Die Zukunft: Ist die Fondspolice dafür auch fit genug? Die Anbieter arbeiten zumindest dran © brian howard / Pixabay
  • Von Andreas Harms
  • 17.11.2025 um 14:08
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Neobroker setzen mit schlanken, günstigen Sparformen die Fondspolice unter Druck. Deren Anbieter reagieren, indem sie ihre Produkte weiterentwickeln und mit neuen Eigenschaften versehen. Nur in einem Punkt bewegen sie sich wieder zurück.

Doch was die Macher offenbar unterschätzten: Mit steigendem Volumen in solchen dynamischen Hybriden kamen die Probleme. Denn immer, wenn sie umschichteten, floss entweder viel Geld ins Sicherungsvermögen hinein oder aus ihm heraus. Sie mussten dann Anleihen kaufen oder verkaufen, denn Sicherungsvermögen bestehen zum größten Teil aus solchen Zinspapieren. Langlaufende Anleihen können stark im Wert schwanken, weshalb die Verwalter der Sicherungsvermögen diese Risiken entweder in Kauf nahmen oder sich auf kürzer laufende Papiere verlegten. Doch deren Renditen liegen normalerweise niedriger als die von Langläufern. Kurzum: Die dynamischen Hybride schädigten die klassischen Verträge.

Bafin versteht keinen Spaß

Das ging so weit, dass sich sogar die Finanzaufsicht Bafin der Sache annahm. Ihr Rundschreiben mit dem nicht ganz eingängigen Titel „Rundschreiben zum Grundsatz der unternehmerischen Vorsicht (Prudent Person Principle – PPP) von Versicherungsunternehmen unter Solvabilität II (PPP-Rundschreiben)“ aus dem März 2025 stellt klar, dass fondsgebundene Verträge andere Versicherte nicht benachteiligen dürfen. Umschichtungen in dynamischen Hybriden können sogar dazu führen, dass der Versicherer stille Lasten auflösen muss, sprich: Er muss Anleihen mit Verlust verkaufen.

Außerdem steht da ein teurer Satz: „Materielle Nachteile für die Überschussbeteiligung der anderen Verträge sind im Zweifel aus Unternehmensmitteln auszugleichen, wenn sie nicht durch andere Maßnahmen, zum Beispiel eine geeignete Ausgestaltung von Umschichtungs­algorithmen, vermieden werden können.“ Spätestens da hört der Spaß dann auf.

Was schon recht dramatisch klingt, bringt IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer noch nicht aus der Ruhe. „Inwieweit diese Kritikpunkte von der Bafin zukünftig in Form von strengen Vorgaben und Auflagen für die Versicherer ihren Niederschlag finden, bleibt abzuwarten. Offensichtlich ist jedoch, dass die Bafin den Druck erhöht. Für die Versicherer werden die Produkte mit dynamischen Garantieerzeugungsmodellen dadurch weniger interessant“, meint er.

Wohin sich der Markt für Fondspolicen jetzt entwickelt

Als Leiter Versicherungen – Aktien bei der BNP Paribas in Deutschland befasst sich Christian Eck regelmäßig mit „kapitalmarktgebundenen Versicherungsprodukten“. „Wir sehen, dass statische Hybride wiederkommen, weil sie im Gegensatz zu dynamischen Hybriden einfacher zu handhaben sind und der Versicherer die Kapitalmarkt-Risiken und Performance-Bausteine auslagern kann, wenn er will“, sagt er. In dem Zusammenhang erwähnt er eine Neuerung: Wenn der Versicherer hohe Garantien gewährleisten will, muss der Sicherungsteil in der Police recht hoch sein. Wenn der Kunde aber trotzdem stark am Aktienmarkt beteiligt sein soll, muss man die Performance-Bausteine hebeln. „Dazu könnten zusätzliche Gelder für den Kauf von Fondsanteilen aufgenommen werden oder sogenannte Hebelhybride eingesetzt werden. Das beinhaltet dann aber keine Fonds mehr, sondern synthetische Bausteine, die ebenso die Performance von Aktienmärkten liefern“, so Eck.

Hinweise auf Hebel

Wie viele solche Produkte es schon gibt, ist nicht ganz klar. In den Versicherungsbedingungen werden Hebel nicht ausdrücklich erwähnt. Ein Hinweis sind aber hohe Garantien bei zugleich hoher Aktienquote. Ein weiterer ist die Wortwahl in den Bedingungen. Dann steht dort nicht, dass der Kunde die Fondsanteile als Fondsguthaben besitzt, sondern so etwas wie: Er bekommt die Fonds-Performance, ist an die Wertentwicklung gekoppelt oder ähnliches. Und auf ein externes Depot ausliefern lassen kann er sich die Anteile auch nicht.

Sind solche synthetischen Konstrukte schlimm oder gefährlich? Nein. Man sollte aber wissen, wie sich das auf Garantie und Wertentwicklung auswirkt. Die Kosten können steigen, weil Hebel mit Kredit arbeiten und deshalb Zinsen kosten. „Es muss intelligent gemacht werden“, gibt Christian Eck zu Bedenken, zeigt sich aber sicher: „Dann hat es definitiv eine Zukunft.“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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