Serverraum eines Unternehmens: Viele Mittelständler fürchten sich zwar vor Cyberangriffen, kümmern sich aber nicht genug um ihre Sicherheit, so das Fazit einer GDV-Umfrage. © picture alliance / SZ Photo | Alessandra Schellnegger
  • Von Barbara Bocks
  • 22.09.2025 um 12:29
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Viele Mittelständler unterschätzen die Cybergefahr: Laut einer Studie erfüllen zwei Drittel nicht einmal grundlegende IT-Sicherheitsstandards. Besonders brisant – jede zweite Firma hat noch nicht einmal einen Notfallplan für den Ernstfall. Und es hakt an weiteren Stellen.

Trotz zunehmender Cyberbedrohungen vernachlässigen viele mittelständische Unternehmen grundlegende Schutzmaßnahmen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Umfrage der Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). 300 Entscheider und IT-Verantwortliche von kleinen und mittleren Unternehmen nahmen an der Studie teil.

Zwar halten sich 77 Prozent der Befragten für ausreichend gegen Cyberangriffe gewappnet. Tatsächlich erfüllen aber mehr als zwei Drittel noch nicht einmal alle Basiskriterien für IT-Sicherheit, wie starke Passwörter oder regelmäßige Updates. „Die Mehrheit der Unternehmen (52 Prozent) schätzt ihre IT-Sicherheitslage besser ein, als sie tatsächlich ist“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.

Viele Unternehmen vernachlässigen außerdem technische und organisatorische Schutzmaßnahmen: Manche sind bei der Datensicherung zu nachlässig. Andere führen notwendige Software-Updates nicht zeitnah durch. Dadurch entstehen aus Sicht des GDV vermeidbare Sicherheitslücken.

Besonders auffällig: 64 Prozent verzichten auf Schulungen, um ihre Belegschaft zu sensibilisieren, obwohl 68 Prozent der erfolgreichen Cyberangriffe per Phishing-Mail oder E-Mail mit Schadsoftware starten.

Jede zweite Firma hat keinen Notfallplan

Auch auf einen erfolgreichen Angriff sind viele nicht vorbereitet. „Jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) hat für den Ernstfall keinerlei Notfallplan entwickelt“, sagt Jörg Asmussen. Dementsprechend können die Angreifer erhebliche Schäden verursachen.

Gleichzeitig zeigt die Umfrage eine weit verbreitete Sorge vor einem großflächigen Cyberangriff: 89 Prozent der befragten Unternehmen halten es für wahrscheinlich, dass eine gezielte Attacke auf Schlüsselunternehmen der deutschen Wirtschaft zu massiven volkswirtschaftlichen Schäden führt, etwa durch den Ausfall kritischer Infrastruktur oder zentraler Lieferketten. Nur eine Minderheit glaubt, dass Wirtschaft (31 Prozent) oder Behörden (29 Prozent) auf einen solchen Angriff vorbereitet sind.

Unternehmen wollen im Ernstfall Hilfe vom Staat

Trotzdem sind die Erwartungen an staatliche Stellen hoch: Über die Strafverfolgung und Aufklärung hinaus sehen es 73 Prozent der Befragten als Aufgabe des Staates, in einer Cyber-Katastrophe technische Hilfe zu leisten. 57 Prozent sehen den Staat sogar in der Pflicht, betroffenen Unternehmen finanziell zu helfen. „Die hohe Erwartungshaltung an den Staat steht in scharfem Kontrast zur mangelhaften Cybersicherheit vieler Unternehmen“, sagt Asmussen.

Wie die Mittelständler die allgemeine Bedrohungslage einschätzen, erscheint angemessen: 78 Prozent der Befragten halten das Risiko von Cyberangriffen auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für eher oder sehr hoch. Für ihr eigenes Unternehmen bewerten die gleichen Befragten dieselbe Gefahr ganz anders: Jetzt sehen nicht mehr 78 Prozent ein eher oder sehr hohes Risiko, sondern nur noch 38 Prozent.

Diese trügerische Sicherheit resultiert häufig aus der Überzeugung, dass das eigene Unternehmen zu klein oder nicht interessant genug wäre, um in den Fokus von Hackern zu geraten. Ganze 78 Prozent der Unternehmen, die ihr Risiko als gering einschätzen, halten ihr Unternehmen für umfassend geschützt.

Mehr Details zur Studie lesen Sie hier.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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