- Von Sabine Groth
- 23.10.2025 um 10:02
Die Pläne der Ampelregierung zum sogenannten Altersvorsorgedepot entfachten im vergangenen Jahr einen medialen Schlagabtausch zwischen dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV und dem Fondsverband BVI. Während der BVI begrüßte, dass eine geförderte Altersvorsorge nicht zwingend als lebenslange Rente, sondern auch als Auszahlplan an die Vorsorgesparer zurückfließen könnte, pochte der GDV unermüdlich auf die Vorzüge der lebenslangen Verrentung. Was nicht sonderlich überraschte, schließlich können nur Versicherer eine regelmäßige Zahlung bis ans Lebensende garantieren.
Die Ampelregierung und ihre Altersvorsorgepläne sind Geschichte. Die Frage, ob ein Auszahlplan oder eine lebenslange Rente die bessere Option für den Ruhestand ist, bleibt nach wie vor aktuell. Das betrifft nicht nur die staatlich geförderte Vorsorge, sondern die Ruhestandsplanung allgemein. Doch mittlerweile muss man sich gar nicht mehr zwischen einer Fondsanlage oder einer Versicherungslösung entscheiden, denn auch viele Fondspolicen-Anbieter haben automatisierte Auszahlpläne im Angebot.
Lebenslange Rente hat wichtigen Vorteil gegenüber Auszahlplan
Lebenslange Renten punkten vor allem mit einem Vorteil. Und der ist gewichtig. Die vereinbarte, in der Regel monatliche Zahlung, erfolgt garantiert bis ans Lebensende – egal, wie alt die Kundin oder der Kunde wird. Das Langlebigkeitsrisiko ist abgesichert, und es besteht nicht die Gefahr wie beim Auszahlplan, dass das Kapital vorzeitig aufgebraucht ist. Dies ist auch für die Psyche ein wichtiges Argument: Zu wissen, dass auf jeden Fall ein bestimmter Betrag monatlich aufs Konto fließt.
Diese Absicherung des Langlebigkeitsrisikos müssen sich Kunden jedoch erst einmal leisten können. Die niedrigen Zinsen über viele Jahre haben die Kalkulationen der Versicherer belastet und eine Verrentung immer unattraktiver werden lassen. Die Rentenfaktoren bei Fondspolicen sanken im Einklang mit den reduzierten Rechnungszins. Fürs angesparte Kapital gibt es weniger Rente – zum Teil so wenig, dass sich eine Suche nach Alternativen geradezu aufdrängte. Durch den Zinsanstieg und dem zumindest wieder auf 1 Prozent gestiegenen Rechnungszins hat die Verrentung etwas an Attraktivität gegenüber Auszahlplänen zurückgewonnen. Auch eine jährliche Auswertung von Helvetia Leben zur Entwicklung von Auszahlplänen zeigt, dass mit steigenden Zinsen die relative Attraktivität der lebenslangen Rente zunimmt. Sie zeigt aber ebenso, dass zurzeit Auszahlpläne immer noch eine sehr interessante Alternative sind.
Auszahlplan bietet mehr Flexibilität als lebenslange Rente
Auszahlpläne, die aus angespartem Kapital regelmäßige Beträge entnehmen, punkten mit mehreren Vorteilen. Kunden müssen ihr Kapital nicht aus der Hand geben. Sie sind deutlich flexibler, um auf nicht vorhersehbare Entwicklungen in ihrem Leben zu reagieren. Sie können bei Bedarf größere Summe entnehmen oder die Auszahlung erhöhen. Und wenn der Tod doch früher eintritt als erwartet, kann nicht aufgebrauchtes Kapital vererbt werden.
Zudem kann das Vermögen während der zum Teil jahrzehntelangen Auszahlphase renditeorientiert investiert sein, während es bei einer lebenslangen Verrentung meist in den Deckungsstock des Versicherers fließt. Durch die Renditekraft beispielsweise von Aktienfonds können sich finanzielle Spielräume vergrößern und höhere Auszahlungen möglich sein.

ETF-Sparplan versus Fondspolice
Fonds versus Fondspolice
Aktiv versus passiv
Allerdings bergen Auszahlpläne stets die Gefahr, dass die Deckung des Lebensunterhalts im Alter nicht gewährleistet werden kann. Auch erfordern sie, um ihre vollen Stärken ausspielen zu können, aktive Mitarbeit. Es muss entschieden werden, wie das Kapital investiert und das Portfolio ans fortschreitende Alter angepasst wird. Zudem ist es ratsam, stets einen gewissen Teil des Kapitals in sicheren, schwankungsarmen Anlagen zu halten, aus denen die Entnahmen erfolgen. Während volatile Anlagen in der Ansparphase dank des Cost-Average-Effekts zu begrüßen sind, kehrt sich der Effekt in der Entnahmephase um. Wird regelmäßig ein fester Betrag aus einem Aktienfonds entnommen, müssen bei niedrigen Kursen besonders viele Anteile verkauft werden. Man verkauft also wenig Anteile, wenn man viel dafür bekommen würde, und viele Anteile, wenn sie kaum etwas wert sind. Das gilt es zu vermeiden, z. B. indem antizyklisch in schwankungsarme Anlagen umgeschichtet, und daraus dann der Auszahlplan gespeist wird. Besondere Vorteile haben hier die Fondspolicen. Denn erstens verursachen dort die Umschichtungen keine Steuerzahlung, und zweitens ist in einigen Fällen der Deckungsstock als Anlage verfügbar – und dieser unterliegt keinen direkten Kursschwankungen.
Lebenslange Rente UND Auszahlplan
Lebenslange Renten und Auszahlpläne haben eine Gemeinsamkeit: Sie können beide das monatliche Budget im Alter aufstocken. Welche Variante die bessere ist, hängt stark vom individuellen Fall ab – zum einen von der finanziellen Situation, aber auch den persönlichen Präferenzen hinsichtlich Flexibilität und Sicherheit. Wenn gesetzliche und betriebliche Rente bereits eine relativ hohe monatliche lebenslange Zahlung sichern, kann auf die Verrentung einer privaten Versicherung eher verzichtet werden. Ansonsten bietet sich häufig eine Kombination der beiden Auszahlmodelle an: Ein Teil des zur Verfügung stehenden Kapitals wird verrentet und schafft etwas mehr finanzielle Sicherheit bei einem langen Leben. Der andere Teil wird genutzt, um die Rente über renditeorientierte Anlagen aufzupeppen und Flexibilität für die Lebensumstände im Ruhestand zu wahren.

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