Planen eine Frühstartrente: Bundesfinanzminister Lars Klinbeil (li., SPD) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
  • Von Andreas Harms
  • 16.05.2025 um 13:47
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:55 Min

Im Altersvorsorgeforum von IVFP und Ampega gab es einen interessanten Stunt zu bestaunen. Vier Diskutanten unterhielten sich über die Pläne der neuen Regierung zur Altersvorsorge. Aber die gibt es ja kaum. Immerhin gab es einige gute Gedanken und sogar eine geklärte Frage zur Frühstartrente. Hier sind sie.

Im Grunde muss man feststellen, dass die Teilnehmer an der Diskussionsrunde keine leichte Aufgabe haben. Statt findet sie im Rahmen des Altersvorsorgeforums, das das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) zusammen mit der Investmentgesellschaft Ampega ausrichtet.

Die erwähnte Runde besteht aus:

  • IVFP-Chef Michael Hauer
  • David Krahnenfeld – Leiter Wholesale bei Ampega
  • Fabian von Löbbecke – Vorstand bei der HDI Group
  • Norman Wirth – Rechtsanwalt und geschäftsführender Vorstand beim Bundesverband Finanzdienstleistung AfW

Diese vier sollen sich über die Zukunft der Altersvorsorge nach der Wahl unterhalten. Doch die ist seit eben dieser Wahl: völlig unklar. Sinnvolle bestehende Vorschläge (wie das absolut sehenswerte Altersvorsorgedepot) hat der Bruch der Ampel-Koalition vom Tisch gefegt. Neue sinnvolle Vorschläge finden sich im Koalitionsvertrag kaum. Stattdessen will man dort prüfen, schauen und mit etwas bösem Willen formuliert: verschieben.

Denn nichts anderes bedeutet beispielsweise der jüngste Vorschlag der neuen Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), die in der gesetzlichen Rente die Einnahmenseite verbreitern will. Sie verschiebt damit das Problem, denn auf die breiteren Einnahmen folgen auch breitere Ausgaben. Nur eben: später. Ansonsten: Renteneintrittsalter und Rentenhöhe sollen bleiben. Ernster Reformwille ist im Koalitionsvertrag nicht zu erkennen.

Insofern blicken die vier Diskutanten auf eine ziemlich blankgeputzte Tischplatte und eine lustlos wirkende neue Regierung. Und doch finden sie ein paar interessante Aspekte. Einer davon ist die von der CDU/CSU schon im Wahlprogramm verkündete Frühstartrente, die es sogar in den Koalitionsvertrag geschafft hat. Kurzform: Jedes Kind soll ab dem sechsten Lebensjahr monatlich 10 Euro vom Staat für ein privates Vorsorgedepot bekommen. Wie viel sich dabei zusammenläppert, haben wir hier errechnet.

HDI-Vorstand Fabian von Löbbecke zeigt sich zunächst erleichtert und erfreut, dass an der Stelle kein Staatsfonds ins Spiel kommt, sondern die Privatwirtschaft ran darf. Auch den gesamten Plan, Kinder frühzeitig so ans Sparen heranzuführen und das Ganze mit Finanzbildung zu koppeln, mag er. Den geplanten Starttermin Anfang 2026 hält er für machbar.

Das sieht Norman Wirth anders: „Ich bin sehr skeptisch, dass das zu schaffen ist“, sagt er, fände das aber gar nicht schlimm. „Auch wenn es ein Jahr später kommt, die Hauptsache ist, es kommt überhaupt.“

Zuzahlen ist wichtig

Zur – natürlich noch völlig offenen – Ausgestaltung betont von Löbbecke, wie wichtig es ist, schon zwischen 6 und 18, aber auch danach, noch weitere Beiträge zuzahlen zu können. Denn die 10 Euro im Monat seien schlicht zu wenig. Auch, weil viele Kinder heute schon älter als sechs Jahre sind und somit gar nicht die komplette Förderung erhalten würden.

Eine weitere völlig offene Frage ist für von Löbbecke jene, wer denn die Kunden ansprechen soll. Ist es der Staat? Sind es die Eltern? Gibt es Berater, die das für offensichtlich „mickrige Konditionen“ übernehmen?

Norman Wirth kann sich vorstellen, dass es – auch angesichts der niedrigen Beträge – erstmal ein Standardprodukt gibt. Für die vom AfW vertretenen Vermittler sei die Beratung nämlich „maximal unattraktiv“, wenn es beim Grundbetrag bliebe. Es werde erst dann interessant, wenn private Zuzahlungen ins Spiel kommen. Aber, das räumt er sehr wohl ein, „es könnte ein Türöffner-Produkt werden“. Eine Einschätzung, der Michael Hauer sofort zustimmt.

Und dann platzt Michael Hauer mit der von Anfang an offensichtlichen Frage heraus: Warum erst ab sechs Jahren und nicht schon mit Geburt? Sogar die CDU/CSU habe ihm das nicht beantworten können, erzählt er.

Frühstartrente an die Schule geknüpft

Da kann der HDI-Mann helfen. „Man will es wirklich an die Schule knüpfen“, sagt von Löbbecke. Man wolle verhindern, dass Geld „irgendwohin abfließt, weil man nicht weiß, wo die Kinder gerade wohnen“.

Aber wird die Frühstartrente wirklich was bewegen? „Als wir das damals im Wahlprogramm gelesen hatten, waren wir uns sicher, dass das kein großer Wurf wird“, erinnert sich Wirth und zieht den Vergleich mit dem bereits erwähnten Plan der Ampel-Koalition, der ja sogar schon fertig auf dem Tisch lag. Insofern sieht Wirth die Frühstartrente als Rückschritt.

Trotzdem will er optimistisch bleiben, denn schließlich habe die CDU den Plan eins zu eins aus dem Wahlprogramm in den Koalitionsvertrag herübergebracht. Und er habe zweifellos eine „gewisse Symbolkraft“. Nun komme es aber auf die Details an. „Dann schlägt die Stunde der Lobbyisten, zu denen wir ja als Verband auch zählen“, so Wirth.

Immerhin zur Frage der Auszahlung zeigt sich von Löbbecke schon recht sicher, dass es in Richtung lebenslanger Rente geht. Schließlich steckt in „Frühstartrente“ der Begriff „Rente“. Was sich nur schwer abstreiten lässt.

Das wirkt zunächst also ziemlich klar. Aber was ist heute schon wirklich klar?

autorAutor
Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Zuletzt hinzugefügt
Gesundheit und Erfolg neu denken
Pfefferminzia Power-Tage

Gesundheit und Erfolg neu denken

GKV informiert Frauen zu wenig über die Wechseljahre
Zu wenige Informationen und Angebote

GKV informiert Frauen zu wenig über die Wechseljahre

Deutsche kümmern sich zu wenig um Vorsorgeuntersuchungen
Zähne, Hörgerät und Schutzimpfungen

Deutsche kümmern sich zu wenig um Vorsorgeuntersuchungen