- Von René Weihrauch
- 06.05.2025 um 08:58
Ohne die privaten Krankenversicherer wäre das deutsche Gesundheitssystem lange nicht so leistungsfähig wie es ist. Das Nebeneinander aus GKV und PKV hat uns beispielsweise besser durch die Corona-Pandemie gebracht als so manches andere europäische Land. Doch auch langfristig profitiert das Gesundheitssystem von der PKV. Ein Grund dafür ist der sogenannte Mehrumsatz, den privat Versicherte zu den Gesundheitskosten im Land beitragen. Doch was versteht man genau darunter?
12,3 Milliarden Mehrumsatz für das Gesundheitssystem
„Der Mehrumsatz der Privatversicherten beziffert die zusätzlichen Finanzmittel, die nur deshalb ins Gesundheitssystem fließen, weil die Leistungen für diese Patienten nicht den begrenzten und teils budgetierten Vergütungssystemen der GKV unterliegen“, heißt es in einer Erklärung des Wissenschaftlichen Instituts der Privaten Krankenversicherung (WIP). So lag der Mehrumsatz 2023 laut einer WIP-Berechnung bei 14,46 Milliarden Euro – Geld, das dem Gesundheitssystem ohne Privatpatienten schlicht fehlen würde. „Und in Wahrheit liegt der Mehrumsatz sogar noch erheblich höher“, erklärt Michèle Pino (Bild), Maklerreferentin Krankenversicherung von der Inter Versicherungsgruppe. „In den 14,46 Milliarden sind nämlich die Rechnungen, die nicht bei den privaten Krankenversicherern eingereicht werden, gar nicht enthalten. Das können beispielsweise Arztrechnungen sein, die Versicherte selbst begleichen, um sich die jährliche Beitragserstattung zu sichern. Somit profitiert das Gesundheitssystem noch stärker von den Privatversicherten als es sich in dem errechneten Mehrumsatz ausdrückt.“
Mehr als die Hälfte des Mehrumsatzes floss mit fast 8 Milliarden Euro in den ambulant-ärztlichen Bereich. Umgelegt auf jede einzelne Arztpraxis entsprach das laut WIP-Berechnung einem zusätzlichen Umsatz von rund 74.000 Euro. Das heißt: „Privatversicherte, die 10,4 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, tragen mit 21,4 Prozent zur Finanzierung der Arztpraxen bei“, so die Forscher des WIP. Damit tragen sie auch zum Erhalt von Praxen in dünn besiedelten Regionen auf dem Land bei.

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PKV als Innovationsmotor für das Gesundheitssystem
Insgesamt bezifferten sich die Leistungsausgaben der Privaten Krankenversicherer 2024 auf 40,3 Milliarden Euro. Die PKV hilft damit nicht nur, die ambulante Versorgung in Deutschland zu gewährleisten. „Sie fungiert auch als Innovationsmotor für den medizinischen Fortschritt, indem sie zum Beispiel für Behandlungsmethoden aufkommt, deren Kosten die gesetzlichen Kassen nicht erstatten“, sagt Inter-Expertin Pino. Ein gutes, aktuelles Beispiel dafür ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz bei der Hautkrebsvorsorge – eine innovative Untersuchung, die bisher privat bezahlt werden muss. Sie basiert auf einer fotografischen Dokumentation der gesamten Hautoberfläche des Körpers. Mit Hilfe von KI werden Hautauffälligkeiten anschließend mit vorherigen Untersuchungen verglichen. Verdächtige Veränderungen können so schneller erkannt werden als bisher. Wenn moderne Methoden dieser Art irgendwann einmal im gesamten Gesundheitssystem angewandt werden, nützt das auch der großen Mehrheit der 74,6 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland.
Ähnlich verhält es sich bei Medikamenten. Das Wissenschaftliche Institut der PKV weist darauf hin, „dass die Private Krankenversicherung ihren Versicherten anteilig vier Mal mehr innovative, patentgeschützte Arzneimittel erstattet als die GKV“. Das bedeutet: „Damit beteiligt sich die PKV überdurchschnittlich stark an den Forschungs- und Entwicklungskosten der Pharmahersteller.“ Auch davon profitiert letztlich wieder das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland.

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