- Von Andreas Harms
- 20.08.2025 um 16:19
Drei Verbände liegen bei der Frage über Kreuz, ob privatversicherte Patienten im deutschen Gesundheitssystem bevorzugt werden. Es geht darum, ob Ärzte zu viele Termine und Sprechstundenzeiten an Privatpatienten vergeben und zu wenige an gesetzlich Versicherte. Damit ist es wieder der Konflikt zwischen privater Krankenversicherung (PKV) und gesetzlicher Krankenversicherung (GKV).
Beteiligt sind der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (Spifa), der Sozialverband VDK und der Virchowbund als weiterer Interessenverband von Ärzten.
Los geht es mit dem Spifa. Der bricht in einem Statement eine Kanüle für seine Branche und titelte: „Die Mär der Bevorzugung von Privatversicherten“.
Dazu liefert er zunächst die grundsätzlichen rechtlichen Regeln:
- Vertragsarztpraxen müssen 25 Stunden pro Woche für GKV-Mitglieder als Sprechzeiten leisten, inklusive Hausbesuche
- Bis 13 Stunden Nebentätigkeit bei einem vollen Kassenarztsitz und das Doppelte bei einem halben sind nach „höchst richterlichen Entscheidungen“ möglich. Die gehen häufig an Selbstzahler, also zum Beispiel PKV-Versicherte
So weit die Grundlage, und die Folge daraus, wie sie der Spifa erklärt: Ist der Kassenvertrag erfüllt, können Ärzte über die Nebentätigkeit Privatversicherte behandeln. Von denen gibt es aber viel weniger als GKV-Patienten (8,7 gegenüber 74,3 Millionen). Damit ist es laut Verband rein mathematisch logisch, dass Private schneller Termine bekommen als Gesetzliche. Und dem ist nun wirklich nicht zu widersprechen.
Arztpraxis als wirtschaftliches Unternehmen
Ein weiteres Problem sei, dass Politik und Kassen die Leistungen durch Fachärzte begrenzen. Budgetierung heißt das Zauberwort, das laut Verband zusätzlich weitere GKV-Termine verhindert. Eben weil Ärzte für sie gar kein Geld mehr bekommen. Die Kosten für Miete und Personal laufen hingegen unvermindert weiter. „Arztpraxen in Deutschland sind wirtschaftliche Unternehmungen“, betont der Spifa. Sie gehörten weder den Kassen noch dem Staat. Auch dem ist nichts hinzuzufügen.
Interessanterweise bestätigt der Verband damit deutlich, dass Privatversicherte tatsächlich schneller Termine bekommen als gesetzlich Versicherte. Wenngleich es am demnach System liegt und nicht am bösen Willen von Ärzten.
Warum die Überschrift trotzdem „Die Mär der Bevorzugung von Privatversicherten“ lautet, erschließt sich somit nicht so richtig. Auf eine entsprechende Frage erklärt ein Sprecher, dass sie sich auf den Vorwurf bezieht, Ärzte würde Privatpatienten gegenüber gesetzlich Versicherten bewusst bevorzugen. Denn das sei nicht der Fall, es habe nun mal rein wirtschaftliche Gründe.
Wie geschickt so eine Überschrift ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Für den Sozialverband VDK jedenfalls war sie ein gefundenes Fressen, nach dem Motto: „Seht her! Der Spifa streitet ab, dass Privatversicherte bei Terminen bevorzugt werden.“ Doch das tat er im weiteren Verlauf seiner Mitteilung ja gar nicht.
Abgesehen davon wirft der VDK noch mehr vor: Nämlich, dass Ärzte wegen der Budgetierung die privat bezahlten Sprechstunden aufstocken. Womit sie die gesetzlich geforderten 25 Stunden (siehe oben) nicht mehr erreichen. „Im Schnitt bieten Facharztpraxen nur 18,75 Wochenstunden für gesetzlich Versicherte an“, schimpft VDK-Präsidentin Verena Bentele und bezieht sich auf Zahlen des Virchowbunds (der Mitglied im Spifa ist).
Seite 2: Der Virchowbund wird sehr deutlich

1 Kommentare
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kommentierenjan.lanc@deuass.de
Vor 15 MinutenJeder kann ja mal bei Docotlib einen Termin als Privatpatient suchen und als GKV-Patient. Die Unterschiede sind gewaltig, bei Fachärzten, MRT und ähnlichem…..