-Gothaer: „Check-24-Kunden sind rein preisgetrieben. Eine Interaktion mit Kunden ist für uns mehr als die Summe der Produkte.“ © Barmenia-Gothaer
  • Von Barbara Bocks
  • 16.10.2025 um 17:17
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Durch die Fusion der Barmenia-Gothaer vor einem Jahr ist ein neuer Großversicherer entstanden. Wie die neue Strategie für die kommenden fünf Jahre aussieht und was die Entscheidung „Tennis oder Badminton“ damit zu tun hat.

Vor allem bKV soll stark wachsen

Im Bereich Employer Benefits setzt die Barmenia-Gothaer auf die stark wachsende Nachfrage nach betrieblicher Krankenversicherung (bKV) sowie auf die betriebliche Altersversorgung (bAV). Hier will der Versicherer vor allem bei kleineren Unternehmen weiter wachsen, in der bKV gar um 20 Prozent.

Der Mittelstand bleibt auch in der Sachversicherung wichtig für den Versicherer. „Schon heute ist jedes neunte Unternehmen in Deutschland bei uns versichert“, freut sich Schoeller. In Zahlen ausgedrückt sind das 380.000 Kunden. Und es gibt laut Schoeller wenige Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG), die im Gewerbesegment ähnlich wettbewerbsfähig und mit Underwriting-Kapazitäten aufgestellt sind.

Ziel: Top 3 VVaG in der Komposit-, Lebens- und Krankenversicherung

„Unser Ziel ist es, zu den Top 3 VVaG in jeder Sparte zu gehören“, erklärt Eurich, also in der Komposit-, Lebens- und Krankenversicherung. Die Barmenia-Gothaer will das erreichen, indem sie Strukturen vereinfacht, die Risikoträgerstrategien harmonisiert und die Krankenversicherer verschmilzt.

Um die Ertrags- und Substanzlage weiter zu stärken, wollen Eurich und Schoeller in der Kompositversicherung und in der Krankenversicherung die Versicherungstechnik stärken und die Rückversicherungsstruktur optimieren.

KI-Anwendungen: Zuerst ist der Vertrieb dran

Eine Schlüsselrolle in der neuen Strategie spielt die IT-Transformation. „Wir richten bei der Konsolidierung unserer IT den Fokus zunächst auf die Marktanwendungen, um insbesondere unseren Vertrieb zu befähigen“, erklärt Schoeller. Später sollen auch andere Bereiche folgen.

Die Barmenia-Gothaer setzt dabei  auf Generative AI wie ChatGPT und auf Agentic AI, also KI-Agenten, die komplexere Aufgaben ausführen. Für Euphorie ist es aber noch zu früh: Laut Schoellers Ansicht setzen zwar 80 Prozent aller Firmen der Versicherungsbranche bereits auf Generative AI. Aber sie trägt noch nicht substanziell zu Kostenersparnissen oder Effizienzgewinnen bei.

Wenn Sie erfahren wollen, wie weit andere Versicherer wie die Allianz oder Signal Iduna bei ihren KI-Anwendungen sind, können Sie das hier und hier nachlesen.

KI soll das Personalproblem mindern

Mit dem verstärkten Einsatz der KI will die Barmenia-Gothaer unter anderem das hauseigene Personalproblem in den Griff bekommen. Sie soll beispielsweise in Servicebereichen wie der Schadenbearbeitung zum Einsatz kommen. Aktuell arbeiten 7.300 Mitarbeiter in dem Konzern. Bis 2030 könnte diese Zahl durch Fluktuation und Mitarbeitern, die in den Ruhestand gehen, um 1.700 Personen sinken.

Und das ist ein Problem, das auch viele andere Versicherer kennen: Die Abgänge übertreffen leicht die Rekrutierungs- und Ausbildungskapazität. In der aktuellen Phase haben sich Schoeller und Eurich das Ziel gesetzt, den Mitarbeiter-Engagement-Index um 5 Prozent zu erhöhen, ein „ehrgeiziges Ziel“ in der aktuellen Phase nach der Fusion.

Bei der gesamten Strategie ging es den Chefs als erstes um die Frage, wo sie wachsen wollen, und erst im zweiten Schritt, wie. Das kam in einem Gespräch mit einem Strategieberater zur Sprache. Profisportler, die gut mit Schlägern umgehen können, müssten sich auch zunächst für die Sportart Tennis oder Badminton entscheiden und erst im zweiten Schritt, wie sie trainieren möchten.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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