Jasmin Schreg, Managing Consultant (links), und Eva Baumgart, Senior Managerin (rechts) bei der Unternehmensberatung Wavestone: Das S aus ESG hat für Versicherungskunden Priorität. © Wavestone, Pfefferminzia/Canva
  • Von Redaktion
  • 13.05.2025 um 12:39
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Eine internationale Studie zeigt: Deutschland hinkt bei ESG-Themen im Vergleich zu anderen Ländern hinterher, während soziale Nachhaltigkeit unter anderem in der Schweiz hoch im Kurs steht. Die Gastautorinnen Eva Baumgart und Jasmin Schreg von Wavestone erklären, woran das liegt und warum das „S“ in ESG für deutsche Kunden so wichtig ist.

Geopolitische Krisen, wirtschaftliche Unsicherheit und diverse gesellschaftliche Diskussionen haben die Themen Nachhaltigkeit und ESG aus dem öffentlichen Fokus verdrängt. Doch für die Mehrheit der Versicherungskunden sind die Themen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG: Environmental, Social, Governance) nach wie vor wichtig.

Das zeigt eine internationale Studie des Beratungsunternehmens Wavestone. Demnach bewerten in Deutschland 62 Prozent der Befragten die Dimension Soziales als wichtig, gefolgt von Governance mit 59 Prozent Zustimmung. Etwas überraschend: Der Bereich Umwelt liegt mit 53 Prozent nur auf Rang drei.

Nachhaltigkeit ist für Versicherer zentral, um Kundenerwartungen zu erfüllen und so in einem zunehmend kompetitiven Umfeld Kunden zu halten und neue zu gewinnen.

Soziale Nachhaltigkeit im Fokus – Deutschland mit Rückstand

Im internationalen Vergleich fallen zwei Punkte auf: Das S aus ESG hat für Versicherungskunden Priorität – und Deutschland liegt hinter anderen Märkten zurück. Wavestone hat mehr als 7.000 Menschen in insgesamt sechs Ländern befragt, neben Deutschland auch in der Schweiz, im Vereinigten Königreich (UK), in Frankreich, den USA und Kanada.

Spitzenreiter bei den Erwartungen an Nachhaltigkeit ist die Schweiz: 77 Prozent der Befragten hier bewerten Soziales wichtig, gefolgt von UK mit 75 Prozent und Frankreich mit 72 Prozent. Auch in Kanada (68 Prozent) und den USA (65 Prozent) ist das S von großer Bedeutung. Die USA bilden dabei die einzige Ausnahme: Hier steht Umwelt mit 67 Prozent an erster Stelle. In den fünf anderen Märkten ist Soziales einheitlich der wichtigste ESG-Faktor – wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung.

ESG-Klischees und Traditionen

Diese regionalen Unterschiede lassen sich durch kulturelle und politische Prägungen erklären. In der Schweiz beispielsweise besteht ein stark ausgeprägtes und historisch tief verankertes Gemeinwohlverständnis. Daher überrascht die hohe Bedeutung von Social die Studienautorinnen nicht.

Im Vereinigten Königreich nehmen sozialpolitische Themen einen breiten Raum in der öffentlichen Debatte ein, etwa Fragen der Gleichstellung, Diversität und sozialen Teilhabe. Frankreich ist das Land starker Gewerkschaften und einer langen sozialpolitischen Tradition, basierend auf einem ausgeprägten Bewusstsein der Bevölkerung für diese Themen.

In Deutschland legen die Befragten dagegen mehr Wert auf regulatorische Aspekte. Zudem lässt sich die politische Nachhaltigkeitsagenda derzeit als fragmentiert beschreiben. Das führt auch dazu, dass es bei Kunden an Wissen fehlt, was „nachhaltig“ konkret bedeutet, gerade auch bei Versicherungen.

Nur 25 Prozent der deutschen Befragten in der Studie wussten zu Beginn, was mit dem Begriff Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Versicherungen gemeint ist. Weiterhin zeigte sich, dass Kunden hierzulande konkrete Informationen zu Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmaßnahmen seltener explizit einfordern, etwa im Beratungsgespräch.

Welche Kundengruppe am ehesten von nachhaltigen Finanzprodukten begeistert ist, lesen Sie auf der zweiten Seite.

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