- Von Sabine Groth
- 16.05.2025 um 09:31
Eine wichtige Aufgabe in der Beratung zur Generationenvorsorge ist es, ein auskömmliches monatliches Einkommen im Ruhestand sicherzustellen. Hierzu kann vorhandenes Kapital in regelmäßige Auszahlungen umgewandelt werden. Der Klassiker ist die lebenslange Verrentung des Kapitals – entweder innerhalb einer bestehenden privaten Rentenversicherung oder einer neu abgeschlossenen Sofortrente. Eine feste Summe fließt daraus regelmäßig bis zum Lebensende aufs Konto. Ist eine dynamische Rente vereinbart, steigt die garantierte Zahlung, abhängig von den erwirtschafteten Überschüssen. Das Hauptargument für die lebenslange Verrentung des Kapitals ist die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos. Hinzu kommt eine vorteilhafte Besteuerung der Auszahlungen. Dies gilt besonders, wenn das Kapital bereits in der Police angespart wurde.
Absicherung des Langlebigkeitsrisikos vs. Chance auf höhere Auszahlung
Die Verrentung hat jedoch in der langen Niedrigzinsphase stark an Attraktivität eingebüßt. Was nützen eine lebenslange Garantie und Steuervorteile, wenn aus dem angesparten Kapital nur sehr wenig Rente ausgezahlt werden kann. Die gesunkene Verzinsung der Kapitalanlagen bei den Lebensversicherern und der bis auf 0,25 Prozent gefallene Höchstrechnungszins haben auch die Rentenfaktoren in Fondspolicen schrumpfen lassen.
Gleichzeitig hat eine ganze Reihe von Versicherern ihre Fondspolicen modernisiert und bietet flexible Entnahmephasen an. Auch Auszahlpläne sind im Angebot. Hier fließt eine vereinbarte Summe regelmäßig an die Kunden. Die Vorteile: Kunden geben ihr Kapital nicht für eine Verrentung aus der Hand, sondern können weiter frei darüber verfügen. Im Todesfall kann das verbliebene Kapital an die Erben übergehen. Zudem können Kunden bei Auszahlplänen voll in Fonds investiert bleiben und von höheren Renditechancen profitieren. Die Gefahr hierbei ist, dass sich die Kapitalmärkte anders entwickeln als erhofft und das Kapital früher aufgebraucht ist als geplant.

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Vorteile eines flexiblen Ablaufmanagements
Was schwerer wiegt, die Chancen oder das Risiko, muss jeder für sich entscheiden. Keiner weiß, wie sich die Kapitalmärkte künftig entwickeln. Auch ein Blick in die Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft, kann aber helfen, Risiken abzuwägen. Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Anlagerisiko zu begrenzen. Zum Beispiel durch Aufteilung der Gesamtanlage in einen konservativen Topf für die nächsten Auszahlungen und ein offensives Depot, das einige Zeit nicht angetastet werden muss.
Helvetia-Analyse: Auszahlpläne als interessante Alternative zu lebenslanger Rente
Helvetia Leben untersucht regelmäßig, wie sich Auszahlpläne, bei denen das Kapital komplett an den Aktienmärkten investiert bleibt, in der Vergangenheit entwickelt hätten. Dazu wird eine durchschnittliche jährliche Rendite unterstellt und zusätzlich die reale Entwicklung der Aktienmärkte berücksichtigt. Schließlich unterliegen diese Schwankungen, die den Guthabenverlauf von Auszahlplänen beeinflussen. Auf Basis echter Performance-Daten seit 1970 wird simuliert, wie sich Auszahlpläne über rollierende Zeiträume entwickelt hätten. Es wurde angenommen, dass jeweils ein Drittel des Guthabens in den drei Aktienindizes DAX, Dow Jones und MSCI World investiert ist – eine rein fiktive Anlage, eventuelle Produktkosten sind nicht berücksichtigt. „Die regelmäßige Auszahlung entspricht der höchsten garantierten lebenslangen Rente am Markt, die zum Untersuchungszeitpunkt im Rahmen einer Sofortrente erzielbar wäre“, erläutert Guntram Overbeck, Leiter Produktmanagement bei Helvetia Leben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Auszahlpläne im Vergleich zu lebenslangen Renten eine attraktive Alternative sind. Sie belegen jedoch auch, dass sie bei der ersten Analyse 2023 noch attraktiver waren als in der aktuellen Untersuchung. Die höheren Zinsen und der Anstieg beim Höchstrechnungszins zum Jahresanfang 2025 auf 1 Prozent zeigen ihre Wirkung: die Renten steigen wieder.
Mit steigenden Zinsen gewinnt lebenslange Rente an Attraktivität
In einem Beispielfall steht einem 67-jährigen Musterkunden ein Kapital in Höhe von 500.000 Euro zur Verfügung. Im Jahr 2023 hätte hierfür eine lebenslange monatliche Rente von 1.535 Euro ausgezahlt werden können, 2025 sind es schon 1.680 Euro. Die Helvetia-Experten haben untersucht, wie sich entsprechende Auszahlpläne bis zum 90. Geburtstag dieses Kunden entwickelt hätten. In der 2023-Analyse hätte das Kapital in allen untersuchten 23-Jahres-Perioden ausgereicht. In 97 Prozent der Fälle wäre noch nicht einmal Kapital verzehrt worden, sondern das Guthaben weitergewachsen. Unterstellt man eine feste 2-prozentige Dynamik der Auszahlungen – schließlich können auch garantierte Renten im Laufe der Zeit durch Überschüsse ansteigen –, gibt es ebenfalls keine Periode, in der das Kapital nicht reichte. In 93 Prozent der Zeiträume ist das Kapital trotz Auszahlungen gewachsen.
In der diesjährigen Untersuchung hat die höhere unterstellte Auszahlung dazu geführt, dass in rund 1 Prozent der Fälle das Kapital nicht gereicht hätte – und bei einer 2-prozentigen Dynamik in knapp 4 Prozent der Fälle. Bei rund 85 beziehungsweise 71 Prozent (Dynamik) standen zum 90. Geburtstag mehr als 500.000 Euro zur Verfügung.
„Noch scheint der Auszahlplan die interessantere Variante zu sein“, meint Overbeck und ergänzt: „Wenn die Garantiezinsen und Überschüsse weiter steigen, gewinnt die lebenslange Verrentung an Attraktivität.“ Allerdings sollte die Renditesicht nicht das einzige Auswahlkriterium sein. Benötigen Kunden auf jeden Fall bis zum Lebensende monatlich eine bestimmte Summe, ist eine Verrentung meist sinnvoller. Und warum überhaupt eine Entweder-Oder-Entscheidung treffen? „In vielen Fällen bietet sich eine Kombination aus Auszahlplan und lebenslanger Verrentung an“, meint Overbeck.

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