- Von Jens Lehmann
- 04.11.2025 um 12:23
Wenn es um eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) für Schüler geht, geraten deutsche Versicherer aktuell ein klein wenig ins Schwärmen. Von „Dynamik“ ist die Rede, von „wachsender Nachfrage“ und „enormem Marktpotenzial“. „Wir als Branche, also Versicherer und Vermittler, sollten das Segment der Schüler-BU nutzen, um die immer noch zu geringe Absicherungsquote in der Bevölkerung zu erhöhen und den Menschen den notwendigen finanziellen Schutz zu bieten“, sagt Jens Göhner, Leiter Produktmanagement der Stuttgarter.
Psyche bleibt Hauptgrund für Berufsunfähigkeit
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Und tatsächlich geben die nackten Zahlen Anlass zu Optimismus. Laut Sozialbericht der Bundeszentrale für politische Bildung lernten 2024 rund 8,7 Millionen Kinder und Jugendliche an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. Sie alle sind potenzielle Schüler-BU-Kunden. „Denn Eltern wollen für ihre Kinder nur das Beste und möchten sie verständlicherweise bestens abgesichert sehen“, so Thomas Pollmer, Leiter Produktmanagement Leben bei der Continentale Versicherung.
Damit wachsen auch die Vertriebschancen für Vermittler. Zusätzlicher Rückenwind kommt von Verbraucherschützern, die die Schüler-BU als sinnvolle und zeitgemäße Absicherung empfehlen. Vermittler können im Kundengespräch vor allem mit drei Verkaufsargumenten punkten.
Vor allem drei Verkaufsargumente
Erstens fängt das Produkt finanzielle Belastungen auf, wenn der Nachwuchs durch Krankheit oder Unfall über einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr nicht mehr regelmäßig am Schulunterricht teilnehmen kann. Wie häufig Kinder so lange ausfallen, wird statistisch nicht erfasst. Wohl aber die Zahl von Unfällen oder ernsten Erkrankungen unter Schülerinnen und Schülern mit potenziell langfristigen Folgen (siehe Grafik weiter unten auf der Seite)
Im Versicherungsfall liegen die monatlichen Leistungen je nach Anbieter, Tarif oder Schulform bei aktuell 1.000 bis 1.500 Euro. Im Ernstfall soll das Geld helfen, daraus resultierende Kosten abzufedern. Dazu zählen beispielsweise Mehraufwendungen für medizinische Leistungen oder Verdienstausfälle, wenn ein Elternteil zur Kinderbetreuung zu Hause bleiben muss.
Früher Schutz, der lange bleibt
Die Absicherung während der schulischen Ausbildung ist nett. Doch vorausschauenden Eltern geht es bei der Schüler-BU häufig um sehr viel mehr: Für sie steht der finanzielle Schutz über die Schulzeit hinaus im Vordergrund. Und da wären wir bei Verkaufsargument Nummer 2: Die Verträge laufen meist bis zum Ende des Berufslebens, üblicherweise bis zum 67. Lebensjahr.
„Die Schüler-BU bietet frühzeitig finanziellen Schutz und eine langfristige Absicherung im späteren Berufsleben“, bestätigt Experte Göhner. Die Vorteile lägen insbesondere in den günstigen Beiträgen, dem unkomplizierten Zugang für junge, oft noch gesunde Menschen und der Möglichkeit, den Versicherungsschutz dauerhaft zu sichern. „Und zwar unabhängig davon, welchen Weg der junge Mensch einmal einschlägt, also auch bei späteren, risikoreichen Berufen oder Tätigkeiten.“
Möglich ist das durch die frühe Gesundheitsprüfung schon während der Schulzeit. Mit dem Frühstart in die BU – die meisten Schüler-BU-Verträge greifen vom zehnten Lebensjahr an, einzelne Verträge gelten bereits ab acht beziehungsweise sechs Jahren – lässt sich der meist noch sehr gute Gesundheitszustand im Kindesalter versicherungstechnisch quasi für alle Zeit „einfrieren“, bevor Vorerkrankungen die BU-Absicherung verteuern oder gar verhindern können.
Möglichst uneingeschränkter Schutz
Die Beiträge sind entsprechend niedrig, Ausschlüsse selten. Ein echter „Early Bird“-Vorteil für Kunden – und Verkaufsargument Nummer 3 für Versicherungsvermittler. „Grundsätzlich gilt beim Thema Berufsunfähigkeitsversicherung: Je früher sie abgeschlossen wird, desto besser und günstiger“, betont Continentale-Experte Pollmer.
„Manchmal ist der frühe Abschluss sogar die einzige Möglichkeit, uneingeschränkten Schutz zu bekommen“, ergänzt Jens Patze, Produktmanager Leben bei der Helvetia. Denn für manche Berufsgruppen ist eine BU kaum noch bezahlbar, wenn sie erst nach dem Start ins Arbeitsleben abgeschlossen wird. Wer im handwerklichen oder sozialen Bereich tätig ist, muss mit satten Beitragszuschlägen für die Berufsunfähigkeitsabsicherung rechnen.
Oft sind sie so hoch, dass der Schutz kaum mehr erschwinglich ist. Davon betroffen sind klassischen Risikoberufe wie Maurer, Elektriker, Bäcker, Dachdecker oder Pflegefachkräfte. Hinzu kommen eine Reihe weiterer „sehr schwer bewertbarer Tätigkeiten wie Model oder Influencer“, so Patze. Auch in solchen Fällen wird es nach dem Einstieg in den Beruf schwer, zu akzeptablen Konditionen an eine BU zu kommen.

















































































































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