Der Vorstand der Hanse-Merkur: Johannes Ganser, Holger Ehses, Eberhard Sautter, Eric Bussert, Raik Mildner (v.I.) © Hanse-Merkur
  • Von Barbara Bocks
  • 07.05.2025 um 18:22
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Trotz Imagekrise bleibt Riester für Hanse-Merkur-Chef Eberhard Sautter weiter wichtig für die Altersvorsorge der Zukunft. Warum Teilkapitaldeckung unverzichtbar ist, was Riester mit einer Treppe zu tun hat, und wie das Geschäftsjahr 2024 für den Versicherer gelaufen ist, erklärt der Vorstandschef.

Im 150. Jubiläumsjahr der Hanse-Merkur meldet sich Vorstandsvorsitzender Eberhard Sautter mit klaren Statements zu Wort: „Wir brauchen Teilkapitaldeckung in der Gesundheitsversorgung, der Pflege – und vor allem in der Altersvorsorge.“

Der Grund: Die Umlagesysteme geraten unter Druck. Medizinische Kosten steigen seit Jahren rasant an. Im Jahr 2024 hat die Techniker Krankenkasse gemeldet, dass sie 10 Prozent mehr für Medikamente und 8 Prozent mehr für Krankenhausaufenthalte ausgegeben hat als im Vorjahr.

Parallel dazu altert die Bevölkerung. Und die Kosten multiplizieren: Gesundheit wird laut Sautter von Jung nach Alt pro Jahr fünfmal teurer, die Pflege sogar achtmal.

„Die Riester-Rente wurde zu Unrecht schlechtgeredet“

Die Antwort auf diese Herausforderungen sieht Sautter in kapitalgedeckten Ansätzen – und konkret in einem Produkt, das in den vergangenen Jahren stark in die Kritik geraten ist: der Riester-Rente.

„Wir haben die Riester-Rente zum 1. April als ,Riester-Meister‘ neu aufgelegt“, so Sautter. „Bereits zuvor hatten wir die höchste garantierte Riester-Rente am Markt – und das bieten wir jetzt wieder.“ Die Botschaft: Nicht über veraltete Strukturen klagen, sondern bestehende Lösungen nutzen und weiterentwickeln.

Sautter betont, dass Riester nie mehr leisten sollte, als das sinkende Rentenniveaus von 55 auf 48 Prozent durch staatliche Zulagen auszugleichen. Das habe funktioniert – nicht weniger, aber auch nicht mehr. „Riester war eine Treppe gegen das sinkende Rentenniveau“, so Sautter.

Kapitaldeckung ist nötig, um das Rentensystem zu erhalten

Angesichts einer Geburtenrate von nur 1,5 Kindern pro Frau – erforderlich wären laut Sautter 2,5, um das Umlagesystem stabil zu halten – verschärft sich der Druck auf die gesetzliche Rente. „Die Geburtenrate korreliert negativ mit dem Wohlstand eines Landes“ – so weit, so bekannt. Deshalb sei politische Orientierung dringend nötig. „Sprüche wie ,Die Rente ist sicher‘ helfen niemandem. Die Frage ist: Wie hoch ist sie denn?“

Auch das Rentenniveau als politisches Steuerungsinstrument sieht Sautter kritisch. Wenn der Rentenfaktor angepasst wird, bedeutet das faktisch eine Leistungskürzung – nicht aus wirtschaftlicher Not, sondern um das System formal stabil zu halten. „Die Belastung bleibt gleich, aber die Rentenhöhe sinkt.“

Kapitaldeckung sei daher die logische Konsequenz. Und: „Ein privat angesparter Riester-Vertrag ist rechtlich besser geschützt als staatliche Versprechen – dank Eigentumsschutz im Grundgesetz.“

Wachstum über Marktniveau

Parallel zur politischen Debatte zeigt sich das Unternehmen wirtschaftlich sehr stark. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Hanse-Merkur nach eigenen Angaben das beste Vertriebsergebnis ihrer Geschichte.

Die Bruttobeitragseinnahmen stiegen um 9,7 Prozent auf 2,95 Milliarden Euro. Die laufenden Beiträge um 7,2 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro. Besonders dynamisch wächst der Bereich „Gesundheit & Pflege“ – mit einem Plus von 8,3 Prozent im ersten Quartal.

Das Eigenkapital legte um 122 Millionen Euro auf 1,32 Milliarden Euro zu. Erstmals verzeichnete das Hauptgeschäftsfeld über 2 Milliarden Euro an Beitragseinnahmen. Im Vorjahr kamen netto 13.172 neue Vollversicherte hinzu. Das enspricht einem Plus von 4,4 Prozent. Im ersten Quartal 2025 gewann der Versicherer netto knapp 300.000 neue Versicherte. Allerdings betonte Sautter auch, dass das erste Quartal traditionell immer sehr stark sei.

Ambitionierte Ziele bis 2030

Für die kommenden Jahre hat Sautter klare Ziele: Bis 2030 will der Versicherer zu den Top 7 der deutschen privaten Krankenversicherer gehören – mit 4 Milliarden Euro Beitragsvolumen und einem stabilen Jahresüberschuss von 200 Millionen Euro nach Steuern.

Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Hanse-Merkur einen Konzernjahresüberschuss nach Steuern von 120,9 Millionen Euro und liegt damit unter dem Rekordergebnis des Jahres 2023 von 134,7 Millionen Euro.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

kommentare
David terGorden
Vor 48 Minuten

Sehr schlechte Rendite aufgrund der „höchsten Garantie“ !

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David terGorden
Vor 48 Minuten

Sehr schlechte Rendite aufgrund der „höchsten Garantie“ !

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