- Von Andreas Harms
- 18.08.2025 um 17:37
Über mangelnde Tipps und Hinweise zum Rentensystem braucht sich die Bundesregierung schon jetzt nicht mehr zu beklagen. Manche sind zaghaft, andere schon recht forsch. Nun schaltet sich mit dem Flossbach von Storch Research Institute eine weitere renommierte Einrichtung in die Diskussion ein.
Volkswirt Sven Ebert geht in seiner Studie „Altersvorsorge in Deutschland“ auf den aktuellen Zustand von Altersvorsorge und Rentensystem in Deutschland ein. Und er schreibt, wie es stabiler laufen könnte. Einiges deckt sich mit den Ratschlägen aus anderen Instituten, ein spezieller Punkt aber ganz und gar nicht.
Denn Ebert würde die Vorstellung einer „auskömmlichen gesetzlichen Rente“ – zum Beispiel von Ex-Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) immer wieder vorgetragen – rundweg beenden. Die gesetzliche Rente sollte in Zukunft nur noch eine Basisabsicherung sein, fordert er. Und sie sollte nicht mehr vom früheren Lohn abhängen, sondern für alle Bürger einheitlich knapp über dem Bürgergeld liegen.

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Das wäre nicht weniger als ein Tabubruch. Denn so eine Einheitsrente steht bisher nicht wirklich zur Debatte. Schließlich widerspricht sie dem bisher stets betonten sogenannten Leistungsprinzip: Die Rentenhöhe richtet sich noch immer hauptsächlich nach Höhe und Laufzeit der eingezahlten Beiträge.
Tatsächlich sieht Ebert eine gute Lösung in einer steuerfinanzierten einheitlichen Basisrente (also keine Beiträge mehr). Würde man die jetzt einführen und die Ausgaben der Rentenversicherung nicht erhöhen, läge sie bei rund 1.100 Euro. Das könnte man erreichen, indem man niedrige Renten schrittweise weiter erhöht und hohe Renten einfriert.
Rentenbezugszeit würde sinken
Das derzeit passende Renteneintrittsalter sieht der Volkswirt bei 70 Jahren. Die durchschnittliche Rentenbezugszeit würde dann um vier Jahre auf 16,5 Jahre sinken. Das wäre das Niveau zur Jahrtausendwende, schreibt er. Privilegien wie die „Rente mit 63“ würde er abschaffen. Auch das dürfte man in Berlin gar nicht gern hören. Als Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kürzlich mit so einem Vorschlag um die Ecke bog, bekam sie heftigen Gegenwind.
Aber dann die andere Seite, um die Rente aufzupeppen. Denn betriebliche und private Vorsorge müsse einfacher und interessanter werden. Kapitalgarantien und Bürokratien gehören gelockert beziehungsweise abgeschafft. So könne sich die betriebliche Altersversorgung (bAV) weiter verbreiten. Dass derzeit nur 52 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland überhaupt eine haben, sei viel zu wenig.
Nur 7 Prozent der Alterseinkünfte aus der bAV
Die Zahlen sind wohl gar nicht schlecht. Laut Studie beträgt das bAV-Zusatzeinkommen im Alter 698 Euro pro Monat bei Männern und 365 Euro bei Frauen (was nebenbei bemerkt, ein wirklich übler Gender Pension Gap ist). Aber nur 35 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen über 65 Jahren bekommen so was überhaupt. Insgesamt sorgt die bAV derzeit für nur 7 Prozent aller Alterseinkünfte.
Für die private Altersvorsorge empfiehlt Ebert dringend, dass die Regierung das Konzept des Altersvorsorgedepots von der Ampel-Regierung wieder aufgreift (und hier erklären wir es). Außerdem solle man privates Sparen gegenüber anderen Formen der Altersvorsorge „steuerlich nicht mehr länger diskriminieren“. Als Beispiel nennt er Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien, die nach zehn Jahren Haltedauer steuerfrei sind. Bei Investmentfonds greift hingegen immer die Abgeltungsteuer – egal, wie lange man die Fonds hatte.
Deshalb sollte man die Abgeltungsteuer ersatzlos abschaffen. Als zweite Wahl könnte man die Freibeträge deutlich erhöhen.
Viel Lese- und ein bisschen Sprengstoff – die komplette Studie können Sie hier herunterladen.

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