Ruhestandsplaner David Meyhöfer von der M&W Finanzoptimierung © M&W Finanzoptimierung
  • Von Oliver Lepold
  • 24.09.2025 um 09:02
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Worauf kommt es bei der Ruhestandsplanung für die umworbene Zielgruppe der Über-50-Jährigen konkret an? Pfefferminzia befragte Ruhestandsplaner David Meyhöfer, M&W Finanzoptimierung, nach seinen Erfahrungen und Empfehlungen.

Pfefferminzia: Wie ermitteln Sie den Kapitalbedarf im Ruhestand? Gibt es dafür eine Faustformel? 

David Meyhöfer: Wir beraten sehr individuell und nutzen eine Software, die die Zahlungsströme des Kunden berücksichtigt und eine Nachsteuerbetrachtung durchführt. Als Faustformel gilt, dass jeder im Schnitt über 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens im Ruhestand verfügen sollte. Wenn das angesparte Kapital 20 Jahre reichen soll, lässt sich hochrechnen, dass man bei einer konservativen Geldanlage, die 5 bis 6 Prozent einbringt, jährlich etwa 8 Prozent herausnehmen kann.  

Nach fast 30 Jahren in der Branche weiß ich, dass der Kapitalbedarf im Ruhestand nicht linear ist. Menschen gehen in Rente und der Kapitalbedarf steigt, weil sie 24 Stunden Zeit haben, Geld auszugeben. Erst ab 75 oder 80 Jahren wird der Bedarf weniger, weil keine Fernreisen etc. mehr stattfinden und auch der Konsum bei vielen Kunden nachlässt. Und am Ende steigt das Pflegerisiko, dann kann es wieder zu einer Kostensteigerung kommen. Das alles berücksichtigen wir mit verschiedenen Konstellationen.

Wie reagieren Ihre 50plus-Kunden auf die in den meisten Fällen bestehende Rentenlücke? Was raten Sie, wenn sich diese nicht mehr schließen lässt? 

Das ist immer spannend. Manchmal gibt es wirklich eine gravierende Rentenlücke. Gerade bei Kunden, die nicht viel sparen, aber erwarten, in der Rente genauso viel Geld zu haben. Das funktioniert natürlich nicht. Ich nehme die Kunden dann an die Hand und versuche, so viel wie möglich bis zum Renteneintritt zur Seite zu legen. Sie also vom heutigen Konsumverzicht zu überzeugen. 

Kürzlich wollte ein 67-jähriger Kunde von mir wissen, wie lange sein Erspartes reicht. Ergebnis: Er darf nicht so alt werden, wie er wollte. Das fand er blöd. Seine Lösung: Er arbeitet nun im Supermarkt, um weniger aus seinem Kapitalkonto abziehen zu müssen. Solange Kunden gesund sind, ist das eine Lösung. Die geplante Aktivrente ab Januar 2026 könnte es noch interessanter machen, länger zu arbeiten, wenn das Geld nicht reicht.

Dann spielt ein späterer Rentenbeginn eine wichtige Rolle in der Beratung?  

Das hängt natürlich auch vom Beruf ab. Aber Teilzeitarbeit ist oftmals kein Problem. Eine andere Möglichkeit ist sofortiger Konsumverzicht. Das ist schwierig, aber möglich. Kunden haben durchaus die Tendenz, wenn ihnen ihre Rentenlücke bewusst gemacht wird, dass sie hinterfragen, wofür sie aktuell Geld ausgeben. Dann sind sie oft bereit, höhere Beiträge zu investieren. Wir reden nicht selten über Beiträge bis zu 1.000 Euro, wenn die Kunden sich das leisten können. Aber sie verzichten deswegen niemals auf ihren Urlaub.

Wie lässt sich die Immobilie als liquiditätsblockierender „Vermögensschwamm“ im Rahmen einer Ruhestandsplanung optimal aufstellen? 

Eine Immobilie bindet sehr viel Kapital. Eine echte Altersvorsorge ist ein Haus nur, wenn der Kunde es zur Rente kapitalisiert. Ansonsten wird es häufig zu einem finanziellen Grab, weil Kunden es oftmals vor 30 Jahren gekauft oder gebaut haben und nun sehr viel für die Sanierung hineinstecken müssten. Ich treffe häufig auf Kunden, die die Mittel dafür nicht haben. Dann sprechen wir über einen Verkauf oder Teilverkauf des Grundstücks. Wir erarbeiten sinnvolle Lösungen, zum Beispiel könnten die Kinder das Haus gegen Rentenzahlungen übernehmen. 

Haben Sie ein Beispiel für einen erfolgreichen Verkauf im hohen Alter? 

Wir haben eine 80-jährige Kundin, die wir überzeugen konnten, ihr Haus zu verkaufen. Sie zahlt nun eine ordentliche Miete für eine schicke Mietwohnung, die wir ihr organisiert haben. Selbst mit einer Kapitalentnahme könnte sie jetzt 125 Jahre alt werden und sich das alles leisten. Und ihr bleibt auch noch etwas zum Vererben übrig. Sie war im Nachgang froh, dass sie die Last des Gartens und Hauses los war und nun den Ruhestand in ihrer Wohnung genießen kann.

Wie häufig muss ein Ruhestandsplan nachjustiert werden? 

Ich orientiere mich am TÜV für Autos, das kennt jeder Kunde. Alle zwei Jahre spreche ich mit 50plus-Kunden über die Ruhestandsplanung. Bei Schicksalsschlägen kann es sein, dass Ziele nicht mehr erreichbar sind oder der Kunde früher in Rente gehen muss. Dann passen wir die Planung an. Sobald der Kunde im Ruhestand ist, führen wir Jahresgespräche. Die Rentenkonten haben feste Zahlungsströme, aber die flexiblen Konten müssen regelmäßig überprüft und an den Kapitalbedarf angepasst werden. Tatsächlich kommt es häufig vor, dass Kunden mehr als gedacht ausgeben oder im Ruhestand erben. Es gibt also immer wieder frischen Gesprächsbedarf in der Ruhestandsplanung. Dabei gilt: Je älter die Kunden werden, desto geradliniger sind sie. Sie möchten sich dann nur noch auf eine Sache, ein Konto fokussieren. Wir verschlanken dann.  

Wann ist für Sie als Berater eine Ruhestandsplanung rundum erfolgreich? 

Wenn der Kunde die finanzielle Sicherheit hat und die Flexibilität, so lange wie möglich selbstbestimmt seinen Ruhestand zu genießen. 

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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