- Von René Weihrauch
- 01.07.2025 um 09:15
Wer nicht privat krankenversichert ist, wird es möglicherweise bald schwerer haben, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Der Grund: Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, ein verbindliches Primärarztsystem für GKV-Versicherte einzuführen. Das heißt: Der Hausarzt soll verpflichtend als erster Ansprechpartner aufgesucht werden. Erst mit dessen Überweisung ist der Besuch beim Facharzt möglich (ausgenommen Gynäkologen, Augen- und Kinderärzte sowie in Ausnahmefällen chronisch Kranke). Auf diese Weise sollen Kosten gesenkt und überflüssige Besuche in einer Fachpraxis vermieden werden. Klingt eigentlich erstmal plausibel. Kritiker haben allerdings Zweifel an der Umsetzbarkeit.
Hausarztmangel in Deutschland verschärft sich
Hintergrund: Wenn sich der Hausarztmangel in Deutschland weiter verschärft (und davon gehen Experten aus), wird der Weg zum Spezialisten mit dem Pflicht-Umweg über die Hausarztpraxis noch langwieriger. Denn schon jetzt sind viele Praxen extrem überlastet.
Weil zahlreiche Mediziner keine neuen Patienten mehr aufnehmen, ist es für viele Menschen in Deutschland schwierig, überhaupt einen Hausarzt zu finden. Und Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil:
Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Juni 2025 wollen 25 Prozent der Hausärzte in Deutschland ihre Praxis in den kommenden fünf Jahren schließen. Ein Großteil der Weiterarbeitenden möchte die Wochenarbeitszeit deutlich reduzieren. „Damit drohen Einschnitte in der medizinischen Versorgung“, so die Autoren der Untersuchung. In einer älteren Studie warnte die Robert-Bosch-Stiftung bereits 2021, dass im Jahr 2035 bundesweit etwa 11.000 Hausärzte fehlen könnten. In einigen Landkreisen werde die Zahl der Hausärzte voraussichtlich um rund 50 Prozent zurückgehen. Die Konsequenz: „Im Extremfall müssen Patienten damit rechnen, in ihrem Umfeld keinen einzigen niedergelassenen Hausarzt zu haben.“

Geplante Auslandsbehandlung: Welche Kosten trägt die PKV?
Innovative Therapien: Für PKV-Kunden schneller verfügbar
Wachstum bei Zusatzversicherungen und steigende Kosten
Geplantes Primärarztprinzip: PKV-Kunden mit Vorteil?
„Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass PKV-Tarife ohne Haus- oder Primärarztprinzip zukünftig noch mehr als ein reiner Komfortvorteil sein werden“, sagt Michèle Pino, Maklerreferentin Krankenversicherung bei der Inter Versicherungsgruppe. „Künftig wird sie mehr denn je ein relevantes Element sein, um eine verlässliche, patientenzentrierte Versorgung zu gewährleisten.“
Maklerinnen und Makler können das Argument der freien Arztwahl in der Beratung deshalb noch stärker nutzen. Denn von der Einführung des Primärarztprinzips sind Privatversicherte mit entsprechenden Tarifen nicht betroffen. Für sie gilt die freie Arztwahl nach wie vor. Das heißt: Sie können sich ohne Überweisung des Hausarztes weiter direkt an einen Facharzt wenden. „Dadurch sind schnellere Diagnosen und Behandlungen ohne Zeitverzug möglich“, so Inter-Expertin Pino. „Bei Patienten mit komplexen Erkrankungen kann das ein entscheidender, in Einzelfällen sogar lebensrettender Vorteil sein.“
Darüber hinaus haben PKV-Kunden ohne einschränkende Tarife auch die Möglichkeit, angesehene Privatärzte ohne Kassenzulassung direkt aufzusuchen. Gesetzlich Versicherten ist dieser Weg versperrt – es sei denn, sie bezahlen die Rechnung selbst. In der GKV beschränkt sich die freie Arztwahl auf Kassenärzte. Makler können in diesem Zusammenhang außerdem noch einmal auf die freie Krankenhauswahl für PKV-Kunden aufmerksam machen. Anders als gesetzlich Versicherte, die in der Regel in eine Klinik in der näheren Umgebung eingewiesen werden, können sie sich in einem Krankenhaus ihrer Wahl behandeln lassen – auch wenn es sich um eine weiter entfernte oder – je nach Tarif – im Ausland liegende Spezialklinik handelt.

0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren