Volkswirt Sven Ebert, Flossbach von Storch Research Institute: „Lebenserwartung in den letzten 50 Jahren kontinuierlich gestiegen“ © Flossbach von Storch Research Institute
  • Von Redaktion
  • 24.09.2025 um 12:11
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Menschen leben im Durchschnitt länger als je zuvor. Für Volkswirt Sven Ebert vom Flossbach von Storch Research Institute ist das nicht weniger als ein großes Geschenk. In seinem Kommentar erklärt er, woher die Reise kommt, wohin sie geht und warum sie trotzdem nicht ganz einfach ist.

Unabhängig davon, ob sich der Anstieg der Lebenserwartung weiter in diesem Tempo fortsetzt, der Anstieg bis heute ist bereits gewaltig.

  1. Bekannte Herausforderungen

Langlebigkeit wird zusammen mit der seit Jahren niedrigen Fertilitätsrate unter dem Schlagwort „Alterung der Gesellschaft“ erfasst und gilt als Hauptursache für die seit Jahren wachsende Schieflage in der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine immer kleiner werdende junge Generation sieht sich einer zunehmenden Schar von Rentnern gegenüber, deren Lebensunterhalt sie finanzieren soll.

Dass die gesetzlichen Renten auf mindestens 48 Prozent des Durchschnittsgehalts festgeschrieben wurden, hat verdeutlicht, welche Belastungen auf Arbeitnehmer zukommen: Die jährlichen Gesamtausgaben für die Alterssicherung werden von 394 Milliarden im Jahr 2025 auf 518 Milliarden im Jahr 2031 steigen.

Umgelegt auf die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erhöhen sich die Ausgaben der Rentenkasse so von rund 11.800 Euro pro Kopf im Jahr 2025 auf mehr als 15.000 Euro pro Kopf im Jahr 2031. Die Belastung pro Beschäftigten steigt damit um gut 27 Prozent.

Hinzu kommen wachsende Lasten für die gesetzliche Krankenversicherung und die gesetzliche Pflegeversicherung. Die Krankenkassenbeiträge steigen, semantisch im sogenannten Zusatzbeitrag versteckt, allein im Jahr 2025 um 0,8 Prozentpunkte. Das ist eine Beitragserhöhung um 5 Prozent.

Der Beitrag zur Pflegeversicherung steigt 2025 um fast 6 Prozent. Mit Renten- und Arbeitslosenversicherung zusammen betragen die Sozialabgaben im Jahr 2025 rund 42 Prozent des Bruttolohns.

Die gesamten Sozialausgaben befinden sich, abgesehen von den Corona-Jahren, auf einem historischen Höchststand von 31,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Anfang der 1970er Jahre waren es laut „Financial Times“ noch rund 20 Prozent.

  1. Doch 70 ist das neue 50

Aber Altern ist formbar: Mit der Lebenserwartung sind auch die Fähigkeiten alter Menschen gestiegen. Im Vergleich der Jahre 1989 und 2017 haben finnische Forscher sowohl kognitive als auch physische Leistungsverbesserungen von 75- bis 80-Jährigen festgestellt. Und laut Internationalem Währungsfonds weisen die heute 70-Jährigen die gleichen kognitiven Fähigkeiten auf wie 53-Jährige im Jahr 2000. Menschen sind im Alter heute also leistungsfähiger.

Dazu gibt es gute Gründe anzunehmen, dass sich diese Entwicklung bei steigender Lebenserwartung fortsetzen wird: So rief beispielsweise Amazon-Gründer Jeff Bezos Anfang der 2020er Jahre das Startup Alto Labs ins Leben. Es hat laut Homepage das Ziel, die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Zellen durch Zellverjüngung wiederherzustellen, um Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen, die im Laufe des Lebens auftreten können, rückgängig zu machen.

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